Potsdam-Mittelmark: Die Phryne ans Wasser
Seit Mitte der 90er Jahre steht Lepckes Skulptur nicht mehr am Düppelteich – das soll sich ändern
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Kleinmachnow - Eine Badende gehört ans Wasser, das ist Axel Muellers Meinung. Und damit steht er nicht allein. Mueller, Mitglied im Vorstand des Kleinmachnower Heimatvereins, hofft, das die lebensgroße Bronzeplastik Phryne des Bildhauers Ferdinand Lepcke (1866-1909) bald wieder am Düppelteich in Kleinmachnow steht. Das Original von Lepckes Phryne, im Volksmund auch als Badende bekannt, wurde 1925 am Berliner Schlachtensee aufgestellt und Ende des Zweiten Weltkrieges vermutlich für Rüstungszwecke eingeschmolzen. Eine Kopie der Badenden kam nach Kleinmachnow, wo Lepcke, der auch eine Skulptur von Landrat Stubenrauch schuf, den Bau eines Hauses mit Atelier plante. Doch Lepcke verstarb vor der Fertigstellung.
Bis Mitte der 90er Jahre stand die Phryne am Kleinmachnower Düppelteich. Doch wiederholt wurde die Skulptur beschmiert, umgestoßen und ein Arm abgebrochen. Daraufhin beschloss die Verwaltung, um größere Schäden zu verhindern, der Badenden nach ausgiebiger Restaurierung Exil zu geben. Seit dem steht sie zusammen mit dem Götterboten Hermes, einer weiteren Skulptur Lepckes, im Eingangsbereich der Eigenherd-Grundschule. Ein unpassendes Exil, wie Axel Mueller findet.
„Ein Stück Kleinmachnower Kultur geht hier verloren“, sagt Mueller. Zu lange stehe die Badende nun schon im Schulgebäude, so viele der in den vergangenen Jahren Zugezogenen würden gar nichts von dieser Skulptur und ihrer Geschichte wissen. Der verwaiste Sockel am Düppelteich sei mittlerweile von Schmierereien entstellt und als solcher kaum noch zu erkennen. Bliebe die Badende auf Dauer in das Schulgebäude verbannt, sei dies eine Kapitulation vor dem Vandalismus, so Mueller. Das wolle er jedoch nicht akzeptieren.
Seitens der Kleinmachnower Verwaltung überlegt man schon seit längerer Zeit, was mit der Phryne passieren soll. „Dauerhaft soll die Skulptur jedenfalls nicht in der Eigenherd-Grundschule verbleiben“, wie Pressesprecherin Martina Bellack erklärt. So habe man zuerst angedacht, die Badende auf den Rathausplatz zu stellen. Doch nach kurzer Debatte sei dieser Vorschlag wieder verworfen worden. „Es geht darum, wo die Skulptur gut hinpasst und vor allem sicher steht“, so Bellack. Denn erneuten Vandalismus wolle man. soweit das möglich ist, ausschließen. „Wir stehen da noch ziemlich am Anfang“. Bellack hofft, dass eine öffentliche Diskussion hier zu Ideen führt. „Für Vorschläge ist die Verwaltung offen.“
Im benachbarten Berlin kennt man solche Sorgen nicht. Seit 2000 steht ein Nachguss der Phryne wieder am Schlachtensee, gegenüber des S-Bahnhofes. Die Nachfrage im Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf, ob die Badende in den vergangenen Jahren irgendwelche Schäden durch Graffiti oder Vandalismus erleiden musste, wurde verneint. „Da ist und überhaupt nichts bekannt“, heißt es im Kulturamt. Die Badende führt hier scheinbar ein sorgloses Dasein. Dirk Becker
Dirk Becker
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