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Potsdam-Mittelmark: Die Wahrheit über Religion Werderaner diskutierten über Weltanschauungen

Werder (Havel) - „Meine Kirche, Deine Kirche, Keine Kirche.“ Unter diesem Motto hat die evangelische Kirchengemeinde Werder am Mittwochabend zur Podiumsdiskussion mit Vertretern unterschiedlicher Glaubensrichtungen im Gemeindezentrum eingeladen.

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Werder (Havel) - „Meine Kirche, Deine Kirche, Keine Kirche.“ Unter diesem Motto hat die evangelische Kirchengemeinde Werder am Mittwochabend zur Podiumsdiskussion mit Vertretern unterschiedlicher Glaubensrichtungen im Gemeindezentrum eingeladen. Hintergrund war die aktuelle Debatte um den Islam in Deutschland. Gastgeber Georg Thimme, Pfarrer der Heilig-Geist-Kirchengemeinde, empfing im gut gefüllten Gemeindehaus etwa 60 Zuhörer.

Es ging um Fragen wie „Was trägt mich im Leben?“ oder „Woher komme ich?“. Neben Joachim Zehner, Superintendent des evangelischen Kirchenkreises Potsdam, und Josef Jank als Vertreter der Katholiken beteiligten sich Rabbinerstudentin Sonja Pilz sowie Muslima Sabriya Palm an der Diskussion. Henrik Scholz, Organisator von „Rock in Church“, komplettierte die Runde als Atheist. Trotz teils kontroverser Ansichten unter Gläubigen stand das Verbindende im Vordergrund. In Krisenzeiten könne Religion Halt und Zuversicht geben, wie es hieß. Die Toleranz gegenüber anderen Glaubensrichtungen sei Schlüssel für ein friedliches Miteinander. „Trotz verschiedener Lehrhäuser gelten die zehn Gebote auch im Islam“, betonte Muslima Sabriya Palm. Der Koran toleriere keine Gewalt. Joachim Zehner unterstrich, dass Gott alle Menschen nehme, wie sie sind. „Es gehört zur Menschenwürde, andere Meinungen zu akzeptieren.“ So machten die Juden sogar Witze über Gott, in anderen Religionen ist das undenkbar.

„Unser Gott ist selten für uns da, wer für uns da ist, sind die Juden um uns herum“, beschrieb Sonja Pilz die Haltung, aus der sich ein typisch jüdischer Humor entwickelt habe. Der aus Schlesien stammende Josef Jank betonte, dass ihm der katholische Glaube über schwere Zeiten von Vertreibung und russischer Kriegsgefangenschaft hinweggeholfen habe. Auch er haderte schon mit seinem Gott, kam aber zu dem Schluss, dass die einzig gültige Wahrheit wohl nie erkannt werden könne.

Wer keine Angst vorm Teufel hat, braucht auch keinen Gott. So ähnlich lässt sich der Standpunkt von Henrik Scholz zusammenfassen. Als Atheist liegt für ihn der Sinn des Lebens nicht in höherer Gewalt, sondern der Arterhaltung des Menschen. Mit dem eigenen Überlebenswillen und Glauben an sich selbst sei jeder für sein Handeln selbst verantwortlich.

Ob Atheist, Jude, Moslem oder Christ – am Ende war man sich einig: Religionsfreiheit verlangt vor allem Toleranz. In Anlehnung an die Mohammed-Karikaturen sieht Pfarrer Thimme das Verhöhnen eines Glaubens kritisch. „Keine Karikatur dieser Welt rechtfertigt Terror und Mord. Verständnis habe ich jedoch für die Betroffenheit der friedlichen Gläubigen angesichts jener Zeichnungen.“ Aufklärung sei daher einer der wichtigsten Grundpfeiler für das friedliche Zusammenleben. Die Podiumsdiskussion war ein kleiner Schritt in diese Richtung. Martin Klocke

Martin Klocke

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