Von Kirsten Graulich: Die Hände taten vom Klatschen weh
Von der Oma bis zum Knirps: Beim dritten „koda Velothon“ sorgten Teltower für gute Simmung
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Teltow - Jubelnd schwenkt ein Knirps seine Klapper: „Da kommen wieder welche!“ Über die Berliner Stadtgrenze flutet ein Pulk von Radfahrern in die Lichterfelder Allee nach Teltow. „Oh, das sind ganz viele!“, ruft ein kleines Mädchen seiner Oma auf der anderen Straßenseite zu und hüpft dabei aufgeregt auf dem grünen Mittelstreifen. Rund 6000 Teilnehmer hatte ein Lautsprecherwagen am Sonntagmorgen, kurz nach zehn, für die Durchfahrt Teltow angekündigt. Der erste Block, mit dem auch die Radprofis Robert Bartko und Erik Zabel fuhren, rauschte rasant vorbei, begleitet vom Beifall der Schaulustigen.
Die waren mit Tröten, Trillerpfeifen und Fahnen zur Strecke gekommen, die über die Teltower Bogenspange vorbei an Biomalz nach Ruhlsdorf bis Ludwigsfelde und zurück nach Berlin über die B 101 führte. Startpunkt für das dritte „koda Velothon Rennen“ war am Brandenburger Tor. Zwischen zwei Strecken konnten die rund 12 000 Teilnehmer wählen: Während die Distanz über 60 Kilometer durch die Bundeshauptstadt ging, fuhren ambitionierte Ausdauersportler über 120 Kilometer mit einem Abstecher ins grüne Umland.
An allen Kreuzungen waren Streckenposten aufgestellt, trotzdem gerieten einige Radler an der Stadtgrenze auf die rechte Fahrbahnseite neben den Mittelstreifen, wo ihnen teilweise noch Autos entgegenkamen. Erst an der Hannemannstraße konnten sie sich wieder ins Feld der anderen Fahrer einfädeln. Einzelne Zuschauer unterschätzten das Tempo der Radler und überquerten die Straßen noch, als das Fahrerfeld herannahte. An einem Kreisel führte das zu einem Unfall, bei dem ein Teilnehmer beim Ausweichmanöver über die Bordkante rutschte und stürzte. Sein Vorderrad war anschließend so verbogen, dass eine Weiterfahrt unmöglich wurde.
Die Kreisel im Umland galten ohnehin als Gefahrenstellen, und den Teilnehmern wurde empfohlen, bei der Durchquerung die Pedale nach oben zu stellen. Manche Fahrergruppen schwirrten mit über 40 Stundenkilometer über den Asphalt, vor allem High-Tech-Rennräder mit ihren schmalen Reifen summten geradezu vorbei. Einige Fahrer nahmen sich trotzdem Zeit für ein freundliches Winken zum Straßenrand.
Ein junges Paar war mit einem großen Schild gekommen, um „Ralph und Matze“ anzufeuern. Sogar einen jungen Kater trug ein Mädchen auf dem Arm, damit der sich das Radspektakel ansehen konnte. Einige Anwohner hatten sich Stühle auf den Gehweg gestellt und eine Frau meinte: „Wir hätten unseren Picknick-Korb mitnehmen sollen.“ Fahrer des Jedermann-Rennens wurden enthusiastisch angefeuert. Nach einer Stunde taten vielen Zuschauern die Hände weh vom Klatschen, weshalb sie sich aufs Rufen verlegten. Neben Rennrädern waren Tourenräder auf der Strecke, sogar Tandems fuhren mit. Zwischendurch knatterten Motorräder vom ADAC vorbei.
Lenkstange an Lenkstange rasten manche Pulks über die Straße, während andere Radler sich aus den großen Feldern raushielten und in kleinen Gruppen fuhren. Da blieb auch mal Zeit, einen Körnerriegel zu essen oder nach der Trinkflasche zu greifen. Einige plauderten sogar während des Rennens miteinander und ein Fahrer fotografierte mit einer Digitalkamera die Strecke. Kurz vor Mittag rollte dann der Besenwagen durch Teltow, gefolgt von einer Blechlawine Autos.
Kirsten Graulich
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