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Potsdam-Mittelmark: „Die Mühle soll klappern“

Erste Bauarbeiten an Beelitzer Bockwindmühle / Kleiner Spargel- und Bauernmarkt als Nachbar geplant

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Erste Bauarbeiten an Beelitzer Bockwindmühle / Kleiner Spargel- und Bauernmarkt als Nachbar geplant Von Henry Klix Beelitz - An der Beelitzer Bockwindmühle gibt es Bewegung: Hämmer poltern, Bretter knacken und es staubt, wenn Teile von Wänden und Dächern zu Boden stürzen. Seit Montag ist eine vierköpfige ABM-Truppe dabei, Nebenbauten aus DDR-Zeiten wieder abzureißen. Dann kommt die marode Holzverkleidung der Windmühle an die Reihe. Heute wird dazu auch ein Baugerüst aufgestellt. Nur noch der „gerupfte Vogel“, die Mühlenkonstruktion und ihre historischen Einbauten, werden stehen bleiben. Deutschlands „Windmühlenpapst“ Erhard Jahn wird deren Demontage anleiten. 100 Meter östlich wird die Bockwindmühle an der B 246 dann wieder aufgebaut – vielleicht ja zur Eröffnung der Spargelsaison 2006. Denn nebenan (in Richtung B2) soll noch ein kleiner Spargel- und Bauernmarkt des Spargelhofs Schlunkendorf mit Partnern entstehen. Rundum soll ein Fruchterlebnishof wachsen, der die Gäste auch außerhalb der Spargelsaison anlocken soll. Das Mehl aus der Mühle wird zu leckerem Brot verbacken, das hier dann auch feilgeboten wird. Wenn man die Akteure dieses kleinen Beelitzer Konjunkturwunders genauer dazu befragt, geben sie sich allerdings noch sehr verhalten. Zwar bestätigt Spargelbauer Jürgen Hoffmann das Vorhaben eines Bauernmarkts, doch bei der Finanzierung gebe es noch ein paar offene Fragen. Auch Karl Gedicke, Initiator des Mühlenrekonstruktion und Vorsitzender des Fördervereins Beelitzer Bockwindmühle, ist noch zurückhaltend: Fördermittel für den Mühlenbau seien vom Landesamt für Landwirtschaft in Brieselang zwar zugesagt, aber es gebe noch keinen verbindlichen Bescheid. Nur die ABM sei bereits für zehn Monate bewilligt worden – deshalb gibt es jetzt auch die ersten Bewegungen. Dann wird auch eine Baufirma hinzugezogen. Erhard Jahn, Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Mühlenkunde und Mühlenerhaltung, hat mit seinem Ingenieurbüro die Planung gemacht. Fünf Jahre hat Karl Gedicke für den Wiederaufbau gekämpft. Der Spargelhof Buschmann & Winkelmann in Klaistow wirbt inzwischen mit einem Nachbau für die Rekonstruktion, und im neuen Förderverein wirken 25 Mitstreiter. Darunter ist der Vereinsvize Wolfgang Trebuth, der die Sache als Mitarbeiter des Beelitzer Bauamtes in die richtigen Bahnen lenken konnte. Die Bockwindmühle wurde 1792 errichtet, die Jahreszahlen 1863 und 1954 haben Müller in die Balken gekratzt. Bis 1908 haben sich die Flügel noch gedreht, dann ließ ein findiger Müller einen Motor einbauen, um mehr Mehl mahlen zu können. Bis1965 wurde hier gemahlen. Der Mühlenverein wünscht sich, das Artefakt wieder in den Zustand vor 1908 zu versetzen. „Die Mühle soll klappern“, sagt Trebuth. Zwei fachkundige Vereinsmitglieder wollen sich dann als Müller zur Verfügung stellen. Bis die Mühle wieder in den Wind gedreht werden kann, sind aber noch viele Hürden zu nehmen, nicht nur, was die Fördermittel angeht: Nur etwa 20 Prozent des alten Holzes kann wiederverwendet werden. Dem Bock mit Hauptbaum, dem Becherwerk oder der Quetsche sieht man zwar die Jahre an – sie lassen sich aber wieder verwenden. Mit anderen Teilen wie dem Kammrad sieht es schlechter aus. Die Beelitzer Mühlenfreunde haben deshalb nach Partnern gesucht: Der Mühlenverein in Jüterbog hat eine Sammlung von Teilen aus Windmühlen, die abgerissen wurden, die sollen zum Teil Verwendung finden. Vieles wird aber auch neu- oder nachgebaut werden müssen. Etwa 250000 Euro wird die Mühlenrekonstruktion laut Trebuth kosten. Nicht zu viel für einen Markstein am Eingangstor von Beelitz, findet Wolfgang Trebuth.

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