zum Hauptinhalt

Potsdam-Mittelmark: Ein 20 Meter langer Wanderweg

Zufahrt zum Tannenhof in Werder öffentlich gewidmet / Gefahr für Obsthöfe

Stand:

Werder (Havel) - Werders kürzester Wanderweg ist rund 20 Meter lang und führt von der Lehniner Chaussee auf den Tannenhof, ein vor drei Jahren gegründetes Agrarunternehmen von Karin Lorenz, das recht erfolgreich für etwa drei Wochen im Jahr Weihnachtsbäume vermarktet. Dies wird dann auch die einzige Zeit sein, zu der der neue Wanderweg frequentiert ist, sagt die Geschäftsfrau. Sie wird für die Befestigung des touristischen Wegs, der für 10-Tonner auszubauen ist, rund 20 000 Euro hinblättern – ein Schildbürgerstreich von der Glindower Platte.

Was witzig klingt, hat für ihr und möglicherweise auch für andere Agrarunternehmen der Region einen ersten Hintergrund: Laut Rechtslage sind Zufahren von einer Landes- oder Kreisstraße im unbesiedelten Außenbereich genehmigungspflichtige „Sondernutzungen“ – insbesondere, wenn sie zu einem Gewerbebetrieb führen. Eine massive Bedrohung für alle Obsthöfe mit Verkaufsläden und den anhängen Selbstpflückeanlagen, die derzeit in den Ausschüssen der Werderaner Stadtverordnetenversammlung diskutiert wird. Denn bislang sind solche Wege überall im Werderschen Usus.

Im Fall Tannenhof trat das Problem zutage, als Katrin Lorenz eine Baugenehmigung für einen „Hofladen“ beantragte. Im Sommer soll er als Ferienwohnung dienen, im Winter als Aufwärmstube mit sanitären Anlagen für die Kunden des Tannenhofs, die auf der ausgedehnten Anlage ihre Weihnachtsbäume selbst schlagen können. Der Landesbetrieb Straßenwesen beauflagte die Baugenehmigung: Die bestehende Zufahrt reiche nicht aus und es könne auch kein Privatweg von der „Landesstraße 861“ zum Hofladen führen, sondern nur ein öffentlicher Weg.

Karin Lorenz hat mit einem wirtschaftsfreundlichen Rathaus Glück – ihr wurde zugesagt: Das kleine Wegstück zwischen Landesstraße und ihrem Unternehmen wird öffentlich als Wanderweg gewidmet, auch wenn es nicht gerade ein Sieg der Vernunft zu sein scheint. Der Bau- und auch der Hauptausschuss stimmten der Widmung bereits zu. Werders 1. Beigeordneter Hartmut Schröder will den Ball noch flach halten, gab aber zu erkennen: „Es kann sein, dass auch andere mit dem Problem konfrontiert werden.“ hkx

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })