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Aus dem GERICHTSSAAL: Durstige Island-Ponys

Verstoß gegen Tierschutzgesetz nicht nachweisbar

Stand:

Michendorf - Wildenbruch – Die Ponys haben schon wieder kein Wasser, stellte Cordula M. (51) zur Mittagszeit des 16. Juli vorigen Jahres fest. Da die 13 Island-Hengstfohlen auf der Weide in der Kunersdorfer Straße bereits am 28. Juni von der Freiwilligen Feuerwehr versorgt werden mussten, weil ihre Trinkwannen lange leer geblieben waren, alarmierte die Frau die Polizei. Dann schleppten Cordula M. und zwei Tierfreundinnen 20 Eimer Wasser heran, um die mutmaßliche Not der Ponys zu lindern. Die Amtstierärztin und weitere Anwohner beteiligten sich wenig später an der Aktion. „Der Einsatzleiter der Polizei rief die Freiwillige Feuerwehr. Die kam dann mit einem Tankwagen“, so die als Zeugin geladene Mitarbeiterin des Veterinäramtes. Mittlerweile war auch der Betreiber der Pferdekoppel in Wildenbruch ermittelt.

Für die beiden Feuerwehreinsätze wurde er vom Ordnungsamt inzwischen kräftig zur Kasse gebeten. Von Vorwurf der Tierquälerei wurde Dieter D.* (42) jetzt aber freigesprochen. Der Tierarzt, der seinen Beruf an den Nagel gehängt hat, sich ausschließlich den Pferden widmet, bestritt , sich nicht ausreichend um das Wohl der Junghengste gekümmert zu haben. „Die Pferde werden zweimal pro Tag kontrolliert, entweder von mir oder meinen Reitschülern. Alle eineinhalb bis zwei Tage fahre ich raus, um die drei Badewannen zu füllen. Die fassen insgesamt 600 Liter. Wenn die Island-Ponys mal vom späten Abend bis zum nächsten Morgen kein Wasser haben, ist das nicht dramatisch“, betonte der Angeklagte. Amtsrichterin Kerstin Devriel hielt dagegen: „Der Feuerwehreinsatz war um 13.40 Uhr. Da waren die Tränken leer und überdies total verschmutzt.“ Die Tiere seien den ganzen Tag auf der Weide, da könnten sie fressen, so viel sie wollen, erzählte Dieter D.. „Wenn das Gras frisch ist, brauchen sie nicht so viel zu saufen.“ Zeugenaussagen, denen zufolge die Wiese längst kahlgefressen sei, dementierte der Angeklagte mit dem Hinweis, die Ponys hätten die Möglichkeit, auf eine dahinter liegende Weide auszuweichen.

Als die Polizei am 16. Juli 2005 bei ihm auftauchte und berichtete, im Wildenbruch sei ein großer Aufstand ausgebrochen, weil die Wannen erneut leer seien, habe er gerade seinen Tank gefüllt, um dann zur Koppel zu fahren, versicherte der gelernte Veterinärmediziner. „Ich bestreite, dass die Ponys solchen Durst hatten, dass man mir einen Verstoß gegen das Tierschutzgesetz nachweisen kann.“ In der Tat berichtete die Amtstierärztin im Zeugenstand, die Pferde hätten die maximal 300 Liter, die die Anwohner per Eimerkette in die Wannen fließen ließen, bei weitem nicht ausgetrunken. „Sie waren nicht so ausgedörrt, dass sie Qualen gelitten hätten.“ Die Vorsitzende resümierte: „Auf alle Fälle haben die Pferde – und das offenbar nicht zum ersten Mal – verspätet Wasser bekommen. Das ist schlimm genug, aber keine Straftat“, (*Name geändert.)Gabriele Hohenstein

Gabriele Hohenstein

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