Potsdam-Mittelmark: Eigentümer beseitigt letzte Ruine
Die ehemalige Fleischerei in der Werderaner Innenstadt soll noch in diesem Jahr einem Neubau weichen
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Werder (Havel) - Sie ist die letzte Ruine in der Werderaner Innenstadt: das Gebäude neben der Buchhandlung, in dem einst die Fleischerei Wolf ihre Verkaufsräume hatte. Jetzt könnte sie noch in diesem Jahr dem Erdboden gleichgemacht werden. An die Stelle des Gebäudes direkt an der Hauptkreuzung in der Brandenburger Straße soll ein Neubau mit Wohnungen und Geschäftsräumen errichtet werden. Das kündigte der Immobilienmakler Heiko Linke aus Falkensee an. Damit will er einer Übernahme des Hauses durch die Stadt zuvorkommen.
„Wir werden noch in diesem Jahr mit dem Bau eines dreigeschossigen Hauses beginnen“, sagte Linke, der das Grundstück im Dezember 2012 mit einem Geschäftspartner erworben hatte. Danach herrschte Stillstand. Da das Haus seit nunmehr schon zehn Jahren verfällt – dem Vorbesitzer fehlte das Geld, um seine Baupläne umzusetzen – hatten sich Werders Stadtverordnete jüngst dafür ausgesprochen, ein Sanierungsgebot gegen den neuen Besitzer zu verhängen (PNN berichteten). Das hätte zur Folge, dass der Eigentümer innerhalb einer festgelegten Frist mit Arbeiten am Haus beginnen muss, sonst müsste ihm die Stadt das Grundstück abkaufen.
Anders als die Mitglieder im Werderaner Bauausschuss sieht Investor Linke Fußgänger durch das baufällige Haus nicht gefährdet. „Ich kann die Entscheidung der Stadtverordneten aber gut verstehen, schließlich kennen sie die Hintergründe des Stillstandes nicht“, erklärte Linke weiter. Demnach habe sich die Eintragung der neuen Eigentümer ins Grundbuch verzögert und stehe erst jetzt bevor. Bislang sei noch der vietnamesische Vorbesitzer vermerkt. Von nun an könnte es aber schnell gehen: Es gebe bereits eine Abrissgenehmigung für die Ruine sowie eine Baugenehmigung, die jedoch zum Jahresende abläuft.
Deshalb will der Immobilienmakler so bald wie möglich mit den Arbeiten beginnen. Weil Linke und sein Partner das Projekt mit Baukosten von bis zu 950 000 Euro nicht allein stemmen könnten, seien sie auf der Suche nach weiteren Geldgebern. „Wir führen derzeit vielversprechende Gespräche.“ Ein Abstimmungstreffen habe am gestrigen Mittwoch stattgefunden.
Linke, dem bereits das an die Ruine angrenzende Eckhaus gehört, will im Erdgeschoss sein Maklerbüro einrichten. Ebenfalls an der Straßenseite soll noch ein weiteres Gewerbe einziehen. Im hinteren Teil des Gebäudes soll eine barrierefreie Wohnung eingerichtet werden. In den beiden oberen Geschossen sind jeweils zwei Wohnungen mit 48 Quadratmetern Grundfläche sowie eine mit 35 Quadratmetern geplant, sodass das Haus insgesamt sieben Wohnungen bieten wird. Der Neubau könnte, eine schnelle Planung und einen milden Winter vorausgesetzt, im kommenden Jahr bezugsfertig sein.
Durch ein Satteldach mit Gauben soll sich das Gebäude im Stadtzentrum gut ins Ortsbild einfügen. Alle Nebengebäude auf dem L-förmigen Grundstück, welches bis an das Haus der Muckerstube heranreicht, sollen ersatzlos abgerissen werden. Dadurch soll der Hof des Neubaus etwas mehr Licht bekommen und eine wohnlichere Atmosphäre entstehen. Derzeit steht hier eine fast eingefallene Scheune, aus deren Dach bereits Bäume wachsen.
Außerdem soll das Haus zukünftig auf einer Linie mit den Nachbargebäuden beginnen, derzeit steht es etwa einen halben Meter in den Fußweg hineinversetzt. Besonders Rentner mit Gehhilfen und Rollstuhlfahrer haben große Probleme, am Haus vorbeizukommen. Selbst das Begegnen von Fußgängern gestaltet sich teilweise zum Balanceakt auf dem Pflaster.
Trotz der angekündigten Baupläne soll die Stadt das Sanierungsgebot für das Grundstück aufrechterhalten, forderte Antragssteller Wolfgang Gäding (CDU) gegenüber den PNN. Es sei gut, wenn die Abrissarbeiten endlich beginnen und der Schandfleck verschwinde. „Falls sich aber doch nichts tue, haben wir eine Handhabe gegen den Investor.“ In der Stadtverordnetenversammlung am 20. Februar soll über das Sanierungsgebot endgültig abgestimmt werden.
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