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Potsdam-Mittelmark: Die Urahnen des Nintendo
Im Schlosspark Caputh können am Sonntag historische Kinderspiele ausprobiert werden
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Schwielowsee - Sie laufen auf hohen Stelzen, üben Kopfstand, lassen Drachen steigen, treiben Kreisel, reiten Steckenpferde oder spielen mit Murmeln und Knöchelchen. Auf vielen der Fayencefliesen im Sommerspeisesaal von Schloss Caputh sind Kinderspiele abgebildet. Vor einigen Jahren hatte das Schlosspersonal begonnen, bei Kinderführungen einige der Spiele genauer vorzustellen. Das kam so gut an, dass daraus eine regelmäßige und stetig wachsende Veranstaltung geworden ist, sagt Schlossassistent Milko Jovic. Am kommenden Sonntag wird nun bereits zum fünften Mal unter dem Motto „Kegel, Bogen, Pfeil und Reifen“ zum Familiennachmittag in den Schlossgarten eingeladen. Und die Veranstaltung ist noch mal etwas größer geworden.
Als Partner wurde der Haven-Volck e.V. aus Potsdam gewonnen, dessen geschichtsinteressierte Mitglieder, darunter einige Historiker, Lebenswelten der frühen Neuzeit erlebbar machen wollen. Die Vorstellung von frühbarocken Kinderspielen passe also ins Vereinskonzept, sagt der Vorsitzende Sebastian Ernst. Er erzählt, wie seinerzeit mit Spunggelenken von Ziegen gewürfelt wurde, wie mangels anderer Plätze Pfarrgärten als Spielplätze auserkoren wurden und es immer wieder zu Konflikten kam. Weil es so einen Krach macht, wollte ein Schweizer Pfarrer das Reifentreiben sogar mal verbieten lassen.
Am Sonntag in Caputh soll es nicht nur darum gehen, alte Spiele wie Bogenschießen, Hufeisenwerfen oder Holzkegeln zu erproben. Der Verein, dessen Mitglieder zu solchen Anlässen in historischer Kleidung auftreten, will auch Wissen aus dem Alltagsleben des Barock vermitteln. So sollen die kleinen Gäste mit dem Federkiel auf handgeschöpftem Papier probieren können, in alten Buchstaben ihren Namen zu schreiben.
Die Märchenerzählerin Astrid Heiland erzählt Geschichten aus dem 17. Jahrhundert, als mit der Urbarmachung von Land die Angst vor Mooren oder Wäldern langsam einem Forschergeist wich. Ein Bogenbauer fertigt historische Bögen und die Vereinsleute werden in Fechtvorführungen zeigen, wie im Frühbarock gelegentlich Konflikte ausgetragen wurden. „Es wurde nicht gefechtet wie es in den Historienfilmen zu sehen ist“, sagt Ernst. Auch auf Schautafeln wird erzählt, wie die Menschen damals gelebt haben.
Und natürlich gibt es Kinderführungen durch den Fliesensaal und die anderen Räume des Caputher Schlosses. Nur die Versorgung wird noch nicht historisch sein, im kommenden Jahr soll sich das ändern. Immerhin gibt es mit Bäcker Karus einen engagierten Handwerksmeister im Ort, der mit dem neuen Caputher Schlossbrot an die Zeit erinnert, in der Dinkel noch den Weizen ersetzt hat. Er ist Sponsor der Veranstaltung. Henry Klix
11. August, 14-19 Uhr, Schlosspark Caputh, Straße der Einheit 2, Familien 15 Euro, Erwachsene 6 Euro, ermäßigt 5 Euro.
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