
© A. Klaer
Feuerwehr in Stahnsdorf: Diskussion um Neubau: Alles zurück auf Anfang
Eine Stahnsdorfer Bürgerinitiative wirbt mit Erfolg für ein neues Feuerwehrdepot an der Annastraße. Die Akzeptanz dafür steigt.
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Stahnsdorf - Es ist ein dicker Ordner, der da am Montagabend unübersehbar auf dem Bürgerstammtisch im Stahnsdorfer Restaurant „Taj Mahal“ liegt. „833 Unterschriften haben wir für einen Neubau der Feuerwehr an der Annastraße bislang gesammelt“, berichtet Britta Engelmann-Hübner von der jüngst ins Leben gerufenen Initiative „Annawache Stahnsdorf“. Ob dieser erste Schub an Unterschriften die Kommunalpolitiker auf ihrer nächsten Sitzung am Donnerstag beeindrucken wird, bleibt abzuwarten. Aber Engelmann-Hübner (BfB/Die Neuen) ließ keine Zweifel aufkommen, dass das Klinkenputzen um weitere Unterschriften fortgesetzt wird.
Viele Stahnsdorfer wissen nicht, wie marode die Wache am Dorfplatz ist
„Neue Feuerwache für Stahnsdorf“, lautete auch das Thema des Stammtisches, zu dem die Wählergruppen „Bürger für Bürger“ und „Die Neuen“ eingeladen hatten. Nur eine Handvoll Stahnsdorfer, einige Feuerwehrleute und Kommunalpolitiker schienen sich für das Anliegen zu interessieren. Dabei brennt das Thema der Gemeinde buchstäblich unter den Nägeln, befeuert auch durch das Medienecho zum „Ekelalarm“ und zum Rattenproblem der Retter. Schimmelbefall, Ungeziefer, marode, zu klein und nicht normengerecht sind nur einige Mängel aus einer langen Liste, die das Problem der Wache am Dorfplatz kennzeichnen. Bislang lehnt eine Mehrheit der Gemeindevertreter von CDU, SPD und „Wir Vier“ den einst von der Feuerwehr vorgeschlagenen Neubau an der Annastraße jedoch ab, neue Varianten werden ins Spiel gebracht und wieder verworfen. Im Gespräch mit Bürgern erfuhren die Initiatoren der Unterschriften-Aktion immer wieder, dass die meisten das Feuerwehr-Depot am Dorfplatz zwar von diversen Festen kennen, aber nicht die Probleme der Feuerwehrleute mit dem Standort. „Wenn wir den Leuten den Sachstand erklärt hatten, reagierten sie bestürzt darauf, dass die von ihnen gewählten Kommunalpolitiker das Problem jahrelang vor sich hergeschoben haben“, sagte Engelmann-Hübner. Auch ein Anwohner der Luisenstraße, der zum Stammtisch kam, zeigte sich verwundert. Er habe mit seinen Nachbarn gesprochen, da hätte keiner Einwände gegen eine Feuerwache in der Nachbarschaft gehabt.
Zum Stammtisch war auch Teltows Stadtwehrführer Jan Ehlers gekommen, der deutlich machte, wie wichtig die schnelle Erreichbarkeit der Kameraden sei. Denn für einen Zweitangriff bei Großbränden und regionale Hilfseinsätze wären die Stahnsdorfer Kameraden unverzichtbar. Für deren Leistungsfähigkeit sei die Kommune auch gesetzlich in der Verantwortung, mahnte er. Auch Ehlers sprach sich für den Standort neben der Gemeindeverwaltung aus: „Der Platz an der Annastraße liegt zentral und ist daher optimal.“
Naturschützer kritisieren Alternativ-Standort im Wald
Peter Ernst (SPD), sachkundiger Bürger im Bauausschuss und vehementer Naturschützer, ärgert der Vorschlag, für eine andere Standort-Variante ein Waldstück am Güterfelder Damm zu roden. Dass die Mehrheit in der Gemeindevertretung damit argumentiere, der Wald sei minderwertig, bringt ihn in Rage: „Kein Wald ist minderwertig, im Brandenburgischen Waldgesetz steht, was Wald ist!“ Auch Gemeindevertreter Thomas Michel (Bündnis 90/Grüne) hält einen Standort im Wald für unakzeptabel. Nicht nur er bezweifelt die Sachkunde des Vorschlages, auch einige Bürger halten es für kontraproduktiv, wenn für den Erhalt des Beethovenwäldchens gekämpft wurde und an anderer Stelle eine Schneise in ein weitaus größeres Waldstück geschlagen werden soll. „Das Image vom grünen Stahnsdorf können wir uns dann abschminken“, meinte Feuerwehrmann Ronny Hübner. Regina Schwarz (BfB/Die Neuen) befürchtet, dass ein solches Signal weitere Begehrlichkeiten wecken könnte: „Wir öffnen Tür und Tor für Spekulanten, die sich auf dieses Beispiel berufen werden.“
Neue gewichtige Argumente für die Wache an der Annastraße kamen von Bürgermeister Bernd Albers (BfB). Er informierte über neue Förderrichtlinien der Landesregierung zum Neubau von Feuerwachen. Deren Kriterien würden genau auf das Projekt in der Annastraße zutreffen. Demnach müsste ein solches Gebäude auf einem gemeindeeigenen Grundstück mit Baurecht errichtet werden. Die Hälfte der Baukosten wäre förderungsfähig. Das wären rund 1,5 Millionen Euro. Auch der Bau einer Gesamtschule ist auf dem 19 000 Quadratmeter großen Grundstück möglich, wäre Albers zufolge aber auch neben dem Sportzentrum denkbar.
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Kirsten Graulich
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