Potsdam-Mittelmark: Disput um Straßennamen beendet
Arthur-Scheunert-Allee wird nicht umbenannt
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Nuthetal - Die Rehbrücker Arthur-Scheunert-Allee wird nicht umbenannt. Ein entsprechender Beschluss ist am Dienstagabend einstimmig von den Gemeindevertretern gefasst worden. Gleichzeitig verpflichtete sich die Gemeinde, „angemessen uns regelmäßig über das Wirken des Wissenschaftlers Arthur Scheunert aufzuklären“. Die Abgeordneten folgten damit einer Empfehlung des Hauptausschusses, der sich im Februar umfassend mit dem Thema auseinandergesetzt hatte. Wie berichtet war das Wirken Arthur Scheunerts (1879 - 1957) in der NS-Zeit zweifelhaft. Seine wissenschaftlichen Ergebnisse in der Vitaminforschung sind bis heute jedoch unbestritten, auch seine Leistung beim Aufbau des Rehbrücker Ernährungsinstituts nach dem Zweiten Weltkrieg. Das rechtfertige die Straßenbenennung, hieß es.
„Es ist einfach, den Namen abzuhängen. Aber Scheunert hat im Ort auch eine positive Rolle gespielt. Wir wollen uns mit seinem Wirken in kritischen Zeiten weiter auseinandersetzen", begründete Gemeindevertreterin Katrin Krumrey (SPD) das Festhalten am Straßennamen. Erinnert wurde an die zweifelhaften Methoden, mit denen Scheunert einen Teil seiner Forschungserfolge erzielte und an seine Tätigkeit in der Rationierungskommission, in der die Nationalsozialisten Lebensmittel nach rassischen Gesichtspunkten zuteilten. „Hier trug Scheunert über den Bereich der Forschung hinausgehend zur Kriegsführung Nazideutschlands aktiv bei und grenzte sich eben nicht vom Regime ab“, heißt es in der Beschlussbegründung. Dies würde ihn als Namensgeber für eine neu zu benennende Straße heute wohl ausschließen.
Hintergrund der Diskussion war ein Beitrag des Historikers Roland Thimme in der Zeitschrift für Geschichtswissenschaft, in dem er über Scheunerts Vitamin-Versuche an Häftlingen während der NS-Zeit berichtete und von Verbrechen gegen die Menschlichkeit sprach. Mit diesen Versuchen habe er ethische Grenzen überschritten, jedoch gebe es keine belastbaren Hinweise für Todesfälle oder bleibende Schäden bei Versuchspersonen, hatte der Wissenschaftliche Direktor des Instituts für Ernährungsforschung, Hans-Georg Joost, nach seinen Recherchen zu Thimmes Vorwürfen im November 2012 relativiert. Ute Kaupke
Ute Kaupke
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