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Potsdam-Mittelmark: Dornröschenschlaf

Nachdem das Schloss Petzow fast 25 Jahre lang sich selbst überlassen blieb, beginnt am Montag die Sanierung. 2016 sollen die ersten Mieter einziehen

Von Enrico Bellin

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Efeu klettert die Schlossmauern empor, der Putz bröckelt von den Wänden, Dornenranken versperren den Weg zum Innenhof. Seit fast einem Vierteljahrhundert liegt das Schloss Petzow im Dornröschenschlaf. Wer die Romantik noch erleben möchte, muss noch an diesem Wochenende das Schloss am Schwielowsee erkunden. Ab Montag wird das frühere Herrenhaus eingerüstet, damit das marode Dach erneuert werden kann.

„Wir beginnen jetzt mit der Sanierung des Schlosses, bis Dezember 2015 sollen hier 34 Wohnungen entstehen“, sagt Michael Gartemann, Architekt und Geschäftsführer der Potsdamer G+G Bauträger GmbH, die das Schloss im Jahr 2012 von Axel Hilpert gekauft hat. Die Baugenehmigung für den Umbau sei Mitte Oktober eingetroffen. Nun sollen zehn Wohnungen in dem 1820 erbauten Herrenhaus entstehen, im als Seeflügel bezeichneten Seitenanbau werden 16 Wohnungen eingerichtet. Dazu ist ein Neubau gegenüber des Herrenhauses geplant, in dem weitere acht Wohnungen entstehen sollen. „Insgesamt werden auf dem Ensemble etwa 130 Menschen wohnen“, so Gartemann. Für den Werderaner Ortsteil, der derzeit etwa 350 Einwohner hat, würde das eine enorme Belebung bedeuten. Kauf und Sanierung des Schlosses schlagen laut Gartemann mit acht Millionen Euro zu Buche.

An der Planung für das unter Denkmalschutz stehende Areal waren unter anderem der Landeskonservator – der oberste Denkmalschützer Brandenburgs – und die Naturschutzbehörde beteiligt. Als Ergebnis müssen Ausweichquartiere für Fledermäuse geschaffen werden, der Ausbau des Dachgeschosses des Herrenhauses wurde abgelehnt. „Am Erscheinungsbild des Schlosses wird sich nach dem Umbau kaum etwas ändern“, sagt der Architekt. Die künftige Fassadenfarbe werde derzeit mit der Denkmalbehörde abgestimmt, zum Hof hin wird es am Herrenhaus künftig drei kleine Balkone geben. Im Haus selbst werden Wanddekorationen aus der Zeit Schinkels, der das Schloss plante, restauriert.

Der Seeflügel darf im Gegenzug um eineinhalb Meter aufgestockt werden, um auch im Dachgeschoss Wohnungen unterzubringen. Außerdem erhält er Balkone zum See hin. Ebenfalls zum Schwielowsee hin sollen am Seeflügel Wintergärten für die Wohnungen im Parterre entstehen. Dafür soll der Boden vor dem Haus bis auf Kellerniveau abgegraben werden. Dadurch fällt mehr Licht auch in die unteren Wohnungen.

Das gesamte Ensemble des Schlosses soll öffentlich zugänglich bleiben, Zäune werde es nicht geben. Nur kleine Gartenparzellen für die Bewohner sollen mit Hecken abgetrennt werden. Laut dem zweiten Geschäftsführer des Bauträgers, Alexander Gottschald, werde man sich mit dem Pflanzplan des Gartens an das historische Vorbild halten. Auch einige der kleinen Häuschen im Garten, die als Bootshaus oder Abstellraum dienten, sollen erhalten bleiben und den zukünftigen Mietern als Gartenhäuschen dienen.

Vermietet wird das Ensemble nicht von Gartemann und Gottschald, sie verkaufen es nach der Sanierung. Einen Investor gebe es bereits. Die künftigen Mieten sollen zwischen sieben und elf Euro kalt pro Quadratmeter liegen, nach Wohnungsgröße gestaffelt. „Wir hatten bereits Anfragen aus Berlin und Potsdam, ob wir auch einzelne Eigentumswohnungen verkaufen“, so Michael Gartemann. Das Interesse am Wohnen im Schloss direkt am See sei enorm. Man wollte das Objekt aber nicht zerreißen, indem man es an mehrere Eigentümer veräußert.

In Petzow ist man mit der Lösung zufrieden. Ortsvorsteher Bernd Hanicke zufolge hätte man sich zwar lieber eine Hotelnutzung gewünscht, wie sie einst Axel Hilpert als Ergänzung zu seinem nahen Ressort Schwielowsee plante. „Wir sind aber froh, dass die Bauarbeiten nun endlich losgehen und das Schloss nicht weiter sich selbst überlassen bleibt“, sagte Hanicke.

Hanicke hofft, dass auch ein zweiter geplanter Neubau am Schloss schnell genehmigt wird. In ihm sollen sieben weitere Wohnungen entstehen, dafür müsste jedoch der Flächennutzungsplan der Stadt geändert werden. Gemeinsam mit dem genehmigten Neubau soll das geplante Haus an Stelle historischer Stallungen entstehen und mit großen Eingangstoren auch äußerlich an Ställe erinnern.

Gartemann und Gottschald planen nach dem Schloss bereits das nächste Wohnprojekt in Petzow. Auf dem 50 000 Quadratmeter großen Gelände einer ehemaligen Geflügelfarm an der Löcknitz, an der Kreisstraße nach Ferch direkt am Schwielowsee gelegen, sollen neue Häuser entstehen. Erste Pläne dazu sollen demnächst dem Petzower Ortsbeirat vorgestellt werden.

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