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Potsdam-Mittelmark: Draußen Streik, drinnen Badevergnügen

Steintherme-Mitarbeiter im Ausstand. Geschäfsführer arbeitet mit Notbesetzung weiter. Verdi sauer

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Bad Belzig - Für Christian Kirchner war es „mal eine neue Erfahrung“: Der Geschäftsführer der Steintherme Bad Belzig musste gestern Anzug gegen Badehose tauschen und als Aufsicht am Beckenrand einspringen. Denn während ein Großteil der Mitarbeiter draußen vor der Tür demonstrierte, lief drinnen der Badebetrieb mit Notbesetzung weiter. Über hundert Gäste hatten sich um die Mittagszeit im Wasser getummelt, für einen Montag eine gute Auslastung, so der Chef. Den Warnstreik der Gewerkschaft Verdi ließ er damit zumindest ein Stück weit ins Leere laufen. „Wir werden prüfen, ob mit dem Notbetrieb nicht gegen Sicherheitsbestimmungen verstoßen wird“, erkärte Werner Roepke von der Gewerkschaft Verdi.

Denn mit dem Warnstreik wollte die knapp 30-köpfige Belegschaft ihrer Forderung nach mehr Lohn Nachdruck verleihen. Eine erste Verhandlungsrunde war ohne Einigung verlaufen: Während Verdi rund 200 Euro mehr pro Monat und Mitarbeiter verlangt, hat die Kultur- und Freizeit-GmbH Bad Belzig (KuF) ein Prozent angeboten. „Das ist noch nicht mal der Inflationsausgleich“, so Werner Roepke. Die Mitarbeiter der Steintherme würden weit weniger verdienen als Angestellte im öffentlichen Dienst – und das, obwohl die KuF eine hundertprozentige Tochtergesellschaft der Stadt Bad Belzig ist.

Ein Facharbeiter erhalte in der Steintherme maximal 1600 Euro brutto im Monat, während der gleiche Posten zum Beispiel im kommunalen Freibad mit bis zu 2500 Euro vergütet werde. Der Mindestsatz, für den manch ein Mitarbeiter der Steintherme arbeiten müsse, liege bei 7,50 Euro pro Stunde. Das derzeitige Angebot der Kuf würde unterm Strich eine Erhöhung von nur 13 Cent pro Stunde bedeuten, so Verdi-Vertreter Roepke. Er spricht von einer großen „Gerechtigkeitslücke“. Denn für die Beschäftigten im öffentlichen Dienst hatte Verdi in diesem Jahr eine Lohnerhöhung von 6,3 Prozent erstreiten können. Für die Therme gilt jedoch ein Haustarifvertrag. Der läuft jetzt aus – daher die Verhandlungen.

Die sollen Anfang August fortgesetzt werden. „Es ist unbestritten, dass man über eine Angleichung reden muss“, konstatierte auch Thermen-Geschäftsführer Kirchner. Allerdings müsse man ohne Emotionen an die Sache herangehen. Er übte Kritik am Vorgehen von Verdi: So sei es unüblich, dass ein Warnstreik über einen ganzen Tag gehe. Zudem hätten die Mitarbeiter gestern Gäste auf dem Parkplatz abgefangen und darauf hingewiesen, dass die Therme geschlossen sei. Zudem unterstrich er, dass der Badbetrieb mit Notbesetzung kein Sicherheitsrisiko bedeute. „Unsere Becken sind maximal 1,30 Meter tief. Da gelten andere Bestimmungen als in einem Schwimmbad.“

Bereits gestern Vormittag waren die 23 streikenden Thermen-Mitarbeiter zum Rathaus gezogen, um dort bei Bürgermeisterin Hannelore Klabunde (parteilos) für ihre Forderungen zu werben. Die bezeichnete den Warnstreik jedoch als unangemessen. Angesichts der wirtschaftlich schwierigen Situation der Steintherme sei ein Warnstreik überzogen. „Wir brauchen eine Lösung, die es ermöglicht, die Steintherme zu erhalten“, so Klabunde.

Thomas Lähns (mit dapd)

Thomas Lähns (mit dapd)

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