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Weibliche Kunst. Das Bild „Stille“ ist Teil der Ausstellung im Rathaus.

© Gerold Paul

KulTOUR: Ausstellung im Rathaus Kleinmachnow: Die Welt mit weiblich malender Hand

Die Künstlergruppe K 50 zeigt im Rathaus Kleinmachnow sehenswerte Bilder

Stand:

Kleinmachnow - Männer malen anders als Frauen, ältere Menschen anders als jüngere, das dürfte bekannt sein. Bei Barbara Bock, Nina Heinrichs und Barbara Kerl kommt dies alles zusammen, das Malen, das selbstbewusste Frau-Sein, und ein gehobenes Lebensalter. Man kennt sich ja seit der gemeinsamen Ausbildungszeit an einer privaten Kreuzberger Kunstakademie mit Kursnummer „K 50“ vor etlichen Jahren. Bei diesem Kürzel ist es dann auch geblieben, als man gemeinsam weitermachen wollte, nicht zu dritt, sondern „im guten Dutzend“.

K 50 steht heute für eine selbstbewusste Ateliergruppe mit Sitz in Kleinmachnow, die sich sogar bei Frost und Schnee an der Bäkemühle zu präsentieren versteht. Die Werke der genannten Damen nun sind derzeit, quasi stellvertretend für K 50, im Foyer des Bürgerhauses zu sehen. Eine richtig gute Ausstellung ist da gelungen, vom Publikum mit „Große Wellen, schöne Gesichter, schimmernde Paläste, wir haben uns gefreut über Eure Bilder“, oder in kürzester Kürze mit „Schöön“ honoriert. Da ist schon etwas dran, zumal ihr Titel „Trionale 2 – Vor der Auflösung“ vom ästhetischen Ansatz der Impressionisten über persönliche Interna bis zum Erd-Untergang alles Denkbare bedeuten kann.

Auch die Lösung von Knoten und Rätseln natürlich. Die Welt also nicht, wie sie ist, sondern wie sie mit weiblich malender Hand (die ja stets nach Höherem strebt) in Siebdruck, Bild, Collage und Skulptur dargestellt wird. Barbara Bock geht es um „Eindrücke und Botschaften der Umwelt“, die sie, unerkannt noch, gleich wieder verfremdet.

Bildfüllende Gesichter mit schönen Augen, dicht an dicht gedrängt, eine Phantasielandschaft mit Menschenzug, darin einer „Außer der Reihe“ ist, oder ein lichtgeflutetes Porträt von „Flora“, voller Andeutung und Geheimnis. Den feinen Pinsel indes scheint sie nicht so zu lieben. Ein blaufischähnliches Ding steht, vor seiner Auflösung, gerade „Im Kreuzfeuer“, hier ist genauso viel Raum für die Phantasie wie in dem poetisch-vielschichtigen Werk von Nina Heinrichs.

Vier große Vitrinen mit kleinen Skulpturen, etwa „Unterwegs“, ein zahnberadetes Rollbrett mit Käfig. So also geht es voran! Siebdrucke wie „Überfall“ und „Der letzte Tanz“ stapeln Fenster und ganze Häuserfassaden sinnstiftend ins Vertikale.

Kühne, nicht immer überzeugende Arbeiten von Barbara Kerl, in Braunschweig geboren, seit 1999 in Kleinmachnow zu Hause. Auch sie erschafft Stadt-Collagen, fahles Fassaden-Getürm wie „progress 1“, ihr „Venedig“ entbehrt der gerühmten „Unschärfe-Relation“ nicht minder als die ihrer Kolleginnen. Ein Faible fürs Abstrakte ist unübersehbar. Undurchschaubar ihr monströs-fahler „Traum“ im rostroten Anflug, großartig ist „Stille“ gelungen, ein herrlich Schwebendes zwischen Abstrakt und Konkret.

Ob nun semi- oder ganz professionell, spielt in dieser Ausstellung gar keine Rolle, wichtig ist nur, ob und wie diese teils poetische, sensible, jedoch stets feminin-behutsame Annäherung an die Außenwelt ankommt, und also wirkt. „Finde deinen beach“, heißt es bei Barbara Kerl. Und so soll es ja auch sein, der Betrachter muss mit ins Bild, ob er nun will oder nicht. Kurz und gut, die „Trionale 2“ hält viele Fragen, viel Antwort auch bereit. Doch gemach, und bei aller Gewähr: Was sich auflöst, muss ja nicht gleich verschwinden. Gerold Paul

Die Ausstellung ist bis zum 17. April im Rathaus, Adolf-Grimme-Ring 10, zu sehen.

Gerold Paul

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