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Big Image. Manfred Müller vor einem der Großdrucke seines Unternehmens.

© dapd

Potsdam-Mittelmark: Druckerei bringt Sixtinische Kapelle auf Baumwolle

Die Firma Big Image Systems aus Stahnsdorf druckt Textilkulissen für Bühnen weltweit

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Stahnsdorf - Mit einem Ruck ziehen Elmar Gräbig und Manfred Müller von der Druckerei Big Image Systems das Klebeband am Rand eines Stoffbanners ab. Vorsichtig legen sie den Druck für die Metal-Band Failed Perfection auf den Parkettboden der Werkshalle in Stahnsdorf. Erst kürzlich nahmen sie die Kulisse der Sixtinischen Kapelle für den italienischen Film „Habemus Papam“ von der Druckwalze. Vatikan-Fans sollten sich aber zunächst auf den Papstbesuch am 22. September in Berlin freuen. Der Film erscheint erst zum Jahresende in Deutschland.

Drehen durfte Regisseur Nanni Moretti in der Sixtinischen Kapelle nicht. Deshalb ließ er sich den Ort des Konklaves in Originalgröße aus Stoff schicken. Papst-Darsteller Michel Piccoli spielt in dem Film über die Berufung Benedikts XVI. vor einer auf Pressspan montierten Stoffkulisse. Unter seinen Füßen glänzt aus Kunststoff nachgebildeter Marmor. „Ich habe die Kapelle besichtigt, nachdem alles gedruckt war“, sagt Müller, der seit sieben Jahren den Betrieb leitet. Die Kulisse sei täuschend echt gelungen.

Ein selbst eingerichteter Airbrush-Printer macht es möglich. Nur damit ließen sich große Bilder farbintensiv wiedergeben, sagt Müller. Der Stoff wird mit Klebeband auf eine zwölf Meter messende Druckwalze gebracht. Der durchsichtige Druckkopf ist an der Seite des Zylinders montiert und enthält vier Farbkartuschen. Die Walze dreht sich zügig vorwärts. „Die Düsen sind digital gesteuert“, erklärt Gräbig. Per Druckluft tragen sie Linie für Linie die Farbe auf. Das Werk wird mit Lack versiegelt und trocknet binnen Minuten.

Müller faltet das Banner für die Metal-Band. Nicht immer produzierte die Firma in Stahnsdorf solche Superlative. Die Druckerei habe vor 16 Jahren mit relativ kleinen Motiven angefangen. „Das war unsere erste Maschine“, sagt Müller und deutet auf eine fünf Meter lange Druckwalze am Eingang der Werkshalle. Die Maschine wurde am Firmensitz in Stockholm gefertigt und zur Gründung der Niederlassung hergebracht. Damals arbeiteten in Stahnsdorf nur vier Angestellte. Heute sind es 28 Mitarbeiter, die Kunden am New Yorker Broadway oder die Oper in Sydney und die Staatsoper in Zürich beliefern.

Derzeit entwickelt Big Image Systems gemeinsam mit der Technischen Universität Berlin eine weltweit einzigartige Druckmaschine. Zwölf Meter breite Stoffe sollen damit künftig beliebig lang von der Rolle bedruckt werden können, sagt Müller. Bislang seien maximal zwölf Mal sechs Meter große Textilbanner am Stück zu realisieren. Theater seien immer auf der Suche nach Perfektion und forderten Bühnenbilder, bei denen keine Nähte zu sehen seien. Das Druckmaschinen-Projekt mit dem lateinischen Namen „infinitus“, zu Deutsch „endlos“, soll im Sommer 2012 abgeschlossen werden.

Raumgestalter legen grau-weiß bedruckte Baumwoll-Banner aus. „Das sind heute andere Ausmaße“, sagt Müller und betrachtet das Bühnenbild für ein französisches Theater. Die Kulisse für den Vatikan-Film sei aber noch gigantischer gewesen. „Wir haben 3 500 bis 4 000 Quadratmeter produziert“, erinnert er sich. Vorhänge und Wandbemalungen der Künstler wurden an kleineren Maschinen mit Hochauflösung gedruckt, damit das Bild auch aus nächster Nähe scharf ist. Die Gemälde im oberen Bereich der Kapelle wurden mit der weniger klaren, doch leuchtenden Airbrush-Technik realisiert.

Müller wirft einen Blick auf die einbehaltenen Probedrucke an der Wand. Es sieht fast so aus, als senkt sich der Vorhang der Sixtinischen Kapelle auf die Werkshalle. Trotz so viel Beschäftigung mit dem Vatikan, für den Gottesdienst von Benedikt XVI. im Olympiastadion hat er sich nicht angemeldet. „Ich schaue mir das im Fernsehen an“, sagt Müller.

Sandra Hottenrott

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