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Potsdam-Mittelmark: Die Wasserrettung will nach Ferch

Für den DLRG-Stützpunkt am Schwielowsee werden vom Investor aber Bedingungen gestellt

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Schwielowsee · Ferch - Mit 60 Kilometern pro Stunde fegen sie über die Havel zwischen Potsdam und Ketzin, wenn jemand die 112 gewählt hat. Ob ein Segelboot gekentert ist, im Strandbad ein Kind vermisst wird oder die pralle Sonne für Hitzeschocks sorgt. Dennoch: Die Wasserretter von der DLRG-Ortsgruppe Potsdam sind teils 20 Minuten bis zum Einsatzort unterwegs, da ist kaum noch was zu retten. In dieser Saison dauerte es manchmal sogar noch länger, denn in der DLRG-Station am Strandbad Glindow musste man wegen Schwammbefall vorübergehend ausziehen. Da blieb allein der Stammsitz am Luftschiffhafen Potsdam.

Seit Jahren sucht die DLRG nach weiteren Stützpunkten am Zernsee und am Schwielowsee. „Aber Wassergrundstücke sind teuer“, so Ortsgruppenchef Axel Koppernock. Jetzt gibt es die vage Chance, günstig in Ferch unterzukommen. Der Inhaber der Marina Ferch, Günter Matz, dem auch Nachbarflächen an der Seewiese gehören, hat seine Absicht erklärt, hier eine Wasserrettungsstation einzurichten. Die DLRG soll an der Marina Liegeplätze für ihre Rettungsboote bekommen. Am Parkplatz vor der Marina – eine Fläche, die Matz ebenfalls gehört – soll für 40 000 Euro ein kleines Stationsgebäude errichtet werden.

Der Toilettencontainer am Parkplatz ist nicht behindertengerecht, Matz will hier sowieso einen Holzneubau mit Satteldach bauen. Da sind auch noch nebenan 45 Quadratmeter mit Seeblick für die DLRG drin. Der Verein würde einen langfristigen Mietvertrag mit guten Konditionen bekommen. „Gerade auf dem Schwielowsee haben wir viel zu tun“, sagt Axel Koppernock. Die Station in Ferch wäre deshalb „eine tolle Sache“.

Auch im Fercher Ortsbeirat steht man dem Vorhaben aufgeschlossen gegenüber, zumal sich die teure Anschaffung eines neuen Rettungsbootes für die Feuerwehr erübrigen würde. Man würde sich über die Belebung und das Plus an Sicherheit für die Besucher freuen. Aber es gibt einen Haken: Investor Matz will eine Gegenleistung. Die Station will er nur bauen, wenn er einen Teil seines Parkplatzes zum Abstellen von Booten nutzen darf, wo auch mal repariert wird. Ein beim Landkreis gestellter Umnutzungsantrag fand zumindest im Bauausschuss Schwielowsee keine Zustimmung, es war sogar von Erpressung die Rede. Ortsbürgermeister Roland Büchner (BBS) war im Ortsbeirat am Mittwochabend um moderatere Töne bemüht. Auch wenn ein renitenter Nachbar gegen den Bootsabstellplatz streitet – wirklich stören würde er nicht. „Irgendwo müssen die Boote ja hin, und wenn Herr Matz sie direkt ans Wasser stellt, ist der Seeblick futsch.“

Zudem werden noch andere Hoffnungen mit dem Mann aus Zeitz, der die Marina im nächsten Jahr übrigens erweitern will, verknüpft: Er besitzt auch die Fläche des früheren FDGB-Heims an der Seewiese. Aus seinen Plänen für eine Kurklinik ist nichts geworden, jetzt hofft man im Ortsbeirat auf eine Pension mit Restaurant, in dem auch ein großer Saal Platz findet. Für große Feste und die Karnevalsfeiern mit bis zu 200 Gästen gibt es nämlich keinen geeigneten Raum im Dorf. „Wir müssen schauen, dass wir unseren Investor nicht verprellen.“ Und „so schlimm“ wie auf der anderen Seeseite sei es ja nicht, was Matz plant und tut, findet Büchner. „Wir werden diesen Bereich jedenfalls niemals selbst entwickeln können. Wir brauchen jemanden, der das Geld herbringt.“ Im Ortsbeirat gab man Büchner recht. Für einen Kompromiss, mit dem die DLRG-Station im nächsten Jahr eröffnet werden kann, will der Ortsbürgermeister jetzt auch bei den Gemeindevertretern werben. Henry Klix

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