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Potsdam-Mittelmark: „Doppelt so hoch wie die Kirche“

Protest in Plessow gegen Sendemast für Bos-Funk

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Werder (Havel) - Massiver Protest in Plessow: Rund 100 Bürger haben sich gestern Abend spontan vor der Kirche des 300-Seelen-Dorfes versammelt, um gegen einen geplanten Funkmast zu protestieren. Erst durch Fundamentarbeiten seien die Bürger am Donnerstag auf das Vorhaben aufmerksam geworden, sagte der Einwohner Dirk Lutze gestern gegenüber den PNN. Durch Nachfragen bei den Behörden habe man davon erfahren, dass auf einem Grundstück – schräg gegenüber von der Kirche und mitten im Ort – ein 55 Meter hoher Sendemast für den neuen Bos-Digitalfunk von Polizei und Rettungsdiensten gebaut werden soll. Die neogotischer Plessower Kirche, gebaut von einem Baumeister aus der Stülerschule, ist 28 Meter hoch. In nächster Nachbarschaft befindet sich auch das denkmalgeschützte Plessower Herrenhaus. Zum Dienstag wurde Ortsvorsteher Siegfried Frömling ins Gemeindehaus eingeladen, um sich zu positionieren.

„Man kann uns nicht ohne jede Information einen solchen Turm vor die Nase setzen“, sagte Dirk Lutze. Bei der Demonstration sprachen sich die Bürger für einen sofortigen Baustopp aus. „Auf der einen Seite verhindert die Stadt, dass zwei Windräder auf der Glindower Platte gebaut werden. Und hier wird ein Sendemast ins Dorf gestellt, der doppelt so hoch wie die Kirche ist“, sagte einer der Protestler. Im Ort hat bereits eine Unterschriftensammlung begonnen. Der Sendemast sollte nicht in nächster Nähe zu den Wohnhäusern gebaut werden, so Lutze. „Die Einwohner fürchten sich vor Gesundheitsschäden, und das Ortsbild wird völlig verhunzt.“ Stattdessen sollte nach einem Standort in der Randlage gesucht werden.

Werders Stadtbrandmeister Lothar Boreck, der auf dem Baumblütenfest bereits den neuen Bos-Funk erprobte und mit der Bos-Projektgruppe des brandenburgischen Innenministeriums zusammenarbeitet, bestätigte gestern, dass ein Sendemast in Plessow gebaut wird. Die Befürchtung, das von dem Turm gesundheitliche Gefahren ausgehen, sei jedoch unbegründet. „Gefahr besteht nur an der Spitze im Radius von 80 Zentimetern direkt an der eingeschalteten Antenne.“ Das Netz genüge „höchsten Sicherheitsanforderungen“, die Angst vor Elektrosmog sei „völlig unbegründet“.

Der Bos-Digitalfunk wird derzeit in ganz Deutschland ausgebaut. In der Region wird nach Berlin jetzt das Funknetz rund um die Hauptstadt geschlossen. Am Ende soll es ein bundesweit einheitliches und sicheres Funknetz für alle Rettungs- und Sicherheitskräfte geben, das die bestehenden, voneinander unabhängigen Analogfunknetze ablöst, heißt es seitens der Landesregierung. Henry Klix

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