zum Hauptinhalt

Potsdam-Mittelmark: Die Polizei kommt immer wieder

Das „Schifferkinderheim“ in Teltow feierte 100-jähriges Jubiläum

Stand:

Teltow - Als das Jugendhaus „Schifferkinderheim“ vor zehn Jahren öffnete, stand davor ein Polizeiwagen. Doch anders als argwöhnische Nachbarn seinerzeit mutmaßten, kamen die Polizisten nicht, um für Ordnung zu sorgen, sondern um Geschenken zu überreichen. Einer von den Polizisten war Olaf Lehnhardt, der seitdem viele Projekte des Hauses vom Theaterstück bis zum Fußballspiel begleitet hat. Zwar ist er seit einiger Zeit im Nachbarkreis Teltow-Fläming eingesetzt, aber die Fäden zum „Schiffer“ rissen nie ab und so stand zum zehnten Geburtstagsfest am Wochenende wieder ein Funkstreifenwagen vor der Tür.

Viele ehemalige Jugendliche, die nun bereits mit den eigenen Kindern zum Fest kamen, begrüßten deshalb den Polizisten wie einen alten Bekannten. Über das Wiedersehen freute sich auch Mitarbeiterin Kerstin Schneider und während beide an der Fotopinnwand Erinnerungen zu gemeinsamen Projekten austauschten, stand bereits fest: Wir starten ein neues Projekt zum Präventionstag im nächsten Jahr.

Das Jugendhaus, das seit Eröffnung in Trägerschaft von JOB e.V. (Jugend-Orientierung-Beruf) ist, war in den letzten Jahren auch erfolgreich an Schulen mit Präventionsprojekten wie Streitschlichter und einem Anti-Aggressions-Training. Daran nahmen bisher 23 Schulklassen aus Teltow, Kleinmachnow und Stahnsdorf teil und die Grundschüler lernten dabei mit Gefühlen wie Wut umzugehen. Einige von ihnen sind im Jugendhaus bereits Stammgäste und nutzen Freizeitangebote im sportlichen und kreativen Bereich genauso wie Internet und Jugendcafé.

Gefeiert wird im „Schiffer“, wie es die Kinder und Jugendlichen nennen, auch das Weihnachtsfest, ebenso Halloween, Walpurgisnacht und manch anderes Fest. Zudem gibt es eine alljährliche Pyjama-Party und besonders beliebt ist die Nonsens-Olympiade, bei der beispielsweise die Sieger im Luftballon-Weitwurf und im Korkentoreschießen ermittelt werden.

Sportlich ging es auch beim diesjährigen Geburtstagsfest mit Kletterwand, Torwandschießen, Hüpfburg und Mitmach-Zirkus zu. Daneben konnte man von der Zirkus-AG der Mühlendorf-Oberschule lernen, wie auf einem Einrad gefahren wird, außerdem konnte man das Jonglieren mit Tellern, Bällen und Keulen probieren.

Für den Dreh mit dem Teller habe er nur einen Tag gebraucht, erzählte Roy Schönnagel, der seit einem Jahr Mitglied der Zirkus-AG ist. Auch Graffitikünstler ließen sich über die Schulter schauen und auf der Bühne spielten Jugendbands aus der Region. Bewundert wurde von den Gästen auch der Leuchtturm mit dem blinkendem Scheinwerferlicht, den Enrico Klingenberg aus einer Teppichrolle und Pappmaché baute. Über den etwa zwei Meter großen weiß-roten Turm, der im Foyer einen Ehrenplatz bekommen soll, freute sich auch Kerstin Schneider: „Der Turm passt gut zur Historie unseres Hauses“. Zwar sind die Binnenschiffer, für deren Kinder vor hundert Jahren das Kinderheim errichtet wurde, nie auf das Meer gefahren, aber Kerstin Schneider meint, dass ein bisschen Seemannsromantik einfach in so ein Schifferheim gehöre. Das beherbergte einst die Kinder der Schifferfamilien und ermöglichte ihnen die Schule zu besuchen, während ihre Eltern auf den Wasserstraßen unterwegs waren.

Für die ersten 30 Kinder öffneten sich die Türen des Schifferkinderheimes als der Teltowkanal 1906 in Betrieb genommen wurde. Das 100-jährige Haus, das nun unter Denkmalsschutz steht, wurde innerhalb von drei Jahren mit Mitteln aus dem Landeshaushalt und Geldern der Europäischen Union saniert. Gerade noch rechtzeitig, denn kurz zuvor war das von Schwamm und Pilz befallene Fachwerkgebäude schon zum Abriss freigegeben worden.

Kirsten Graulich

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })