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Potsdam-Mittelmark: Die Wüste soll weichen

Im Glindower Ortszentrum soll ein neues Wohngebiet mit 80 Wohnungen entstehen

Von Enrico Bellin

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Werder (Havel) - In der Glindower Ortsmitte könnten in den kommenden Jahren etwa 80 neue Wohnungen entstehen. Auf einem Grundstück am Glindowsee nördlich des Kiezes will der Rechtsanwalt Peter Kreilinger mehrere Mietshäuser bauen. Die Werderaner Stadtverordneten stimmten jüngst mehrheitlich für die Aufstellung eines neuen Bebauungsplanes.

Bis zu neun vierstöckige Häuser mit einer Höhe bis zu 18 Metern und einer Länge von 27 Metern dürften dem Entwurf zufolge auf dem fast drei Hektar großen Areal, das Kreilinger gehört, entstehen. Einst war dort eine Ziegelei, im Boden liegen meterdicke Schichten Ziegelschutt. Dazu ist der Baugrund am Seeufer locker. Daher müssten die Häuser laut Kreilinger auf Pfählen gegründet werden. Ein Thema des Bebauungsplanverfahrens ist auch ein Lärmgutachten zu den von der benachbarten Fahrzeugbaufirma Hako ausgehenden Geräuschen.

Wie genau gebaut werde, sei noch unklar. Zunächst müsse der Bebauungsplan beschlossen werden. Kreilinger hofft, dass das bis Mai 2015 passiert. Dann würde sich das Baugenehmigungsverfahren anschließen, bei dem unter anderem die Statik und Regelungen zum Brandschutz bestimmt werden. Einen Bautermin für sein Projekt kann der Investor deshalb noch nicht nennen, hofft aber, dass das Verfahren schnell abläuft. Derzeit sei das Zinsniveau für die Millioneninvestition niedrig, niemand wisse, wie lange. „Wer das Projekt verzögert, gefährdet es“, sagte Kreilinger gegenüber den PNN.

Er zielt damit auch auf den Einwand der Werderaner Grünen-Fraktion, die sich gegen das beschlossene beschleunigte Planverfahren ausgesprochen hat, da dabei eine detaillierte Umweltprüfung entfällt. Kreilinger versichert, ökologisch verträglich zu bauen und so wenig Grundfläche wie möglich zu versiegeln. „Werder benötigt dringend Mietwohnungen, hier im Glindower Zentrum ist der beste Platz für innerstädtische Verdichtung, was gerade auch ökologisch sinnvoll ist.“

Seine Wohnungen sollen zwar einen gehobenen Standard haben, durch verschiedene Grundrisse von zwei bis fünf Zimmern aber für Singles, Paare und Familien gleichermaßen interessant sein. Auch Gewerbeeinheiten, die die Bewohner nicht stören, sind zulässig. Er könne sich auch vorstellen, eine Kinderarztpraxis zu integrieren, falls ein Arzt Interesse bekundet, sagt Kreilinger. Familien dürften den Standort ohnehin schätzen, da Kita und Grundschule in unmittelbarer Nähe sind.

Zu DDR-Zeiten trainierte auf dem Gelände die „Zivilverteidigung“, Ende der 90er-Jahre baute der Landkreis dort eine Förderschule. Diese Gebäude sollen abgerissen werden. Seit Jahren ist die Fläche im Ortszentrum ungenutzt. „Wir sind froh, dass diese Wüste im Ort endlich beseitigt werden soll“, sagte der Glindower Ortsvorsteher Sigmar Wilhelm (Freie Bürger). Jahrelang habe man um eine Entwicklung gekämpft. So gab es bereits einen Bebauungsplan, der unter anderem Wohnungen, einen Jachthafen, Seniorenwohnheime und ein Hotel vorsah. Die Pläne konnten jedoch nie umgesetzt werden.

Wilhelm wünscht sich jedoch – wie auch Stadtverordnete anderer Fraktionen – eine vertragliche Festlegung, dass das private Gelände direkt am Seeufer öffentlich zugänglich bleibt. Kreilinger lehnt so eine Festlegung ab. Er will zwar darauf verzichten, das Areal abzuzäunen, und verweist darauf, dass seine Planungen de facto einen Zugang für Gäste sichern. Bei einer möglichen Zahl von 150 Mietern sei es sowieso kaum möglich, zu sagen, wer auf dem Gelände spazieren geht und wer dort wohnt. Kreilinger möchte sich aber die Möglichkeit offenhalten, Ruhestörer wenn nötig des Platzes verweisen zu können, ohne langes Warten auf Polizei und Ordnungsamt. „Die faktische Öffentlichkeit wird erstmals Dritten den Zugang möglich machen.“ Bis heute habe es – obwohl das Grundstück in öffentlicher Hand war – keinen Zugang gegeben, geschweige denn eine attraktive Gestaltung, wo überhaupt jemand hätte hingehen wollen. Enrico Bellin

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