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Einweihung im März: Das Zelter-Denkmal in Petzow.

© Wolfgang Kagel

Potsdam-Mittelmark: Ehrung für den Vater der Sangesbewegung

Petzow gedenkt Carl-Friedrich Zelter mit symbolischem Nachbau des Wohnhauses

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Werder (Havel) - Petzow ehrt einen berühmten Sohn der Gemeinde mit einem Denkmal: An der Straße Am Lindentor steht seit einigen Tagen eine symbolische Hausfassade aus Ziegelsteinen mit historischer Tür und zwei Abbildungen. Damit gedenken Kommune und Heimatverein des als Vater des deutschen Chorgesang berühmt gewordenen Musikpädagogen und Dirigenten Carl-Friedrich Zelter (1758-1832).

Das Denkmal ist gestaltet als Nachbildung einer Hausfront. Es ist gut drei Meter hoch und aus roten Ziegelsteinen errichtet. Die 300 Jahre alte grüne Eingangspforte in der Mitte wird umrahmt von zwei Abbildungen: einer historischen Hausansicht und einer nachgebildeten Plakette. Das Monument ist unmittelbar da errichtet, wo Familie Zelter vor zwei Jahrhunderten lebte. Das baufällige Haus selbst wurde 1973 abgerissen. Das nun ein Denkmal an Carl-Friedrich Zelter erinnert, geht auf die Initiative von Ortsvorsteher Bernd Hanike zurück.

Die Bindung der Petzower zu Zelter ist ungebrochen, auch wenn mittlerweile die Musikwissenschaftler eindeutig geklärt haben, dass er in Berlin geboren wurde: „Eigentlich ist das nicht bedeutsam“, meint Hanike. Selbst wenn Zelter nicht in Petzow geboren wurde, „auf jeden Fall hat er in Petzow seine Kindheit verbracht und sich hier wohlgefühlt“.

Karl-Heinz Friedrich sieht das ähnlich. In einem Aufsatz zum 250. Geburtstag des Musikpädagogen 2008 hat der Vorsitzende des Heimatvereins geschrieben, Petzow sei sich „des Andenkens Zelters bewusst“. Glückliche Jugendjahre verbänden ihn mit Petzow. Die falsche Darstellung, wonach Petzow anstelle Berlins der Geburtsort sei, gehe auf den Dichter Theodor Fontane zurück. In dessen „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ wird das Haus, in dem der junge Zelter lebte, als Geburtsort bezeichnet.

Für die Stadt Werder (Havel) war genau diese Fehlinformation bereits 1951 der Grund, den Musiker zu würdigen; seither ist eine Straße in Petzow nach ihm benannt. Damals waren die Werderaner der festen Überzeugung gewesen, Zelter sei in Petzow geboren worden.

Der Aufschwung von Musik- und Gesangvereinen im 19. Jahrhundert geht zu großen Teilen auf den Einfluss Zelters zurück. Er gründete die erste Berliner Liedertafel 1809 und forcierte mit seinem Engagement für die Sangeskunst das deutschlandweite Aufleben des Gesangs.

Um daran zu erinnern, hat Ortsvorsteher Bernd Hanike seine Denkmal-Idee vorangebracht. Bauingenieur Wolfgang Kagel skizzierte einen Entwurf, die Ausschreibung der Arbeiten des Mauerwerks folgten. Handwerker aus Bliesendorf, Werder und Ferch beteiligten sich.

,,Die Kosten von 7500 Euro sind bezahlt“, betonte der Ortsvorsteher. 2600 Euro für die Ortsbildpflege seien von der Stadt Werder gekommen. Die Sparkassenstiftung habe 4000 Euro gespendet. Kleinspenden hätten den Betrag ergänzt. So konnten alle Beteiligten Anfang des Monats Richtfest feiern. „In sehr angenehmer Atmosphäre“, befand Hanike.

Im kommenden März ist geplant, das Denkmal mit einer großen Einweihungsfeier ins öffentliche Bewusstsein zu rücken – er Bundespräsident soll dazu eingeladen werden. Zur Würdigung eines bedeutenden Musikers liegt ein musikalisches Begleitprogramm nahe, weshalb sich der Glindower Chor angeboten habe, betonte Hanike. Möglicherweise würden Musiker des Landes-Polizeiorchesters aufspielen, das auch in Petzow residiert. Der Heimatverein werde in die Feier eingebunden.

Und: Ein Nachfahre des Musikpädagogen, der betagte Berliner Karl-Friedrich Zelter, wird zur Denkmals-Einweihung erwartet. Er sei auf die Petzower zugegangen, sagte Hanike. Sicher liege auch ihm viel an der Würdigung seines Urahnen, der auch noch denselben Namen wie er trägt. Thomas Wendel

Thomas Wendel

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