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Potsdam-Mittelmark: Die Nieplitz spielt den Wolfgangsee

Mit TV-Prominenz und unter blauem Himmel präsentiert die Stadt Beelitz das „Weiße Rössl“

Von Eva Schmid

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Beelitz - Im Salzkammergut, da kann man gut lustig sein: Wie ein Puppenhaus thront die Kulisse des legendären „Weißen Rössls“ am Nieplitzufer. Unterm Dach ein Herz, obendrauf Tauben, vor den Fensterläden rote Geranien. Dahinter, vor dem Publikum verborgen, ein Bierzelt, Umkleide und Maske für die Schauspieler. Am Sonntag feiert die Operette, in der es vor amourösen Verwirrungen wimmelt, ihre Premiere in Beelitz. Die Proben laufen seit drei Wochen. Mittwochabend standen Schauspieler, Tänzer und der Chor erstmals kostümiert auf der Bühne.

Auftritt der Rössl-Wirtin: Das Haar geflochten und in prächtigem Dirndl macht TV-Entertainerin Dagmar Frederic ihrem Wirtshauspersonal Dampf. „Stubenmaderln müssen zum Anbeißen sein, sonst ist das ganze Hotel nix!“, ruft sie keck. Im Rössl muss vor dem Ansturm der Massen alles vorbereitet sein. Mit dem Essen nimmt man es nicht so genau. Oberkellner Leopold schlägt seiner Wirtin, in die er verliebt ist, noch Liebesknochen vor. Doch die winkt ab: „Im ersten Hunger frisst die Bagage eh alles z’samm!“

Die ganze Welt ist himmelblau – österreichische Postkartenidylle trifft bei dem Klassiker aus den 30er-Jahren auf trockenen Berliner Humor. Die ideale Mischung, findet der Beelitzer Bürgermeister Bernhard Knuth. Er hat bei einer Reise durch das Südburgenland viele Naturbühnen gesehen: „Da habe ich festgestellt, dass so ein Sommertheater nicht schwer umzusetzen ist.“ Für das Stück hat Knuth, der als Intendant die ersten Beelitzer Festspiele aus dem Boden stemmt, gemeinsam mit Dagmar Frederic reichlich Prominenz auf die Bretter gebracht. Dazu zählen Show-Legende Peter Wieland, Schlagerröhre Eva Maria Pieckert und Kabarettistin Andrea Meissner. Mit den Uckermärkischen Bühnen, dem Konzertorchester Eberswalde, dem Beelitzer Frauenchor und Sängern des Carnevalclubs führen sie das dreistündige Stück auf.

„Es hat die Atmosphäre von einem Ferienlager“, erzählt Reinhard Simon von den Uckermärkischen Bühnen. Geprobt werde von morgens bis abends. „Wir übernachten alle auf dem Spargelhof in Schäpe – zusammen mit Erntehelfern“, sagt Simon lachend. Wunderbar cholerisch spielt er den Berliner Unternehmer Wilhelm Giesicke, der gegen den Wolfgangsee wettert. Der Wannsee wär’ ihm lieber. „Ich habe wirklich die Paraderolle“, so Simon, dem Publikumslacher sicher sind. Nur eines gibt es für ihn und auch für den sparsamen Professor Hinzelmann, gespielt vom Regisseur Peter Fabers, nicht: aane G’spusi. Sonst wird reichlich getechtelmechtelt, denn: Was kann der Sigismund dafür, dass er so schön ist?

Auch auf dem Rasen vor der Bühne wird gespielt: Dort wird eine Berg-Attrappe zum Gebirgspanorama, es fährt ein Oldtimer vor. Zur Krönung kommt der Kaiser alias Peter Wieland. Er hat am wenigsten Text, der dafür perfekt österreichisch sitzt. Auch Eva Maria Pieckert als Postfrau bringt Authentizität ins Stück, wenn sie – mit vui G’fühl das „R“ rollt.

Für die fünf Aufführungen wurden bisher 1800 Karten für die fast 550 Plätze umfassende Tribüne auf der Festwiese am Schwimmbad verkauft. Von den Kosten von rund 100 000 Euro sei durch den Vorverkauf einiges gedeckt, so Knuth. Die Stadt als Veranstalter gibt einen Zuschuss von 35 000 Euro. Der Durchlauf mit Kostümen läuft Mittwochabend fast reibungslos. Immer wieder verschwinden Schauspieler und Tänzer hinter der Schwingtür des rustikalen Wirtshauses, um mit neuen Kostümen zurückzukehren. Dank der Uckermärkischen Bühnen, die das „Weiße Rössl“ bereits in Schwedt aufgeführt haben, ist der Kostümfundus gefüllt. Neben Dirndl und Gamsbart gibt es Knickerbocker und Bademoden der 30er-Jahre.

Passend zum Sommeridyll, das zumindest bis zur Premiere halten soll, spielen die Schauspieler den Klassiker mit Leichtigkeit und etwas Selbstironie. Als Zuschauer bleibt man bereits bei den Proben auf „Trab“ – auch wegen der wunderbar kitischigen Lieder, die hängen bleiben. ’S ist einmal im Leben so. Eva Schmid

Karten zur Premiere am 4. August um 19 Uhr kosten zwischen 29 und 49 Euro und können unter Tel. (033 204) 391 55 noch bestellt werden. Weitere Vorstellungen: 9. und 10. August 19 Uhr, 7. und 14. August 16 Uhr.

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