Potsdam-Mittelmark: Der Weltkriegs-General, der ein Verbot von SA und SS durchsetzte Vor 65 Jahren auf dem Stahnsdorfer Kirchhof beigesetzt:
Reichsminister Wilhelm Groener
Stand:
Reichsminister Wilhelm Groener Von Gerhard Petzholtz Am 8. Mai 1939 wurde der General und Politiker Wilhelm Groener auf dem Stahnsdorfer Kirchhof beigesetzt. Er war am 3. Mai. im Alter von 72 Jahren in Potsdam-Bornstedt verstorben. Sein Grab befindet sich auf dem „Kapellenblock“, Erbbegräbnis 81, also gegenüber der Kapelle linksseitig vom Durchblick: Ein großes Granitkreuz mit der Inschrift „Familie Groener“, die Ehefrau Helene wurde hier bereits 1926 bestattet. Wilhelm Groener ist ein zu Unrecht vergessener deutscher General des Ersten Weltkrieges und Politiker der Weimarer Republik. Im zu Ende gehenden Krieg und in der jungen Weimarer Republik hat er sich hohe Verdienste erworben, was jedoch nicht von allen damaligen Verantwortlichen so gesehen wurde. Möglicherweise kommt diesem Mann wenig Ehre zuteil, weil er ein für Preußen untypischer Vertreter war: nicht adlig und gebürtiger Schwabe. Wilhelm Groener wurde als Sohn eines Handwerkers am 22. November 1867 in Ludwigsburg geboren und trat mit 17 Jahren in die württembergische Armee ein. Er trug alle Voraussetzungen für einen späteren preußischen Militär: nüchtern, ernsthaft und sehr tüchtig. 1912 wurde er Chef der Eisenbahnabteilung, 1916 zum Generalleutnant befördert und Chef des Kriegsamtes. Hier geriet er, da er nicht nur militaristisch dachte, in politische Schwierigkeiten mit dem Hauptverantwortlichen des deutschen Heeres, General Ludendorff. Infolgedessen wurde Groener abberufen und an die Front versetzt, wo er bis Kriegsende Erster Kommandierender in der Ukraine war. Da er im verlorenen Krieg relativ unbelastet war, ernannte Wilhelm II. ihn von Oktober 1918 bis November 1919 zum Ersten Generalquartiermeister: Groener organisierte den ordnungsgemäßen Rückmarsch und die Demobilisierung des deutschen Heeres. Groener geriet allerdings in Konflikt mit dem Kaiser, der nach seiner Meinung sofort abdanken müsse oder so gar den „ehrenhaften Freitod an der Front suchen sollte“. Groener wörtlich: „Das Heer wird unter seinen Führern und Kommandierenden Generalen geschlossen und in Ordnung in die Heimat zurückmarschieren, aber nicht unter Führung Eurer Majestät!“ Nachdem seine Majestät in der Tat abgedankt hatten, verweigerte dieser bei der Verabschiedung vor den Oberkommandierenden General Groener den letzten Händedruck mit den Worten: „Mit Ihnen habe ich, nachdem ich den Oberbefehl niedergelegt habe, nichts mehr zu tun. Sie sind württembergischer General“. Nach dem verlorenen Krieg verband sich der politisch realistisch denkende Groener mit den neuen sozialdemokratischen Volksbeauftragten. Vor allem mit Parteiführer Friedrich Ebert verstand er sich besonders gut, vielleicht weil sie beide süddeutsche Handwerkersöhne waren. Groener strebte ein Bündnis gegen die aus den Fugen geratene Revolution an und konnte Ebert dafür gewinnen. Ersterer sagte später: „Von da ab sprachen wir uns täglich abends auf einer geheimen Leitung zwischen der Reichskanzlei und der Heeresleitung über die notwendigen Maßnahmen. Das Bündnis hat sich bewährt“. Es ist in die Geschichte als Ebert- Groener-Pakt eingegangen. In der jungen Weimarer Republik bekleidete Wilhelm Groener bedeutende Ministerämter: Von 1920 bis 23 war er Reichverkehrsminister, danach Reichswehrminister und 1931 bis 32 Innenminister im Kabinett Brüning. Als Innenminister setzte er das Verbot von SA und SS durch. Möglicherweise erhielt er aus diesem Grunde bei seinem Begräbnis auf dem Stahnsdorfer Kirchhof am 8.Mai 1939 kein militärisches Zeremoniell. Fünf Jahre zuvor, im Oktober 1933, wurde an diesem Ort für den Generalfeldmarschall von Kluck ein solches Spektakel veranstaltet. Dabei hatte von Kluck kaum erwähnenswerte Verdienste im Gegensatz zu Generalleutnant und Reichsminister Wilhelm Groener.
Gerhard Petzholtz
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