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Potsdam-Mittelmark: Diebstahl oder Hehlerei?

Prozessauftakt: Solarmodule für mehrere Hunderttausend Euro aus Firmenhalle in Ferch verschwunden.

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Schwielowsee - Der Prozessauftakt am Dienstag vor dem Schöffengericht um eine mutmaßliche Diebes- oder Hehlerbande stand wahrlich unter keinem guten Stern. Als Staatsanwalt Thomas Jaschke die Anklageschrift verlas, schien die Welt im Verhandlungssaal 21 des Justizzentrums noch in Ordnung. Fünf Männern zwischen 31 und 64 Jahren sowie einer 28-jährigen Frau wird gewerbsmäßiger Handel vorgeworfen. Die Angeklagten – zwei aus Potsdam, die anderen aus Berlin, Ludwigsfelde und Annaberg-Buchholz – sollen mit unterschiedlicher Tatbeteiligung, teilweise mit weiteren Personen, denen ebenfalls der Prozess gemacht wird, aus Lagerhallen einer Logistikfirma in Ferch insgesamt 171 Paletten mit Solarmodulen gestohlen oder diese gewinnbringend weiterverkauft haben. Den genauen Tatbestand muss die Beweisaufnahme erbringen. Der Wert des Diebesgutes, das zwischen dem 14. Januar und dem 17. Juni 2011 verschwand, soll mehrere Hunderttausend Euro betragen. Für Bandendiebstahl sieht das Strafgesetzbuch Freiheitsstrafen zwischen sechs Monaten und zehn Jahren vor. Gleiches gilt für gewerbsmäßige Hehlerei. Das Schöffengericht darf lediglich Freiheitsstrafen bis zu vier Jahren verhängen.

Vier Verhandlungstage hatte das Gericht unter Vorsitz von Cornelia Michaelis anberaumt. Das Urteil sollte voraussichtlich am 24. Oktober gesprochen werden. Doch alles kam anders als geplant. Zuerst stellte sich heraus, dass ein türkischer Angeklagter der deutschen Sprache nicht ausreichend mächtig war, um dem Prozess problemlos zu folgen. Sein Verteidiger hätte dies eigentlich wissen können. Bis ein eilends aus Berlin herbeitelefonierter Dolmetscher eintraf, vergingen eineinhalb Stunden. Dann ließen die Angeklagten über ihre Anwälte erklären, sie würden sich zu den Vorwürfen nicht äußern. Auch Angaben zur Person machten sie keine. Verständigungsgespräche mit Staatsanwaltschaft und Gericht, die der Verkürzung des Verfahrens gedient hätten, lehnten sie ab. Da Richterin Michaelis den Vorsitz erst kürzlich übernommen hatte, mehr Zeugen – auch in anderer Reihenfolge – hören wollte, als ihre Vorgängerin ursprünglich geladen hatte, setzte sie zwei zusätzliche Prozesstage an. Deren Terminierung kam erst nach zeit- und kräftezehrender Absprache mit den sechs Verteidigern, die ihre Büros per Handy kontaktierten, zustande. Nun gab die 28-jährige Angeklagte zu bedenken, dass sie dann eventuell ihren sieben Monate alten Säugling mitbringen müsste.

Das geht auf keinen Fall, entschied die Vorsitzende und setzte die Verhandlung aus. Eine Neuauflage wird es erst 2014 geben. Voraussichtlicher erster Verhandlungstag von nunmehr sechs Terminen, die ebenfalls unter großen Schwierigkeiten zustandekamen, ist der 25. Februar. Staatsanwalt Thomas Jaschke bezweifelte am Rande des Prozesses, dass die aufgrund der schwierigen Beweislage ausreichen werden. HoGa

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