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Potsdam-Mittelmark: Der Wert der Ruhe

Kemnitzer sollen freiwillig für Lärmschutz zahlen

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Werder (Havel) - Wie teuer wird es für die Kemnitzer, wenn der Ort eine vier Meter hohe Lärmschutzwand bekommt? Es war die wichtigste Frage vieler Einwohner bei einem Bürgerforum, zu dem am Mittwochabend die CDU-Landtagsabgeordnete Saskia Ludwig eingeladen hatte. Beantwortet wurde sie nicht. Die Kemnitzer wissen jetzt aber, dass es die befürchtete Zwangsabgabe nicht geben wird. „Anders als beim Straßenbau gibt es dafür keine rechtliche Grundlage“, sagte die 1. Beigeordnete Manuela Saß bei der Veranstaltung. Eine Kostenbeteiligung könne nur auf freiwilliger Basis erfolgen. Ohne die Bereitschaft der Kemnitzer, auch das machte sie deutlich, sieht es allerdings schlecht aus für Lärmschutz im Dorf.

Saß erinnerte an die Plessower Bürgerinitiative, die gegen einen sehr hohen BOS-Funkturm im Ort protestiert hatte und die Mehrkosten für einen Umzug dann zum Teil selbst übernahm. Ähnlich argumentierte Saskia Ludwig. „Lärmschutz wollen und andere alles zahlen lassen – so wird das nicht funktionieren.“ Das Projekt ist länger im Gespräch, der Lärm macht vielen Bürgern zu schaffen.

Das Rathaus hatte, wie berichtet, unlängst einen Bauantrag für eine ein Kilometer lange Lärmschutzwand zwischen der Ortslage und der unmittelbar angrenzenden Eisenbahnstrecke gestellt – allerdings vergessen, den Bürgern vorher noch mal Bescheid zu sagen. „Da sind die Gefühle hier natürlich hochgekocht“, wie einer der rund 30 Veranstaltungsgäste sagte. Eine von Saskia Ludwig angestoßene und einem örtlichen Unternehmer unterstützte Initiative, Lärmschutz durch breitere Erdwälle umzusetzen, war vor zwei Jahren an der Intervention von Grundeigentümern gescheitert.

Für schmalere Wände würde man nun ausschließlich Grundstücke der Deutschen Bahn AG benötigen. Für vier Meter hohe Wände sind die an der Bahnstrecke lebenden Kemnitzer dennoch im Boot, wie der beauftragte Planer Josch Bender erklärte. „Nachbarschaftsrechte sind betroffen, wir brauchen die Zustimmung.“ Bei zwei Metern Höhe ginge es ohne, der Effekt wäre nicht derselbe: Von 65 Dezibel würde es mit vier Metern um zwölf, mit zwei um sechs Dezibel runtergehen.

Durch das Bauantragsverfahren zwinge man die Bahngremien erst mal zu einer Aussage, was technisch an der unlängst erneuerten Strecke erlaubt und möglich ist, sagte Beigeordnete Saß. „Bei der Bahn gelten eigene Gesetze.“ Über den Zwischenstand des Bauantragsverfahrens sollen die Kemnitzer ab sofort regelmäßig informiert werden. Immerhin sei die Bahn, wie es am Mittwochabend von Josch Bender hieß, bereit, sich an den Kosten für die Maximalvariante, die bei einer Million Euro liegen würden, zu beteiligen. Auch ein örtlicher Unternehmer hatte vor zwei Jahren einen Zuschuss zugesagt. Reichen wird das nicht, die Kemnitzer müssen mit ran.

Sollen alle dasselbe zahlen, soll nach Grundstücksgrößen abgerechnet werden, auf Spendenbasis? Nach Auffassung von Ortsvorsteher Joachim Thiele wird sich das nur durch einen Bürgerentscheid klären lassen. Ein paar ältere Damen signalisierten, nichts von alledem zu halten. Der Eisenbahnlärm würde sie überhaupt nicht stören. „Den gab es immer.“ hkx

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