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Potsdam-Mittelmark: Didgeridoo und Conga in Caputh

Weltmusikalische Rhythmen von „Jacaranda“

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Weltmusikalische Rhythmen von „Jacaranda“ Schwielowsee · Caputh - „Alphörner in Kühlungsborn“, wie ein regionales Blatt der Waterkant den Auftritt des Berlin-Brandenburgischen „Jacaranda“-Ensembles im Juli 03 titelte, ist sicherlich nicht spektakulärer, als wollte man das Konzert dieses lebensfrohen und perkussionsstarken Ensembles am Samstag mit „Didgeridoo und Conga in Caputh“ überschreiben. Beides weist auf das Gleiche: Die 1997 aus Musikern und Solisten der Brandenburger Symphoniker gebildete Gruppe lässt auf Weltgewandtheit in jeder Hinsicht schließen. Konzertreisen führten das Quintett auf manche der bewohnten Kontinente, wo sich der Anregungen viele für musikalische Ideen und ästhetische Positionen finden ließen, wo exotisches Instrumentarium entdeckt und dem jetzt wohl verpflichtenden „Jacaranda“-Sound einverleibt wurde, seien es besagt-alpine Langhörner oder gigantischen Gongs, wie man sie von Japan und vom Tibet her kennt. Irgendwie wird, zwischen Klassik und Jazz, Folk und Eigenem, auch „Weltmusik“ daraus – unter Eingeweihten gilt das nach wie vor phantastisch klingende Ensemble längst als deren „Botschafter“, wenn auch ohne Portefeuille. Am Samstag also ein unbetiteltes Konzert anlässlich der „Caputher Musiken“, als Openair im Schlosshof vorgesehen, dann ob mittelschweren Regens in die Stüler-Kirche verlegt. Bester Besuch, wohl 200 Gäste kamen, Mann und Frau und kleine Kinder. Für sie war der sehr kraftvolle Introitus, „Derwisch“, mit Saxophon und Handtrommeln sehr ruhig beginnend, sich dann in tranceartige Szenen höchster fortissimo steigernd, vielleicht etwas laut, doch die folgenden Titel, „Color of Earth“ oder „Canto della Luna“, bremsten die längst erhitzten Gemüter im Publikum wieder. Der moderne Mensch scheint ja mehr Rhythmus im Blute zu tragen denn Neigung zur Melodie. „Jacaranda“, dem Namen nach ein Hartholzstrauch im Süden von Afrika, weiß diese Inklination professionell zu bedienen, leise Stücke folgen auf kraftvolle, langsame auf schnelle, gar ekstatische, wie jene „Improvisation“, bei welcher man denken sich könne, „was man will“, so Jacarandas Frontmann Sebastian Pietsch als eleganter und kenntnisreicher Moderator des Abends. Er war für verschiedene Blasinstrumente „zuständig“, Fagott, Tenor- und Bariton-Saxophon, ein Virtuose durch und durch, wie alle im Team: Richard J. Mosthaf blies neben dem röhrenden Didgeridoo eines der Alphörner, Thomas R. Hoffmann das andere, er trat auch als exzellenter Hornist in Erscheinung. Percussion vom Feinsten am Multikulti-Klanggerät gab Kay Degner, sein Partner Matthias Dressler desgleichen. Keiner der Fünf ist vor 1965 geboren, eine junge Truppe also, sie hatte in Stülers Kirche ihren wohlverdienten Triumph. Denn gar viel erprobt waren alle Stücke des stark zu moderner Rhythmik neigenden Programms – es glich fast genau jenem Konzert, das man schon vor zwei Jahren unter dem Titel „Good Vibrations“ in Potsdam gehört. Neu war wohl die ganz zum Jazzigen neigende Paraphrase auf das berühmte Thema, welches Friederich II. einst Bach gestellt; unter dem Titel „Musikalisches Opfer“ erwarb es sich bleibenden Ruhm. Es scheint, als seien die „Botschafter ohne Portefeuille“ im Vergleich zweier Jahre so zu beschreiben: etwas lauter geworden, im musikalischen Vortrag stets routiniert, im Sound eher konstant, im Stil moderner, in sich selbst ziemlich gleich.

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