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KulTOUR: Dunkelschloss und Bärenhöhle

Kinderweihnachtsprogramm im Schloss Caputh mit Taschenlampenführung und Janosch

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Schwielowsee - Natürlich hat sich bei den Menschenkindern längst herumgesprochen, dass nun „bald Weihnachtszeit“ sei, und man jetzt „froh und munter“ werden möge, wegen des Christkindes, vor allem aber ob der erhofften Geschenke. Weil die kürzesten Tage bevorstehen, sind die Lichter angezündet, vor allem auf dem Caputher Weihnachtsmarkt, dessen zweiter Advent total verregnet war. Das Team des Churfürstlichen Schlosses hingegen nutzte die Gunst der Zeit, um die Lichter auszuknipsen, damit die geplante „Taschenlampenführung“ für ein gut Dutzend Kinder samt ihrer Erzeuger stattfinden konnte.

Einige der Knirpse kannten das herrschaftliche Haus bei Tage, dunkel war alles natürlich viel cooler. Kastellanin Petra Reichelt dirigierte den Tross sachkundig durch die Schlossfinsternis, sie hatte ja auch die beste Lampe. Die gut halbstündige Exkursion mündete unvermittelt im erleuchteten Seitenflügel, wo Christine Rasch und Jürgen Motog vom Caputher „Haus der Klänge“ bereits warteten. Zusammen mit Susanne Burges (Erzählerin, Flöten) sollte die völlig unbekannte Geschichte „Onkel Popov und die Weihnacht der Tiere“ in Form eines Schattenspiels mit Musik aufgeführt werden.

Sie spielt noch in der Zeit, wo keine Klimaerwärmungen den nordischen Winter vertrieb. Saukalt also war es Eichhorn, Krähe und Hase im Wald, so sehr, dass der Igel aus Furcht, für immer zu erfrieren, sogar auf seinen Winterschlaf verzichtete. Was tun? Ein gewisser Onkel Popov konnte nur kurzzeitig helfen, er hatte auch nicht mehr genügend Brennholz. Kurzentschlossen und ohne Scheu zog die ganze Truppe in dieser kurzen Weihnachtsgeschichte zum Bären in die warme Bärenhöhle. Dieser nun, ein König der Tiere, hatte ordentlich was gegen Popov, aber dessen gute Taten retten ihm letztlich trotz seines völlig konturlosen Bühnenprofils das Leben. Nun machte sich das Raubtier ganz spontan auf in die Stadt, um „Hilfe“ zu holen. Wofür, das erfuhr man in diesem Stab-Puppenspiel mit den märchenhaft bunt leuchtenden Kulissen leider nicht.

Obwohl (und weil) diese merkwürdige Geschichte keine zwingende Logik hat, geht sie gut aus: Gerade noch rechtzeitig fügt ein Engel alles zum Guten. Er beschließt sogar, in der Höhle des Bären zu bleiben, na alle Achtung!

Es ist nicht grad das stärkste Werk von Janosch, dafür ein ganz frühes seines Künstlerlebens. Jürgen Motog entdeckte es neu und brachte die kurze Geschichte, die vielleicht vom möglichen Retour eines Menschen ins Tierreich erzählt, in seiner Fassung auf die kleine Bühne. Die Kinder waren zwar mucksmäuschenstill, trotzdem ist diese Inszenierung ausbaufähig, sowohl beim Temperament des Textvortrages als auch in Spielphantasie, Figurengestaltung und Rhythmus.

Letzteren stellten das Ensemble im zweiten Teil unter Beweis, als man weihnachtliche Lieder auf historischen Instrumenten zum hübschen Ratespiel gestaltete. Abschließend waren alle zum Weihnachtssingen eingeladen: Man staunte schon, wie viele Kinder neben den weltlichen Standards auch altchristliches Liedgut bis in die zweite und dritte Strophe hinein „konnten“. Gemütlicher als in Dorotheens Seitenflügel kann es nun auch in jener Bärenhöhle nicht gewesen sein, wo Meister Petz die Titelfigur gerade mit „Jetzt bist du einer von uns“ zu einem der Seinen machte. Leider erfuhr man nicht mehr, ob dem armen Onkel das frommte.

Gerold Paul

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