zum Hauptinhalt

INTERVIEW: DORV-Zentren sind die Tante-Emma-Läden des 21. Jahrhunderts

Herr Frey, Sie haben den Begriff „DORV-Zentrum“ eingeführt, was versteht man darunter?Das ist ein Tante-Emma-Laden des 21.

Stand:

Herr Frey, Sie haben den Begriff „DORV-Zentrum“ eingeführt, was versteht man darunter?

Das ist ein Tante-Emma-Laden des 21. Jahrhunderts. Eigentlich ist es deutlich mehr als ein Laden – es geht um Dienstleistung und ortsnahe Rundumversorgung. Es ist also ein Dorfzentrum.

Was heißt das konkret?

DORV steht für multifunktionale Versorgung unter einem Dach. Das heißt, man kann dort nicht nur Lebensmittel einkaufen, sondern auch zum Arzt oder Versicherungsmakler gehen, Geld abheben, Pakete verschicken, Sport treiben, Arzneimittel bekommen. Plauschen gehört bei uns zum Geschäftsprinzip.

Wie kamen Sie auf die Idee?

Das erste Zentrum ist vor zehn Jahren in Nordrhein-Westfalen, in einem kleinen Ort namens Jülich-Barmen, entstanden. Wir haben damals als Bürgerinitiative ein Konzept entwickelt, das Nahversorgung für Dörfer und Stadtrandgebiete sichert oder wiederherstellt. In Deutschland gibt es jetzt 14 solcher Zentren, 50 weitere entstehen. Seddin ist ein Pilotprojekt in Brandenburg.

Bevor Sie ein DORV-Zentrum einer Kommune empfehlen, schauen Sie sich vor Ort um – auf was achten Sie da?

Richtig, wir analysieren die Lage vor Ort und schauen wesentlich genauer hin als Großhandelsunternehmen. Die zählen meist nur die Einwohner und ermitteln daraus die Kaufkraft. Wir schauen: Wie engagiert ist die Dorfgemeinschaft, wie ist das Vereinsleben, wie ist die Bevölkerungsentwicklung? Anschließend begleiten wir die Bürger in einem ausführlichen Beteiligungsprozess. Dabei befragen sie sich selbst nach ihren Wünschen – das Ergebnis: Die Bürger finden ihren ganz eigenen Weg, ihre Versorgung zu sichern, ihre Lebensqualität zu steigern und ganz nebenbei älteren Mitbürgern die Chance zu geben, lebenslang in ihrer Umgebung rundum versorgt leben zu können.

Das Interview führte Eva Schmid

Der SozialunternehmerHeinz Frey (58 Jahre) erarbeitete das Konzept für DORV-Zentren. Dafür wird er jetzt mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })