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Potsdam-Mittelmark: Diese Glocken läuten nimmermehr

Die Eisenhartgussglocken der St. Andreaskirche sind stark beschädigt / Sanierung beginnt im September

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Teltow - Am Sonntag haben sie zum letzten Mal zum Gottesdienst gerufen, die drei Glocken der St. Andreaskirche in Teltows Altstadt. In dieser Woche war der Elektriker da und hat das elektronisch gesteuerte Schlagwerk abgestellt. Wenn in den nächsten Tagen die Sanierungsarbeiten am Kirchturm beginnen, sollen die drei Glocken ausgebaut und durch zwei neue ersetzt werden. Jetzt heißt es für die evangelische Kirchengemeinde Spenden sammeln, denn mit einem Austausch der Kirchenglocken hatte hier niemand gerechnet.

Für die geplante Sanierung der St. Andreaskirche, deren erster Abschnitt im September beginnen soll, hatte die Gemeinde von der Lottogesellschaft eine Förderzusage über 10 000 Euro für die Instandsetzung des Glockenstuhls erhalten. Ziel war es, auch die dritte Glocke im Turm wieder zum Klingen zu bringen, die wegen statischer Problem schon seit 20 Jahren nicht mehr geschlagen hat. In der vergangenen Woche kam aus dem sächsischen Radebeul ein Sachverständiger für Geläut und Turmuhren, um den Glockenstuhl zu inspizieren. Der Fachmann erkannte sofort: „Die Glocken müssen raus“.

Erst 1924 wurden die drei Glocken aus Eisenhartguss in den Kirchturm eingebaut. Sie waren der Ersatz für zwei Bronzeglocken, die für militärische Zwecke eingeschmolzen wurden. Eine damals gängige Methode. Auf den alten Glockenstuhl wurde ein zweiter montiert, der eine neue dritte Glocke tragen sollte. Weil die Eisenhartgussglocken nicht so schön wie Bronzeglocken klingen, versuchte man dieses Manko durch drei Glocken auszugleichen. Doch klangliche Qualität lässt sich nicht immer durch Quantität ersetzen, wie Frank-Jürgen Seider erklärt, der sich seit Jahren mit der Geschichte Teltows beschäftigt und einen schmalen Band zur Geschichte der St. Andreaskirche geschrieben hat. Neben den klanglichen Einschränkungen haben die Eisenhartgussglocken noch ein anderes Problem: Die kurze Lebensdauer von 70 bis 100 Jahren.

„Die Glocken in der St. Andreaskirche hängen seit 82 Jahren und sind mittlerweile porös und das Material an bestimmten Stellen zerfressen“, sagt Haus- und Kirchwart Michael Wilke. Darum müssen sie nun ausgebaut und laut Gutachten des Sachverständigen durch Bronzeglocken ersetzt werden. Statt der drei sollen dann wie ursprünglich nur zwei Glocken in den Turm kommen, pro Stück 30 000 Euro. Ein Kostenfaktor, den die Gemeinde für die Sanierung der Kirche nicht eingeplant hatte.

Für die Sanierung des Turms, des Daches samt Dachstuhl und des Eingangsbereichs schätzt Wilke die Kosten auf knapp 900 000 Euro. Fördergelder in Höhe von 760 000 Euro sind der Gemeinde zugesagt, im kommenden Frühjahr sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. Danach soll der zweite Abschnitt der Sanierung im Innenbereich der Feldsteinkirche starten, die um 1230 erbaut wurde. Ein neue Heizung für 60 000 Euro, eine Orgel für 50 000 und die 60 000 Euro für die neuen Bronzeglocken sind in diesem Abschnitt geplant, der im Frühjahr 2008 abgeschlossen sein soll. Um die Finanzierung dieser Vorhaben muss sich die Gemeinde noch kümmern.

Auch wenn die drei Eisenhartgussglocken ausrangiert werden, auf dem Schrott landen sie nicht. „Nach ihrem Einbau wurden sie geweiht und können daher nicht so einfach auf den Müll geworfen werden“, sagt Kirchwart Wilke. Die drei Glocken, deren schwerste knapp zwei Tonnen wiegt, sollen auf dem Rasen neben der Kirche aufgestellt werden, in direkter Nachbarschaft der neuen Bronzeglocken. Dirk Becker

Wer für die Bronzeglocken spenden möchten, wendet sich bitte an die Evangelische Kirchengemeinde Teltow unter Tel.: (03328) 30 31 40.

Dirk Becker

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