Potsdam-Mittelmark: Die Grenze ist zu
Ein ärgerliches Hindernis im Mauerradweg
Stand:
Ein ärgerliches Hindernis im Mauerradweg Kleinmachnow – „Das kann doch nicht wahr sein!", empörte sich Michael Cramer angesichts dicker Eisenketten mit Sperrschloss an der Tür zum Campingplatz Dreilinden. Noch vor drei Wochen sei er hier mit einer Radgruppe durchgefahren, erzählte der bündnisgrüne Europa-Abgeordnete, der regelmäßig zu „Mauerstreifzügen" per Rad einlädt. Über die verschlossene Gittertür, die ihn und eine Gruppe von 20 Radlern kürzlich zur Umkehr zwang, ärgern sich aber auch viele Anwohner. Auch zwei Frauen aus Dreilinden schauten am selben Tag ungläubig auf die verschlossene Tür. Beide wollten zu der ehemaligen Enklave Albrechts-Teerofen, die noch immer zu Berlin gehört. „Seit der Campingplatz weg ist, sollte die Tür eigentlich wieder offen sein," wundern sie sich und schimpfen: „ Das ist reine Willkür." Dass man von hier in die Parforceheide wandern oder radeln kann, wissen nicht nur Einheimische. Nicht zuletzt Michael Cramers Radtourenbuch hat den Mauer-Radweg bekannt gemacht. Für dessen Erhalt engagierte er sich schon als verkehrspolitischer Sprecher von Bündnis 90/Grüne im Berliner Senat: „Der Mauer-Radweg ist eine reizvolle Kombination aus Geschichtswerkstatt und Fahrradtourismus." Umso bedauerlicher findet er, dass der Weg noch an einigen Stellen unterbrochen ist, was zu Umwegen zwingt. Gerade am einstigen Grenzverlauf zwischen Kleinmachnow und Berlin sind noch viele Spuren aus der Zeit der Spaltung sichtbar. Unübersehbar von der Brücke über die A115 ist das Kontrollgebäude Dreilinden zu sehen, das unter Denkmalsschutz gestellt wurde. Fährt man weiter über den Königsweg, taucht mitten im Wald eine Brücke auf, die über die ehemalige Friedhofsbahn führt, deren Strecke von Wannsee über Dreilinden bis zum Stahnsdorfer Kirchhof verlief. 1961 wurde die Friedhofsbahn stillgelegt. Einige Kilometer weiter steht ein weiteres Relikt: die Brücke über die ehemalige Reichsautobahn, eine alte Trasse der A115, die über Albrechts-Teerofen führte. Auch die alte Autobahnbrücke über dem Teltowkanal existiert noch. Zwar sind die Fahrspuren für PKW und Bus/LKW längst verblasst, aber an die Grenzkontrollen kann sich Cramer noch gut erinnern. Nachdem die Grenzübergangsstelle Drewitz-Dreilinden 1969 mit 32 Spuren in Betrieb ging, wurde die alte rund drei Kilometer lange Trasse stillgelegt und fiel anschließend in einen Dornröschenschlaf. Nach der Wende war sie Kulisse für die Filmproduktion der Serie "Autobahnpolizei". Doch von der Fahrbahn ist seit 1997 nicht mehr viel zu sehen, der Betonbelag wurde abgebaut und das Gelände aufgeforstet. Nur hinter der alten Autobahnbrücke sind noch Fahrbahnspuren vorhanden. Dort wurde mitten auf der alten Autobahn ein Campingplatz errichtet. Nach wie vor gehört das Areal der ehemaligen Enklave zu Berlin, doch dass der Zugang meist blockiert wird, kann keiner verstehen. Einer der wenigen, der einen Schlüssel besitzt ist der Güterfelder Naturschutzbeauftragte Peter Ernst. „Das Land Berlin hat den Zugang aus Sicherheitsgründen gesperrt, da schon Reiter mit Pferden da durch wollten", sagt er. Aber auch er versteht nicht, warum Berlin sich so gegen das Umland abschottet und die alte Wegeverbindung abriegelt, zumal die Nathanbrücke und die Schleusenbrücke als Übergänge sehr weit entfernt liegen. Kirsten Graulich
Kirsten Graulich
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: