Werder (Havel) - Die nagelneue Gymnasiumsturnhalle in Werder war im Jahr 2010 ein Energiefresser, der seinesgleichen suchte: Auf den Quadratmeter gerechnet wurden 27 Prozent mehr Strom als in der Havelauenhalle verbraucht. Ein Fall für die Experten der Energieagentur WEN: Sie recherchierten, das selbst am Tage häufig „Festbeleuchtung“ brannte. Weil man leicht vom Schulhaus in die Halle schauen konnte, waren die Jalousien meist verschlossen. Und der Schalter für die Maximalbeleuchtung war an der Schalttafel sehr prominent positioniert. Mit Milchglasfolie und Änderungen an der Schalttafel wurde Abhilfe geschaffen. Der Stromverbrauch sank von 146 auf 100 Megawattstunden im Jahr.
Seit dem Jahr 2003 arbeitet die Stadt mit der WEN Consulting GmbH zusammen. Idee: Mit überschaubarem Geldeinsatz Wirkungen erzielen. Die Berliner Agentur durchleuchtet städtische Liegenschaften nach Sparmöglichkeiten und setzt sie um. Für die Investitionen und Leistungen behält sie einen Teil des gesparten Geldes. In neun Jahren konnten in städtischen Liegenschaften insgesamt gut 200 000 Euro an Energiekosten gespart werden, sagt Andreas Schmeller – unter anderem durch bessere Heizungsregler und eine Verbrauchskontrolle.
Beispiel Hagemeister-Grundschule: War der Wärmeverbrauch durch die Isolierung bereits um 250 Megawattstunden gesunken, so schaffte die WEN nochmal weitere 100 Megawattstunden. Statt 700 Megawattstunden im Jahr 2001 werden dort heute noch rund 300 verbraucht.
In der jüngsten Finanzausschusssitzung erklärte Schmeller, wo die WEN noch Reserven sieht, zum Beispiel in der Straßenbeleuchtung. In der Derwitzer Dorfstraße soll im Bereich des Obsthofes Hübner in diesem Jahr die Wirkung einer Dimmung getestet werden. Die Investition von 12 000 Euro soll sich bereits nach vier Jahren amortisieren, das Licht soll in den tiefen Nachtstunden etwas weniger strahlen. Das wäre laut Schmeller genauso in anderen Straßen denkbar, wobei auch der Ersatz der Quecksilber- durch Natrium- oder LED-Lampen effektiv ist. Schmeller könnte sich vorstellen, dass die WEN auch bei der städtischen Haus- und Grundstücksgesellschaft HGW beratend aktiv wird.
Von einem Vorschlag der Linken, für Werder ein Energiekonzept zu entwickeln, hält er wenig. „Mit dem Geld könnten wir an anderer Stelle weiterkommen, zum Beispiel defekte Mischregler austauschen“, sagt er. Er sehe die Gefahr, dass das Konzept in der Schublade verschwinde – zumal die Regionale Planungsgesellschaft Havelland-Fläming bereits an einem regionalen Energiekonzept arbeite. Henry Klix
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