KulTOUR: „Die Leere darinnen macht das Gefäß!“
Ausstellung des Glindower Malers und Grafikers Arno C. Schmetjen in der Stadtgalerie im Schützenhaus Werder
Stand:
Werder (Havel) - Des Künstlers erster Kritiker sei der Künstler selbst. So sieht es der Glindower Maler und Grafiker Arno C. Schmetjen. Nach der „1. Bestandsaufnahme“ und einer Schau zur Ortsgeschichte präsentiert Werder mit ihm nun die erste Personalausstellung im einstigen Schützenhaus: 86 Werke in raffinierter Präsentation, mal sind zusammengehörende Werke wie gestaffelt aufgebaut, mal findet man verstellende Wände, dann wieder Durchblicke, um dem Auge ein größeres Format auf Distanz zu halten. Vier Objekte gehören auch dazu, „mehr habe ich nicht“. Professioneller Aufbau, Respekt. An Schmetjen aber wird sich Mancher rechtschaffen reiben.
Er ist zwar diplomierter Künstler, hat aber keine Vorbilder, seine Arbeiten wirken „abstrakt“ und doch wieder nicht, oft filigran und trotzdem von Kühle, man mag in ihm einen Sucher und Tüftler erkennen, gründliches Handwerk. Aber genauso zutreffend ist der Satz, nur ein Original könne auch Originale schaffen. Vom Zen-Buddhismus Japans nachhaltig beeinflusst, bestätigte ihm ein Meister, seine in sattem Schwarz-Rot-Kontrast getuschten, gemalten und collagierten Werke auf Bütten oder Chinapapier seien keine Kalligraphien, sondern etwas Eigenständiges. Fläche und Raum, Farbe und Linie – Spannung als Grundelement für Harmonien, dies alles als Weg wie als Ziel, am ehesten mit Musik vergleichbar.
Schwarz ist ihm kein Synonym für Tod, sondern „Vornehmes“. Rot steht für Leben, Blut, Liebe und – Herz. Sein Credo ist asiatisch gedacht: Er will Geist und Herz zu einem „Herzgeist“ verschmelzen, doch ist der Herzgeist nicht wärmer als es diese formstrengen Bilder vermitteln? Obwohl er bei seiner „Suche nach Schönheit“ viel Sorgfalt auf Technik und Vollkommenheit legt, arbeitet er auch gerne spontan. Technisch ist es der Siebdruck, malerisch der aus dem Handgelenk „geschwungene“, zudem kleckernde Pinsel. Er wirft etwas auf das Papier, „es gelingt, oder nicht“, sagt er. Allerdings findet man dieses Schwarz im grafischen Werk häufig ungeformt, das rote Komplement indes von nachträglich eingefügter geometrischer Struktur. Neben den kleineren sieht man auch große Formate, Blüten und Vasen (Sinnbild für den entleerten, aufnahmebereiten Menschen) in verwaschenen Farben vor einer gitterartigen Struktur.
„Eimerweise“ spüle er die teure Acrylfarbe von der Leinwand wieder herunter, um solche Effekte zu erzielen. Was seiner Kritik standhält, nennt er „Treffer“, das Misslungene kommt in eine Mappe, wird später ausgeschnitten und neu zusammengesetzt, bis es dem Kritiker in ihm gefällt. Solche Arbeiten erkennt man am durchscheinenden Untergrund.
Grafik, Malerei, Collagen, der Künstler will jetzt den nächsten Schritt gehen, zur Lithographie. Letztlich strebt er danach, „das Unsichtbare“ darzustellen, denn „Die Leere darinnen macht das Gefäß“. Das so betitelte, programmatische Bild lässt einen Streifen offen, als Beweis, wie viele Schichten aufgetragen sind. Serien wie „Them“ oder „Herbstspiel“ sind Vorboten einer neuen Malerei, vom Sichtbaren ins Unsichtbare. Wer diese Schau so annimmt, kann große Entdeckungen machen, es sind etliche „Treffer“ dabei.
bis 7. 12. Do., Sa. Und So. von 13-18 Uhr
Gerold Paul
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: