Potsdam-Mittelmark: Die lustigen Hennigs
Seit fünf Jahren besteht die Töplitzer Hofkäserei – eine Erfolgsgeschichte, die im Januar fast zu Ende gegangen wäre
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Werder (Havel) - Die Gänse August und Gerlinde schnattern gemütlich auf dem Hof und kündigen lautstark Besucher an. Kater Reudi rekelt sich unbeeindruckt in der Sonne, aus dem Stall schaut eine Kuh verdutzt zu den Besuchern. Auf dem Vierseithof der Familie Hennig in Töplitz scheint die Welt stehen geblieben.
„Der Ganter bewacht uns besser als jeder Hofhund“, sagt Daniela Hennig-DiebleDaniela Hennig-Dieblerr, Herrin über die Hofkäserei des Bauernhofes. Hund Flocke fühlt sich von der Aussage anscheinend nicht angegriffen und schmeichelt sich an Frauchens Beine. In einem Wickeltuch trägt die studierte Lebensmitteltechnologin die jüngste von sieben Hofbewohnern vor sich, Töchterchen Luise ist Anfang Januar geboren. Gemeinsam mit dem zweijährigen Hendrik ist sie die vierte Generation auf dem Hennig-Hof.
„Bei uns im Haus geht’s so bunt zu wie im Hühnerstall“, sagt Hennig-Diebler. Neben Uroma Johanna wohnen Danielas Eltern Eckhardt und Ramona gemeinsam mit der jungen Familie im Haupthaus, an welches zu allen Seiten die Ställe angrenzen. 260 Rinder stehen hier, davon sind etwa 100 Milchkühe. Ab April dürfen sie wieder raus auf die Weiden, die sich direkt an die Ställe anschließen. Die Landwirtschaft betreibt Vater Eckhardt, um die Milchverarbeitung kümmert sich Daniela gemeinsam mit einer Angestellten, der Töplitzerin Annete Wegener. Manchmal hilft ihre Schwester Friedericke Hennig, die gerade Biologie studiert, auf dem Hof ein bisschen aus. Seit fünf Jahren gibt es die Hofkäserei, Anfang April feiern die lustigen Hennigs das Jubiläum im Familienkreis.
Dabei sah es fast so aus, als ob der Käsekessel für längere Zeit kalt bleiben müsste. „Hätten wir nicht durch einen glücklichen Zufall Annete gefunden, hätten wir die Käserei im Januar wegen der Geburt schließen müssen“, sagt Daniela. Dem Kundenansturm hätte sie allein nicht nachkommen können. Wurden anfangs nur an drei Tagen der Woche Käse, Quark und Joghurt hergestellt, herrscht in der Küche nun täglich Hochbetrieb. 45 000 Kilogramm Milch verarbeiten Hennigs pro Jahr, etwa zehn Prozent von dem, was Mama Ramona morgens und abends aus den Kuheutern holt. Der Rest wird alle zwei Tage vom Milchlaster in eine Molkerei gebracht.
Verkauft werden die frischen Produkte, die gänzlich ohne Zusatzstoffe auskommen, in mehreren Läden in Potsdam und Berlin. Freitags wird zusätzlich aus dem Verkaufsstand auf dem Hof verkauft und Samstags auf dem Markt am Nauener Tor in Potsdam. Eigentlich bräuchte man noch einen richtigen Hofladen. Doch zwischen den Kindern und der laufenden Produktion bleibe laut Daniela Hennig-Diebler keine Zeit, genauer über solche Investitionen nachzudenken. „Wir rennen im Grunde nur der Nachfrage der Kunden hinterher und können uns die Zeit kaum noch selbst einteilen.“ Auf dem Markt werde stets gemeckert, dass schon wieder die ein oder andere Käsesorte ausverkauft ist.
Dabei nimmt die Käseproduktion inzwischen neben der extra eingerichteten Küche schon drei Kellerräume in Beschlag. Der „Töplitzer Weißschimmel“, ein Camembert, sei dabei der absolute Verkaufsschlager. Ihn gibt es in verschiedenen Variationen, unter anderem mit Walnüssen oder Pfefferkörnern gefüllt. Auch der Joghurt, mit Fercher Früchten verfeinert, sei an einem Markttag schnell ausverkauft.
Da der Töplitzer Käse recht mild ist – schließlich wachsen auf der Insel keine herben Alpenkräuter – hätten ihn Kunden oft als „Mädchenkäse“ bezeichnet. Dem begegnet die geschäftige 33-Jährige nun mit dem „Töplitzer Rotling“, einem „Stinkie“ nach Limburger Art. Außerdem hat sie im Vorjahr nach langer Suche die perfekten Lagerbedingungen für einen Blauschimmel herausgefunden, sodass auch der nun im Keller heranreift.
Die Kundschaft weiß das zu schätzen, so auch der Küchenchef des Kemnitzer Restaurants „Zum Rittmeister“, Jacob Tracy. Er kommt regelmäßig auf den Hof. „Besseren Käse gibt es nicht, da muss man nichts aus Frankreich Importiertes auf die Karte setzen.“ Regionalität ist eines der vielen Dinge, mit denen die Hofkäserei punkten kann. Das Futter für die Kühe stammt komplett vom eigenen Hof. Für die Ernte von Mais, Roggen und Raps haben Hennigs vor wenigen Tagen einen neuen Mähdrescher gekauft.
Selbst versorgen soll sich der Hof zukünftig auch mit Strom, zumindest teilweise. Auf das nördliche Stalldach soll eine Solaranlage gebaut werden, gleich neben den Storchenhorst. Angebote dafür holen sich die umtriebigen Insulaner derzeit ein. Langfristig könnten laut Daniela Hennig-Diebler auch zwei Melkroboter die Arbeit von Mama Ramona erleichtern, die derzeit sechs Stunden täglich mit Melken verbringt. „Und dann hat Papa eigentlich auch noch die Idee, einen neuen Kuhstall hinter dem bisherigen zu bauen.“ So einen offenen mit viel Licht für die Kühe.
Ob aus der Entfernung noch eine Kuh neugierig auf die Hofbesucher schielt, ist fraglich. Es bleiben aber immer noch zwei Schweine, eine Hühnerschar, Hund, Katze und natürlich das schnatternde Gänsepaar.
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