Potsdam-Mittelmark: Die Mühen der Ebene
Seniortrainer Neudert hat es mit seiner Computer-AG im Jugendklub nicht leicht. Er lässt aber nicht locker
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Teltow - Franz Neudert war schon ein bisschen stolz, als er vor einigen Jahren die Ausbildung zum Seniortrainer bei der Akademie 2. Lebenshälfte bestand. Unter dem Motto „Wer sich für andere engagiert, lebt länger!“ können Rentner lernen, wie sie ihr Wissen in Projekten mit Gleichaltrigen einsetzen können. Und Franz Neudert weiß eine ganze Menge: „Als Rundfunk- und Fernsehmechaniker und mit 35-jähriger Computer-Erfahrung ist mir kaum ein Problem fremd“, sagt er. Zur Not repariere er auch mal einen Kühlschrank, erzählt er den PNN.
Nach der Ausbildung zum Seniortrainer baute er vor drei Jahren eine Computer-AG im Jugendklub Clab in Stahnsdorf auf. Seitdem hilft er Senioren wöchentlich für zwei Stunden, wenn sie Probleme mit ihrem PC, Handy, ihren Kameras oder TV-Anlagen haben. Vormittags, wenn keine Jugendlichen im Clab sind. Der Bürgermeister habe ihm das so empfohlen.
Neudert hat Spaß daran, zu helfen. Als er vom Sozialminister dafür eine Urkunde bekam, freute er sich richtig. Inzwischen hat er allerdings die Mühen der Ebene kennengelernt. Von anfangs zehn Computern im Clab-PC-Kabinett würden noch drei funktionieren – schlecht, wenn man mehreren Senioren eine Programmfunktion erläutern will. Die AG-Mitglieder hatten dann zwar ihre eigenen Laptops mitgebracht. Doch Ende Mai sei ihnen gesagt worden, dass sie damit nicht den Internetanschluss des Clubs nutzen können.
„Ich hatte fast den Eindruck, dass man uns loswerden möchte“, so Neudert. Doch der 72-Jährige ließ nicht locker, bis ihm schließlich vom Clab-Träger, dem Evangelischen Jugend- und Fürsorgewerk, empfohlen wurde, Spenden zu sammeln. Tja, Sponsorenwerbung war Teil seiner Seniortrainer-Ausbildung. Im Landkreis wurden in neun Jahren 85 Seniortrainer ausgebildet. Viele kämpfen sich wie Neudert nun mit verschiedensten Projekten durch. Neudert wandte sich mit einem Spendenaufruf an die PNN. „Das wird uns bestimmt helfen.“ Selbst ältere Technik wäre schön, schrieb er in einer Mail. Und die Stühle im Clab seien auch nicht so toll.
Dort zeigt man sich auf Anfrage von dem Engagement etwas peinlich berührt. „In einem hat Herr Neudert natürlich recht: Unsere Computer wurden bei der Klubgründung gespendet und sind überaltert“, sagte Clab-Leiterin Bärbel Severin. Dass die Senioren mit ihren eigenen Computern nichts ins Netz dürfen, sei der Sicherheit geschuldet. Zwischen jungen und alten Clab-Besuchern werde da kein Unterschied gemacht, betont Severin. Auch dass man im Club kein WLAN einrichten könne, habe mit der Netzsicherheit zu tun: „Wir haben da unsere Experten.“ Nach einer Pause meint Severin schließlich, dass sie die Initiative von Franz Neudert gut finde. „Wir haben uns natürlich auch schon um Sponsoren bemüht.“ Zudem würden zwei der kaputten Computer gerade repariert und vom EJF sei ihr fest zugesagt worden, dass sie kurzfristig wieder einsatzfähig werden.
Für den Clab ist der Fall eine Bewährungsprobe. Denn aus dem Jugendklub soll ein Familienzentrum für alle Generationen werden. Franz Neudert hat dafür auch schon einen netten Vorschlag: Er würde gern eine AG Modelleisenbahn gründen, in der Senioren und Jugendliche an Städten und Schienensträngen basteln. Er habe da eine Anlage angeboten bekommen, aus der sich was machen ließe. „Mir fehlt noch ein Raum.“ Henry Klix
Kontakt zu Herrn Neudert unter Tel.: (033 29) 690 853
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