Potsdam-Mittelmark: „Die Leute sehen mich 365 Tage im Jahr“
Roland Büchner vom Bürgerbündnis Schwielowsee über den Kommunalwahlkampf und die Chancen überparteilicher Bündnisse
Stand:
Die Kommunalwahl steht bevor. Auch was die überparteilichen Bündnisse angeht, wird das Ergebnis mit Spannung erwartet. Bei der Bürgermeisterwahl in Stahnsdorf konnte sich im Juni überraschend Bernd Albers von den „Bürgern für Bürger“ gegen die profunde SPD-Kandidatin durchsetzen, ohne dass sein Bündnis auch nur eine Fraktion im Gemeinderat gehabt hätte. Wie erklären Sie sich diesen Erfolg?
Es besteht ein Trend, der schon 2003 erkennbar wurde: Viele Wähler wollen bodenständige Kommunalpolitiker ohne Parteibuch. Das Geschachere in den Parteien zeigt ja, dass es dort oft eher um Macht- als Sachfragen geht. In Stahnsdorf wollte man kein politisches Kaliber, sondern einen Bürger von der Basis an der Rathausspitze haben, der die Ortspolitik gestaltet. Der 28.9. wird zeigen, ob er dafür Rückendeckung bekommt.
Ist es nicht ein Vorteil, wenn man mit einer Partei eine politische Grundüberzeugung wählt und damit ungefähr weiß, welche Richtung für den Ort eingeschlagen wird?
Die Programme der politischen Kräfte unterscheiden sich auf kommunaler Ebene ja oft nur in Nuancen. Wenn die SPD von sich sagt, sozial zu sein, können wir vom Bürgerbündnis dasselbe sagen. Wir sind auch so wirtschaftsfreundlich wie die CDU. Bürgerbündnisse haben den Vorteil, nicht an Vorgaben von Oben, Zwänge und festgefahrene Überzeugungen gebunden zu sein. Inzwischen sind die meisten Bündnisse auch so gut organisiert, dass sie zehn verschiedene Meinungen halbwegs unter einen Hut bekommen.
Was ist dann die Grundüberzeugung Ihres „Bürgerbündnisses Schwielowsee“?
Die liegt darin, dass wir zur Wahl kandidieren und Politik gestalten möchten. Wir wollen den ländlichen Raum stärken, örtliche Identität bewahren und die Vereine unterstützen. Wir wollen zeigen, dass die Bürger unserer Gemeinde Interesse an Kommunalpolitik haben.
Wie ist das Bürgerbündnis Schwielowsee politisch bislang erkennbar geworden?
Wir haben verhindert, dass die Kitas der Gemeinde in freie Trägerschaft gehen. Uns ist es wesentlich zu verdanken, dass die Investitionspolitik in den nächsten Jahren nach Geltow ausgerichtet ist, um nachzuholen, was dort versäumt wurde. Wir haben auch mit der Gemeindevertretung den Ausbau der Ganztagsschule Caputh vorangetrieben und werden ähnliche Standards für Geltow einfordern.
Sie stehen für die „Freien Bauern und Bürger“ (ein Zusammenschluss des Bürgerbündnis“ Schwielowsee, des Kreisbauernverbandes und der Aktion Freie Bürger aus Werder d.Red.) auf dem Listenplatz Zwei für die Kreistagswahl. In Schwielowsee sind Sie Spitzenkandidat des Bürgerbündnisses. Welche Erwartungen verbinden Sie mit der Wahl?
Das Wichtigste ist, dass die Leute wählen gehen. Wenn jemand ein Mandat erringt, sollte er dazu von möglichst vielen Bürgern legitimiert sein. Das Bürgerbündnis Schwielowsee will stärkste Fraktion der Gemeindevertretung bleiben, vielleicht mit acht statt sieben Mandaten. Im Kreistag ist es für uns wichtig, als Gemeinde präsent zu bleiben und uns zu Wort melden zu können.
Ihnen stehen bei der Wahl in Schwielowsee eloquente Persönlichkeiten gegenüber, wenn man an Bürgermeisterin Hoppe als CDU-Spitzenkandidatin denkt.
Ich kann verstehen, dass sie ihre Fraktion stärken will. Die Leute sollten aber wissen, dass Kerstin Hoppe als Bürgermeisterin bereits ein Mandat in der Gemeindevertretung hat und jede Stimme an sie verschenkt ist, wenn es den Leuten nicht nur darum geht, die CDU zu wählen.
Es gibt noch andere bekannte Gesichter im Wahlkampf, wie die Ministerriege, die derzeit durch die Region reist. Was haben Sie dem entgegen zu setzen?
Die Leute sehen mich 365 Tage im Jahr, ich gehe auch mal mit ihnen ein Bier trinken, wenn es Probleme zu lösen gibt. Die Landes- und Bundespolitiker, die jetzt hier aufkreuzen, sind alle fünf Jahre drei Wochen vor der Wahl für den Bürger erreichbar. Ich denke, die Wähler wissen, was sie davon zu halten haben.
Das Interview führte Henry Klix
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