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In Wollup ist derzeit „Hauptproduktionszeit für Tomaten“, wöchentlich werden von Werder Frucht an sich 150 Tonnen verkauft.

© dpa

Darmkeim: Ehec: Werder Frucht bleibt auf Tomaten sitzen

Der Geschäftsführer gibt ein Qualitätsversprechen. Doch in der nächsten Woche muss mit der Vernichtung von Tomaten begonnen werden.

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Werder (Havel) - Die „Werder Frucht Vermarktungsgesellschaft“ in Glindow wird ihre Tomaten nicht mehr los. Der Umsatz sei in dieser Woche wegen der Angst vor dem EHEC-Keim auf fünf Prozent der Produktion zusammengebrochen, sagte Geschäftsführer Gerrit van Schoonhoven gestern gegenüber den PNN. Die Tomaten mit dem Werder-Frucht-Label werden in den Gewächshäusern der Havelia in Eiche (Barnim) und Wollup (Märkisch-Oderland) produziert, Havelia und Werder Frucht gehören zur Groß-Kreutzer Schoonhoven-Gruppe.

Die Gewächshausanlagen, die zu den modernsten in Europa gehören, sind ein wichtiges Standbein der Gruppe. Schon in der Vorwoche seien nur noch zehn Prozent der Tomatenproduktion verkauft worden, so van Schoonhoven. Er gab gestern eine Qualitätsgarantie für seine Tomaten: „Wir können ausschließen, dass es in unserer Produktionskette EHEC-Erreger gibt.“

Laut van Schoonhoven werde die Tomatenproduktion von täglichen Labortests begleitet, „die Kontrollen haben wir aus der Situation heraus noch verschärft“. Die Bewässerung erfolge mit kontrolliertem Trinkwasser aus dem Wasserwerk, die Früchte wachsen auf Steinwolle und gedüngt werde ausschließlich mit mineralischen, nicht mit organischen Düngern und „schon gar nicht mit Gülle. Das verbietet sich schon wegen der Hygienevorschriften. Kein Mensch in Deutschland verwendet Gülle für den Gemüseanbau.“

Van Schoonhoven kritisierte die Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts und des Bundesratsministeriums, auf den Genuss von Tomaten, Gurken und Blattsalaten zu verzichten. Nachdem sich sogar der Verdacht zerschlagen hat, dass spanische Gurken Auslöser für die Epidemie sind, kämen alle Lebensmittel oder sonstige Stoffe dafür infrage. „Der Generalverdacht gegen die Gemüsebauern ist völlig unangebracht, zumal viele Erzeuger bereits massive Nachweise erbracht haben, dass die EHEC-Keime schon aufgrund der Produktionsweise nicht von ihnen kommen können.“ Zwar könnten die Bakterien tatsächlich schwere und bedenkliche Erkrankungen auslösen. „Das Problem ist, dass hier vorschnell auf einen Verursacher gezeigt wird.“

Laut van Schoonhoven ist derzeit „Hauptproduktionszeit für die Tomaten“ von Werder Frucht, wöchentlich werden an sich 150 Tonnen verkauft. Im Moment liegen 200 Tonnen auf dem Hof, „nächste Woche müssen wir mit der Vernichtung beginnen. Wenn das so weitergeht, sind existenzielle Konsequenzen nicht mehr auszuschließen.“ Er hoffe sehr, dass sich die Epidemie nicht weiter ausbreitet und ihre Ursache möglichst bald gefunden wird, auch um das Vertrauen der Kunden zurückgewinnen zu können.

Die weggebrochene Nachfrage für frische Gurken und Tomaten bringen auch andere Brandenburger Gemüsebauern in Existenznot. Das Angebot aus den märkischen Gewächshäusern finde keinen Absatz mehr, berichtet Pro Agro - der Verband zur Förderung des ländlichen Raumes im Land Brandenburg. Auch Landesgartenbau-Präsident Jörg Kirstein forderte die Politik auf, von „undifferenzierten Warnungen Abstand zu nehmen“. Das sei für die gesamte Branche lebensnotwendig.

Einheimische Erzeuger würden seit Jahrzehnten gesundes und frisches Gemüse liefern. „Brandenburgische Tomaten und Gurken stammen aus dem Gewächshaus.“ Bisher gebe es hierzulande keine positive EHEC-Probe. (mit dpa)

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