
© Andreas Klaer
Potsdam-Mittelmark: Die Blütentherme kommt – irgendwann
Die Kristall Bäder AG will die Arbeiten am neuen Bad teilweise ruhen lassen und keinen Eröffnungstermin mehr nennen. Im Rathaus kann man das Verhalten des Projektpartners nicht nachvollziehen
Stand:
Werder (Havel) - Der Streit um die Blütentherme nimmt immer absurdere Formen an: Die Kristall Bäder AG hat angekündigt, die Baustelle für das neue Bad in den Havelauen teilweise ruhen zu lassen. „Um keine weiteren Kosten unnötiger Art entstehen zu lassen, sehen wir uns gezwungen, die Bautätigkeit nicht wie in der angedachten Weise aufrecht zu erhalten“, heißt es in einem Schreiben des Vorstandsmitglieds Gerd Bittermann an die Stadt Werder vom 19. August, das den PNN vorliegt. Der „wirtschaftlich sinnvolle“ Eröffnungstermin der Therme zum Jahreswechsel sei nun nicht mehr realisierbar, so Bittermann weiter. Er begründet das mit nicht eingehaltenen Zusagen und Zahlungen des Rathauses. Bevor es da keine Klarheit gebe, werde kein neuer Eröffnungstermin genannt.
Im Rathaus wurde der Darstellung gestern widersprochen. „Die Kristall Bäder AG möchte offensichtlich schneller an Geld kommen“, erklärte die 1. Beigeordnete Manuela Saß (CDU). „Wir können öffentliche Gelder aber erst ausreichen, wenn die Zahlungsvoraussetzungen bestehen.“ Auch sei es Ziel der Kristall Bäder AG, nicht der Stadt Werder gewesen, die Therme zum Jahreswechsel zu eröffnen. Der Termin war wiederholt verschoben worden. „Wir haben gesagt, dass wir einen neuen Fertigstellungstermin erst vertraglich fixieren und mit Sanktionen belegen werden, wenn er uns realistisch erscheint.“ An eine Eröffnung der neuen Therme zum Jahreswechsel habe im Rathaus niemand geglaubt.
Hintergrund des neuerlichen Streits ist ein Ergänzungsvertrag, den die Kristall Bäder AG mit der Stadt schließen will, um an zusätzliche Projektmittel von 1,8 Millionen Euro zu kommen. Der städtische Anteil an dem Großprojekt würde damit von anfänglich 18 und dann 18,9 auf 20,7 Millionen Euro anwachsen. Die gesamten Projektkosten werden von der Kristall Bäder AG auf nunmehr 24,8 Millionen beziffert, die Differenz will – nach eigenen Angaben – das Unternehmen tragen. Die Therme solle damit opulenter und besser ausgestattet werden als im vertraglich vereinbarten Ursprungsentwurf, wie es aus der Firmenzentrale in Stein (Bayern) immer wieder heißt – vor allem mit Blick auf die Potsdamer Konkurrenz. Auch dort soll ein Freizeitbad mit ausgedehntem Wellnessbereich entstehen.
Für das Projekt in den Havelauen sollen bislang 17,7 Millionen Euro Steuergelder an die Bäder AG geflossen sein. Die Stadtverordneten haben Bedingungen an die Zahlung zusätzlicher Projektmittel geknüpft, die noch vertraglich fixiert werden müssen. Gerd Bittermann äußerte in einer Pressemitteilung gestern die Befürchtung, „dass die Stadt viele Monate bis zum Abschluss der Verträge brauchen und sich dadurch die Fertigstellung der Blütentherme weiter verzögern wird“.
In einem Schreiben der Kristall Bäder AG an die Stadt vom 13. August heißt es gar, dass man bei den Subunternehmen durch die vom Rathaus verursachten Fehler und die öffentlichen Herabwürdigungen „ganz unglaubwürdig“ geworden sei. Ein Subunternehmer wolle 35 tschechische Arbeitgeber abziehen, eine Spezialfirma für Wasseraufbereitung habe den Vertrag gekündigt. „So geht es reihum.“ Die Situation sei ernster, als man sich das vorstellen könne. Gestern immerhin waren einige Bauarbeiter vor Ort bei Fassadenarbeiten zu sehen.
Dementgegen bekräftigte Manuela Saß gestern, dass für die Auszahlung zusätzlicher Gelder die Voraussetzungen nicht erfüllt seien. So könne man nicht für Leistungen für die Heizungsanlage zahlen, wenn die dauerhafte Wärmeversorgung der Therme durch die Energiezentrale nicht grundbuchlich gesichert ist. Ursprünglich war eine Fernwärmeversorgung abgestimmt, Kristall baute dann aber – unabgesprochen – auf einem eigenen Nachbargrundstück ein Blockheizkraftwerk.
Außerdem, so Saß, wolle die Stadt die Auszahlung der 1,8 Millionen zusätzlicher Mittel mit Nachbargrundstücken absichern, auf denen später eine Ferienhaussiedlung und ein Hotel entstehen sollen und die ebenfalls der Kristall Bäder AG gehören. „Solange keine Grundschuld eingetragen ist, können wir das nicht auszahlen.“ Zudem müsse abgesichert werden, dass der „Mehrwert“ im Ergänzungsvertrag festgeschrieben werde.
Für die Auszahlung soll auch ein Zahlungsplan vereinbart werden. Ein diesbezüglicher neuer Vorschlag der Kristall Bäder AG werde noch geprüft. Eine schon getroffene Vereinbarung, laut der der weitere Baufortschritt ab sofort hälftig von Stadt und Kristall finanziert wird, sei unverhofft von der Firma gekippt worden. Der Ergänzungsvertrag müsse dann auch noch von den Stadtverordneten beschlossen werden, sagte Saß. „Sicher wiehert hier manchmal der Amtsschimmel, aber die Stadtverordneten haben ein Recht darauf, weiter einbezogen zu werden.“
Das alles ist für Saß noch kein Grund, die Bauarbeiten zu unterbrechen. So stünden von der ursprünglichen Projektsumme noch Mittel bereit, die nicht abgerufen wurden. „Wenn die Kristall Bäder AG unter den gegebenen Voraussetzungen meint, nicht weiterbauen zu können, kann ich das nicht nachvollziehen.“ Der CDU-Stadtverordnete Peter Kreilinger, Mitglied der Bad-AG der Stadtverordneten, sprach gestern etwas drastischer von Provokationen. Er wundere sich, warum die Kristall Bäder AG nicht „endlich eigenes Geld für das Projekt in die Hand“ nehme. Es sei unstreitig, dass die Restzahlungen der Stadt höchstens die Hälfte der ausstehenden Kosten ausmachen. „Jeder denkende Mensch, der den Bautenstand der Therme mit dem Zahlungsstand der Stadt vergleicht, weiß, dass das Problem nicht die Stadt Werder ist.“
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: