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Potsdam-Mittelmark: Die Betriebe sind das Problem Kreis will Lehrabbrecher frühzeitig beraten

Potsdam-Mittelmark - Probleme mit dem Ausbildungsbetrieb sind im Landkreis der häufigste Grund, warum Jugendliche ihre Ausbildung abbrechen. Das ist das Ergebnis eines Zwischenberichtes zu einem landesweiten Projekt, um die Abbrecherquote unter den Auszubildenen zu senken.

Von Enrico Bellin

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Potsdam-Mittelmark - Probleme mit dem Ausbildungsbetrieb sind im Landkreis der häufigste Grund, warum Jugendliche ihre Ausbildung abbrechen. Das ist das Ergebnis eines Zwischenberichtes zu einem landesweiten Projekt, um die Abbrecherquote unter den Auszubildenen zu senken. „Bisher wurde nie erfasst, warum die Jugendlichen ihre Ausbildung abbrechen“, sagte die Sachbearbeiterin Simone Kühn jüngst bei der Vorstellung des Zwischenberichtes vor dem Jugendhilfeausschuss des Kreises.

Zahlreiche Lehrabbrecher hätten sich in ihren Betrieben vernachlässigt oder unterfordert gefühlt. Nach den Problemen mit dem Betrieb folgt bei den Abbruchgründen die falsche Berufswahl. „Hier sind die weiterführenden Schulen gefragt, ihre Schüler noch besser über mögliche Berufe zu informieren“, so Kühn. Sie organisiert im Landkreis das als „Frech – Finde deine Richtung, entdecke deine Chancen“ betitelte Modellprojekt, das die Ausbildungsqualität verbessern will. Noch bis Jahresende wird es im Werderaner Oberstufenzentrum getestet. Dabei wurde unter anderem ein Frühwarnsystem eingeführt: Jugendliche, die Probleme mit der Ausbildung haben, sollen sich direkt an ihren Klassenlehrer wenden. Statt die Ausbildung einfach abzubrechen, kümmern sich dann der Azubi, der Lehrer und Simone Kühn gemeinsam um einen neuen Ausbildungsbetrieb. „Würde sich nur der Lehrer beim Betrieb und bei der Handelskammer melden, um über die vom Azubi geäußerten Probleme zu reden, hätte der Azubi wohl keine Chance, nach seiner Probezeit in dem Unternehmen zu bleiben“, beschreibt Kühn das Dilemma. Zudem wolle man ausbildungswillige Unternehmen auch nicht abschrecken.

Neben dieser Unterstützung gehört zum Frech-Projekt auch ein Ideen- und Erlebnismarkt, an dem alle Auszubildenden des 1. Lehrjahres teilnehmen. In zehn Stationen haben sich hier Ausbildungsbetriebe, Schuldnerberatungen und andere Institutionen präsentiert, um den Jugendlichen ein besseres Bild vom beruflichen Alltag zu bieten. Die Teenager haben an jeder Station 30 Minuten Zeit, sich zu informieren. „Der Markt war so erfolgreich, dass wir ihn in diesem Jahr auch am Teltower Oberstufenzentrum einführen wollen“, so Simone Kühn.

Neben dem Markt organisierte sie eine Eröffnungsveranstaltung für das erste Lehrjahr, bei der sich die Auszubildenden und ihre Lehrer richtig kennenlernen konnten. „Da haben sich die Schüler geöffnet, was zu einem besseren Klima mit viel Vertrautheit geführt hat“, sagt Kurt Thiel, Leiter des Werderaner Oberstufenzentrums. Auch wenn das Frech-Projekt zum Jahresende ausläuft, wolle er Maßnahmen wie die Kennenlernrunde übernehmen. Inwieweit sich die Maßnahmen positiv auf die Abbrecherquote auswirken, sei noch nicht abzusehen. Einen großen Beitrag für eine gute Ausbildung könnten auch die Jugendlichen selbst erbringen, wenn sie sich vor der Ausbildung realistischer mit dem Wunschberuf auseinandersetzen. „Auch einfache Anforderungen wie Pünktlichkeit müssen die jungen Leute schon vor der Ausbildung lernen“, so Thiel. Enrico Bellin

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