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Potsdam-Mittelmark: Ein alter und ein neuer Stein

Kemnitz stellt Kriegerdenkmal wieder auf – mit Abstrichen und Ergänzung

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Werder (Havel) - Der Kemnitzer Gedenkstein für die Toten des Ersten Weltkrieges wird nun doch keine ergänzende Inschrift für die „Gefallenen des Zweiten Weltkrieges“ erhalten. Darauf hat sich der Ortsbeirat in seiner Sitzung am Dienstagabend geeinigt. Er soll lediglich in seiner bestehenden Form restauriert und vor dem Eingang des Gemeindezentrums neu aufgestellt werden. Eine Informationstafel soll zudem an die Geschichte des Steins erinnern.

Der Feldstein mit der Inschrift „Unsern im Weltkriege 1914-1918 gefallenen Helden“ war in den 70er Jahren abgebaut worden, er wurde unlängst auf einer Bauschutthalde wiederentdeckt. Die Ortsbeirätin und CDU-Politikerin Saskia Funck hatte daraufhin die Ergänzung der Inschrift vorgeschlagen, zu der es einige kritische Wortmeldungen gab, darunter von Ortsvorsteher Joachim Thiele (PNN berichteten). Dies passe nicht zur deutschen Erinnerungskultur, zumal im ganzen Land mit „Stolpersteinen“ der deutschen Opfer der Nazidiktatur gedacht werde, so Thiele. Auch an dem Begriff „Helden“ stieß er sich, zumal es heute eine differenzierte Sicht auf die Geschehnisse gebe.

Funck verwies am Dienstagabend auf 47 Kriegerdenkmale in der näheren Umgebung, auf denen der Gefallenen „nicht nur des Ersten Weltkrieges“ gedacht werde. Tatsächlich ist auf dem Schmergower und dem Groß-Kreutzer Gedenkstein von den Helden beider Kriege die Rede. „Das in Kemnitz wegen einer harmlosen Inschrift so ein Theater stattfindet, kann ich nicht nachvollziehen“, sagte Funck. Mit dem Verzicht auf die zusätzliche Gravur hoffe sie, dass die Diskussion nun einen Abschluss findet. „Mit der Infotafel bleibt der Stein ein Zeitzeugnis.“

Ein Vorschlag Joachim Thieles, den Stein statt vor dem Gemeindezentrum auf dem weniger zentralen Kirchhof oder an seinem früheren Platz am Rande des Gemeindezentrums aufzustellen, fand keine Mehrheit in der Ortsbeiratssitzung. „Der Stein soll doch gut zu sehen sein“, hieß es von einem Bürger. Thiele befürwortete zwar grundsätzlich den gefundenen Kompromiss, zeigte sich aber skeptisch zum beschlossenen Standort: den zentralen Platz im Rosenbeet vor dem Eingang des Kemnitzer Gemeindezentrums. Neben dem Eingang war vor acht Jahren ein neuer Gedenkstein mit der schlichten Formel „Den Opfern“ aufgestellt worden, er soll dort stehen bleiben. Thiele: „Das passt doch nicht zusammen.“

Eine ältere Kemnitzer Einwohnerin interpretierte die Konstellation so: „Der alte Stein ist für den Ersten Weltkrieg, der neue für den Zweiten.“ Ob es tatsächlich so gemeint ist, blieb in der Diskussion offen. hkx

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