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Potsdam-Mittelmark: Die Kunst des Gönnens

In Michendorf werden auch Jahre nach der Fusion Egoismen in den Ortsteilen bemängelt

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Michendorf - Es ist eine Grundsatzfrage, die in Michendorf auch drei Jahre nach der Fusion immer wieder offen zutage tritt: Wie einig ist die Großgemeinde? Bei einigen Abgeordneten und Ortsbeiräten gebe es immer noch Egoismen, was das eigene Dorf betrifft, hieß es jüngst erst wieder auf dem Jahrestreffen des Gewerbevereins Michendorf.

Während man im Ortsteil Michendorf mit Lidl den sechsten Supermarkt wenn nicht begrüßen, so doch zumindest akzeptieren würde, kommt aus Wilhelmshorst strikte Ablehnung. Die Erschließung mit DSL wird wiederum von den Wilhelmshorstern wie auch anderen Ortsteilen dringend gefordert – in Michendorf will man hingegen noch einmal abwägen und die Telekom befragen. Und im Hinblick auf Haushaltsdiskussionen kämen immer noch sehr unterschiedliche Positionen aus den Ortsteilen, beklagte der Gemeindevertreter und Wilhelmshorster Ortsbürgermeister Gerd Sommerlatte (UWG). „Es fehlt ein Stück Willen und Kampfgeist.“

„Unter den Bürgern sind die Ortsgrenzen mehr verwischt als in den Gremien“, konstatierte auch Gemeindevertreter Andree Halpap (Grüne). Mit einem großgemeindlichen Entwicklungsplan sei man bislang kein Stück weiter gekommen, sagte er. Dass ein solches Papier her muss, wurde auf einer Klausurtagung der Gemeinde vor knapp zwei Jahren beschlossen. Dagmar Sartorius, Vorsitzende des Gewerbevereins, veranschaulichte: „Wir wissen in Michendorf nicht, wo wir hin wollen, laufen dafür aber umso schneller.“

Dass dieses Leitbild momentan erstellt werde, sagte Hartmut Besch (FDP), Vorsitzender der Gemeindevertretung und Michendorfer Ortsbürgermeister: „Was sonst ist denn der Flächennutzungsplan? Jeder Ortsteil hat sich hervorragend eingebracht.“ In nur einem Jahr hätten sich alle zusammengerauft und etwas vorgelegt, womit die Gemeinde leben könne, so Besch.

Stückens Ortsbürgermeister Udo Reich sprach sich dafür aus, nicht alles „so pessimistisch“ zu sehen. Dass jeder Ortsteil versucht, bestimmte Projekte für sich anzuschieben, sei durchaus legitim, so auch Bürgermeisterin Cornelia Jung (parteilos). „In den nächsten Jahren wird es aber noch besser gelingen, sich gegenseitig etwas zu gönnen.“ Und dies sei auch für die kleineren Ortsteile der Fall: In Langerwisch steht im kommenden Jahr die Sanierung des Kirchturms an, in Stücken der Ausbau der Dorfstraße bis 2009. Für Fresdorf bemühe man sich weiter um einen Radweg und um eine Lösung für den Jugendtreff.

Die Ortsteilgrenzen in den Köpfen sind jedoch nur die eine Seite. In Stücken habe man drei Jahre nach der Gebietsreform immer noch die Beelitzer Vorwahl und befinde sich in einem anderen Tarifbereich des Verkehrsverbundes als die anderen Ortsteile. Viele Bürger fühlten sich dadurch mehr als Beelitzer denn als Michendorfer, hieß es aus dem Publikum.

Neben den Bürgersorgen wurden auch die Probleme der Gewerbetreibenden angesprochen. Neben dem DSL-Notstand und der potenziellen Konkurrenz durch Lidl liegen diese in einer fehlenden Beschilderung an der neuen Autobahnabfahrt auf die B 2. Horst Schubert, Geschäftsführer des Golf- und Country-Clubs, hatte sich wie auch andere Unternehmer in Wildenbruch für Hinweisschilder stark gemacht, war jedoch bei der Verkehrsbehörde des Landkreises damit abgeblitzt. „Woanders funktioniert so etwas reibungslos.“

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