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Potsdam-Mittelmark: Die Krönung der Fürsorge

25 Jahre arbeitet Gundula Kroll im Pflegeheim Bethesda. Jetzt bekam sie das Goldene Kronenkreuz

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25 Jahre arbeitet Gundula Kroll im Pflegeheim Bethesda. Jetzt bekam sie das Goldene Kronenkreuz Teltow – Gundula Kroll ist verlegen, als ihre Kollegin Kaffee einschenkt und ihr einen Teller mit Kuchen bringt. Denn gewöhnlich ist sie es, die serviert. Morgens, mittags und abends reicht sie Teller und Tassen, trägt Tabletts durch den Speisesaal des Evangelischen Seniorenzentrums Bethesda. Am Sonntag war alles anders: Gundula Kroll wurde von Pfarrer Matthias Fiedler mit dem Goldenen Kronenkreuz der Diakonie geehrt. 25 Jahre arbeitet sie bereits in der evangelischen Einrichtung in Teltow und die Anstecknadel, die einem Kreuz mit Krone ähnelt, ist die höchste Auszeichnung in der Diakonie für Mitarbeiter. Das Kronenkreuz auf dem schwarzen Revers blitzt wie ein Schmuckstück, dazu der festliche Rosenstrauß und die Glückwünsche von Kollegen und Heimbewohnern – so im Mittelpunkt zu stehen ist Gundula Kroll nicht gewohnt. Am liebsten würde sie in ihren Küchenkittel schlüpfen. Das scheint Heimleiter Hans-Georg Troschke zu ahnen, weshalb er sie sanft zum Kaffeetisch dirigiert. Nun soll sie von ihrer Arbeit erzählen und von der Zeit, als sie im Seniorenheim anfing. Davor war sie Sekretärin im Halbleiterwerk Stahnsdorf, berichtet sie zögerlich und dass sie nach 19 Jahren plötzlich wechseln wollte. „Mal was anderes machen“, schwebte ihr damals vor und weil im Pflegeheim Bethesda eine Stelle in der Verwaltung frei war, bewarb sie sich. Als sie begann, gab es in der 1928 erbauten Einrichtung 195 Heimplätze. Die waren begehrt, erinnert sich Gundula Kroll und daran, dass viele sich bereits Jahre im Voraus anmeldeten. „Bis zur Wende verlief das so kurios wie bei den Anmeldungen für Autos.“ Sie hat gelernt, mit den Zwängen der Zeit umzugehen. Vor der Wende musste sie in den Wintermonaten täglich der Kreisbehörde den Kohlevorrat melden, der für drei Tage mindestens zu reichen hatte. Bergeweise lag meist Rohbraunkohle auf dem Hof, die war feucht und hatte kaum Heizwert. Briketts waren besser, aber knapp. Ein ganzer Lkw voll wurde in zwei Tagen verfeuert. Manchmal war das eine Zitterpartie um Stunden, bis Nachschub kam. Engpässe gab es auch bei Obst und Gemüse. Gundula Kroll fand immer einen Weg, zusätzlich Tomaten oder Gurken zu ordern. „Man musste sich eben was einfallen lassen“, meint sie verlegen und ein Kollege erzählt, sie habe für das Heim sogar Bananen ergattert, mitten im Jahr. Nach der Wende absolvierte die Einrichtung fast einen Quantensprung, jedes Zimmer bekam eigene Sanitäreinrichtungen. 85 Pflegeplätze, drei Kurzzeitpflegeplätze und Aufenthaltsräume gehören jetzt zum Bethesda. Dazu 15 Wohnungen für betreutes Wohnen. Dann kamen neue Strukturen, Stellen wurden gestrichen, auch die von Gundula Kroll. Weil sie bleiben wollte, sagte sie: „Ich gehe auch in die Küche.“ Seit fünf Jahren beginnt ihr Dienst um 6 Uhr. Brote schmieren, manche kleingeschnitten, manche ohne Rinde und für einige Bewohner, die nicht mehr in den Speisesaal kommen können, bereitet sie das Frühstück auf Tabletts vor. Das nimmt viel Zeit in Anspruch und manchmal, wenn sie glaubt, fertig zu sein, kommt noch jemand ein zweites Mal, weil er vergessen hat, dass er schon gefrühstückt hat. „Dann gibt es eben einen Nachschlag .“ Bisweilen findet Gundula Kroll auch noch Zeit, sich einen Blumenstrauß in einem Zimmer anzuschauen, den ihr eine Bewohnerin unbedingt zeigen möchte. Für andere etwas tun können ist für sie das Schöne an ihrer Arbeit. Wenn sie im April nächsten Jahres in Rente gehen wird, kann sie sich deshalb noch nicht richtig vorstellen, „dass ich dann ganz weg bin von hier“. Aushelfen würde sie gern, sagt sie. Kirsten Graulich

Kirsten Graulich

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