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Tiptop in Ordnung. Die Kirche präsentiert sich seit der Sanierung tadellos.

© hkx

Potsdam-Mittelmark: Diesmal kommt ein Hohenzoller

Zum 125. Jubiläum der Geltower Kirche will man an die Geschichte des Gotteshauses anknüpfen

Stand:

Schwielowsee - „Das Dorf, es lag im Sonnenschein / In die schmucklose Kirche tritt er ein / Die Wände weiß, die Fenster blank / Zu beiden Seiten nur Bank an Bank.“ Die Zeilen stammen aus dem Gedicht „Kaiser Friedrichs letzte Fahrt“ von Theodor Fontane und sind die berühmtesten, die zur Geltower Kirche je verfasst wurden. Friedrich III. soll das neue Gotteshaus, dessen Bau er mit seiner Frau Victoria befördert hatte, acht Tage vor seinem Tod besucht haben, „die Hände gefaltet, den Kopf geneigt“. Schon schwer erkrankt konnte der „99-Tage-Kaiser“ bei der Weihe ein halbes Jahr zuvor nicht dabei sein. Wenn am 22. Dezember das 125. Jubiläum gefeiert wird, soll das nachgeholt werden, sagt Kirchenältester Ernst-Manfred von Livonius. Mit Franz-Friedrich von Preußen soll diesmal ein Hohenzoller beim Festakt vertreten sein.

Die Kirche, die die dann gefeiert wird, hat wenig mit dem von Fontane beschriebenen schmucklosen Bau zu tun. Der hatte offenbar den aus seinen „Wanderungen“ bekannten Vorgängerbau vor Augen. Denn dem 1887 geweihten, neogotischen Neubau, bekannt durch seine Backsteinfassade, dem prägnant gemusterten Dach und dem seitlich vom Kirchenschiff platzierten Kirchturm, waren die künstlerischen Ambitionen seiner Förderer durchaus anzusehen. Als Vorbild diente die Kirche zu Terlan in Tirol.

Die Geltower Kirchengemeinde kann den Bau zum Jubiläum in tadellosem Zustand präsentieren, sagt Martin Doyé vom Gemeindekirchenrat. Seitdem sich im Jahr 1999 der marode Kirchturm neigte, ist das Gotteshaus in mehreren Schritten saniert worden: Im Jahr 2000 wurde der Turm, dann Dach und Fassade und schließlich 2005 der Innenraum wieder hergerichtet, dessen reich gemusterte Ausmalung sich schon dem Jugendstil nähert. Bei den Bauarbeiten ist in einem durch eine Glaswand getrennten Seitenschiff ein Gemeinderaum entstanden. Selbst eine Fußbodenheizung wurde eingebaut. Die Sanierung sei hervorragend gelungen, meint von Livonius. „Unsere Kirche ist tiptop in Ordnung.“

Der Bauplatz in Alt-Geltow hat eine lange Tradition: Auf der in die Havel ragenden Halbinsel hat im frühen Mittelalter eine Slawenfestung gestanden, im 14. Jahrhundert wurde an derselben Stelle eine Feldsteinkirche errichtet, die 1727 durch den von Fontane beschriebenen Fachwerkbau ersetzt wurde. Als der zusehends verfiel, soll der Kronprinz persönlich die Initiative ergriffen haben.

In seiner langen Kronprinzenzeit glich Friedrich Wilhelm mit seiner Frau Victoria die politische Machtlosigkeit durch die Förderung von Wissenschaft, Kunst und Kultur aus. Davon sollten auch die Kirchenstandorte in Golm, Eiche und Bornstedt profitieren – und in Geltow. Die Weihe des Neubaus wurde mehrfach verschoben, damit der schwer erkrankte Monarch daran teilnehmen konnte. Der wies schließlich von Italien aus an, dass die Kirche noch vor Weihnachten in Betrieb genommen werden soll – ohne ihn.

Im Altarraum erinnert seit 125 Jahren eine Gedenktafel daran, dass das kaiserliche Paar zum Altarschmuck das Kruzifix, die Leuchter und die Heilige Schrift gespendet hat. Auch das äußere Erscheinungsbild soll auf dessen Anregungen zurückgehen. Unterschriften der Hohenzollern in der alten Kirchenbibel bezeugen den späteren Besuch der Kaiserfamilie. Zum Kirchenjubiläum am 22. Dezember will man daran anknüpfen, sagt von Livonius. Henry Klix

Festgottesdienst am 22.12. um 11 Uhr

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