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Schneefrau statt Forsythien. Sabrina Walther, Antje Rottstock, Claudia Bremer wollen auf den Thron, Karola Schulz (von rechts) ist es noch bis zum 27. April.

© Manfred Thomas

Potsdam-Mittelmark: Drei Blüten im Schnee

Am Mittwoch wurden die drei Bewerberinnen für das Amt der Baumblütenkönigin in Werder vorgestellt. Das Wetter wollte zu dem Termin nicht passen

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Werder (Havel) - Voriges Jahr blühten die Forsythien, in diesem Jahr mussten die Fotografen mit einer kleinen Schneefrau Vorlieb nehmen, um die drei Anwärterinnen für das Amt der Baumblütenkönigin in Werder in Szene zu setzen. Claudia Bremer, Antje Rottstock und Sabrina Walther heißen die Glücklichen, gestern wurden sie im „Taparazzi“ in Werder der Jury vorgestellt. Man müsse „Paparazzi“ sein, um bei all dem Schnee was Frühlingshaftes rauszuholen, fiel einem Fotografen zum Namen des neuen Lokals ein.

Der hat natürlich einen anderen Ursprung: Frische spanische Tapas und italienische Razzis werden in dem umgebauten Restaurant (früher alfred & otto) serviert, immerhin also etwas Mediterranes bei einem Grad über Null. Sicher ist: Die Blüte kommt. Jurymitglied Frank Wache, seines Zeichens Obstbauer, versicherte, dass Schnee und Kälte den Obstbäumen bislang nicht weh tun. Ihm graut sogar fast vor dem Frühlingsbeginn, denn viele wichtige Arbeiten auf den Plantagen sind zurzeit nicht möglich. „Dann müssen wir alles auf einmal machen.“

Die drei Blüten des Tages schlugen sich tapfer. Da wäre Claudia Bremer, 26 Jahre alt, die nach einer Ausbildung zur Krankenschwester jetzt Gesundheitswissenschaften an der Charité studiert. Ihre Eltern sind Betreiber von „Jannys Eis“ unter den Linden – auch ein hübscher Kontrast zum Wetter. Claudia Bremer stammt ursprünglich aus Phöben, ist vor zwei Jahren nach Werder gezogen und möchte im Amt der Blütenkönigin „anderen Menschen die Vielfalt der Stadt und ihrer Ortsteile präsentieren“.

Antje Rottstock ist mit 38 Jahren die älteste in dem Trio, sie ist seit zwei Jahren als selbstständige Tagesmutter in Werder tätig, war vorher angestellte Kitaerzieherin. Sie hat sich beworben, weil sie Werder auf Ausflügen mit den Augen der Kinder kennengelernt hat. Die Schönheiten der Stadt möchte sie auch Erwachsenen zeigen. Antje Rottstock stammt aus Bliesendorf, ist verheiratet und hat auch selbst zwei Kinder.

Die Jüngste im Boot ist mit 19 Jahren Sabrina Walther, deren Familie in alter Muckertradition auch heute noch ihren Hausgarten zur Baumblüte öffnen. Die Großeltern verkaufen immer noch auf dem Wochenmarkt, was der märkische Sand so hergibt. Schon als kleines Mädchen wollte sie Baumblütenkönigin werden, erzählte Sabrina Walther. Bei ihrer Ausbildung bei Edeka hat ihre Chefin sie in ihrem Wunsch bestärkt und jetzt, wo sie als Einzelhandelskauffrau eingestellt wurde, will sie es versuchen.

Wer von den dreien Baumblütenkönigin wird, wird erst beim Baumblütenball am 26. April bekannt gegeben. Das Blütenfest vom 27. April bis zum 5. Mai ist dann die erste große Bewährungsprobe auf dem Thron, die amtierende Baumblütenkönigin Karola Schulz hatte im Nachgang weitere 60 Termine, auf denen sie die Stadt repräsentierte. Eine Fachjury mit Obstbauern und Wirtschaftsleuten aus Werder muss nun entscheiden, welche der drei Bewerberinnen den Marathon bewältigen soll.

Nach der „Aufwärmrunde“ mit der Jury am Mittwoch muss am Samstag eine Rundfahrt über die verschneiten Plantagen absolviert werden. Die amtierende Bürgermeisterin Manuela Saß dachte laut darüber nach, ob man nicht besser nach einer Schneekönigin gesucht hätte. Was am Samstag an kernigen Fragen zu erwarten ist, konnte das Bewerbertrio gestern schon mal vorempfinden: Obstbauer Wache etwa wollte wissen, wo betrunkene Gäste, die noch Geld in der Tasche hatten, vor 100 Jahren zur Baumblüte in Werder übernachten mussten. Die Antwort wusste keine. Die Zecher wurden mit dem Pferdefuhrwerk zu einem mit Stroh ausgeschlagenen Güterwaggon zum Stadtbahnhof gefahren. Wer pleite war, wurde in den Zug gesetzt. „Das führen wir wieder ein“, sagte die amtierende Bürgermeisterin Saß. Da bekamen alle gleich noch mehr Lust auf den Frühling. Henry Klix

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