Potsdam-Mittelmark: Die laute „Dadong“-Brücke
Die neue Autobahnüberführung bei Töplitz macht eigenartige Geräusche – und strapaziert die Anwohner
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Werder-Töplitz - Die neue Autobahnbrücke über die Havel zwischen Töplitz und Phöben ist in die Kritik geraten. Seit der Fertigstellung vor anderthalb Jahren ist zum Ärger der Anwohner neben dem üblichen „Autobahnrauschen etwas Neues zu hören: Mit „Dadong könnte man das Geräusch beschreiben, wenn ein Fahrzeug auf die Brückenfahrbahn auffährt. Doch dieser für den Autofahrer eher flüchtige Eindruck hört sich unter der Brücke wie ein immer wiederkehrendes Donnergrollen an. Und das Tag für Tag und vor allem auch in der Nacht, wie Roland Kortsch sagt.
Er wohnt mit seiner Frau Erika schon mehr als ein halbes Leben direkt neben der Brücke. Der Uferstreifen ist hier am Zernsee als Naherholungsgebiet ausgewiesen. Bei mäßigem Westwind hört man das Donnern ganz deutlich auch in den Havelauen in Werder, hat Kortsch herausgefunden.
Die Ursache für das Dröhnen liegt seiner Ansicht nach in der Konstruktion der neuen Brücke. Beide Fahrbahnen liegen auf je einem geschlossenen Kastenprofil, dadurch sind zwei große Hohlräume auf der vollen Länge der Brücke – 704 Meter – entstanden. Diese dienen als Versorgungsschacht, sind gut begehbar und können zu Wartungszwecken betreten werden. Der Nachteil: Jeder Schallimpuls wird im Hohlraum verstärkt, daher komme das donnerähnliche Grollen. „Die alte Brücke lag auf sehr stabilen hohen Doppel-T-Trägern, da konnte sich kein Schall verstärken“, weiß Kortsch noch. Ob man nun am Übergang zur Brückenfahrbahn etwas verbessern könne, das entziehe sich seiner Kenntnis.
Als die Kortschs 1967 hierher zogen, war hier kaum Verkehr. Die Autobahn endete an der Abfahrt Marquardt. Erst 1990 kam die große Verkehrslawine. „Aber daran haben wir uns gewöhnt“, sagt er, denn normale Fahrgeräusche nehme man irgendwann nicht mehr richtig wahr. Damals konnte er einen Zuschuss für Lärmschutzfenster beantragen. Dann kam die Planung für den Ausbau des westlichen Berliner Rings auf sechs Spuren und die Erneuerung der etwa 60 Jahre alten Havelbrücke. So wurde der südöstliche Teil von 1997 bis 1999 erneuert, fünf Jahre später die nach Töplitz gewandte Hälfte der Brücke. Seit 2004 beide Fahrbahnen wieder für den normalen Verkehr freigegeben wurden, sei das immer wiederkehrende „Dadong“-Geräusch zum Trauma geworden, sagt Kortsch.
Kortsch hatte sich im Juni 2005 beim Autobahnamt erkundigt, es kam kurz darauf die Antwort, man wolle sich kümmern. „Ich habe mich bisher eigentlich in allen Fragen gut mit dieser Behörde verstanden, doch jetzt werden wir langsam ungeduldig“, sagt er.
Beim Landesbetrieb Straßenwesen sieht man das Problem etwas anders. Da beide Brückenhälften im zeitlichen Abstand von mehreren Jahren erneuert wurden, seien im neueren Teil modernere lärmmindernde Maßnahmen in Anwendung gekommen. „Eine nachträgliche Modernisierung lehnt das Bundesministerium aber ab, sagte Cornelia Mitschka, Pressesprecherin des Autobahnamtes in Hoppegarten den PNN. Jedoch sollen die Übergänge noch dieser Tage überprüft werden. Winfried Gutzeit
Winfried Gutzeit
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