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Potsdam-Mittelmark: Ein Ausflug in die Erdgeschichte

Steinreich im Findlingsgarten

Stand:

Steinreich im Findlingsgarten Seddiner See - Wer Spargel anbaut, kann steinreich werden. Denn für die Dämme, in denen die weißen Stangen heranwachsen, muss er zunächst tiefe Furchen in der Erde ziehen. Und da stößt er immer wieder auf Feldsteine und Geschiebeblöcke, die weg geräumt werden müssen. Viel Geld ist damit nicht zu machen, aber in den vergangenen Jahren fand sich dafür ein Interessent: Der Verein "Findlingsgarten Seddiner See e.V." der in Kähnsdorf eine lehrreiche Freiland-Darstellung geschaffen hat. Zweieinhalb Hektar groß ist der auf einstigem Brachland geschaffene Garten, der von einem 700 Meter langen Wanderweg mit vielen Informationstafeln durchzogen ist, der von frisch angelegten Baumreihen gesäumt wird und zu dem ein Toteis-See sowie Spiel-und Grillplätze gehören. Vor gut einem Jahr war die Anlage an der Seddiner Straße komplett, am vergangenen Sonnabend lud der heute 30 Mitglieder zählende Verein zu einem Workshop ein mit der Frage „Was kann man aus Findlingen machen?". Fachleute aus mehreren hiesigen Betrieben gaben ausführliche Antworten: Beelitzer Steinmetze zeigten mit Hammer und Meißel, aber auch mit moderner Technik, wie Steine gebohrt, gesägt, poliert werden können. Gehweg-Pflastern wurde vorgestellt, ebenso wie steinernen Haushaltsgegenstände, Souvenirs und Schmuckstücken. Natürlich nutzten alle Besucher den Tag zur Wanderung durch das Gartengelände. Dank der Schriften mit ausführlichen geologischen Informationen, die sie im schmucken Info-Kiosk bekamen, war es gewissermaßen ein Ausflug durch die Erdgeschichte bis in das Eiszeitalter. Selbstverständlich auch mit dem Bezug zur märkischen Heimat. Deren steinreiche Geschichte wird am geologischen Wanderweg nach Fresdorf erlebbar, ebenso an Darstellungen in der Kähnsdorfer Heimatstube mit der Kulturscheune. Der Workshop gab auch gute Möglichkeit, den Spuren des Vereins zu folgen, für den Mitte der neunziger Jahre die ersten Ideen zusammengetragen wurden. Maßgeblich gefördert von Prof. Heiner Vollstädt. Zu DDR-Zeiten hatte er auf dem Potsdamer Telegrafenberg die Diamantensynthese ausgearbeitet, nach der Wende machte er sich in der Gemeinde Seddiner See mit der Vollstädt-Diamant GmbH selbstständig, die sich mit Gutachten, Handel und Analytik in Sachen Diamanten, Mineralien und Gesteinen beschäftigt. Er führt den Vorsitz des Vereins und hat an seiner Seite solche Fachleute wie Prof. Bautsch, einst Hochschullehrer an der Humboldt-Universität und Fachmann für die Klassifizierung von Steinen. Oder Klaus -Dieter Jänicke, Lehrer an der Potsdamer Voltaire-Gesamtschule. Er leitet Führungen durch den Findlingsgarten und er kommt auch mit seinen Schülern zu Exkursionen nach Kähnsdorf, wobei er mit physikalischen Formeln nachweisen kann, dass der größte Stein im Findlingsgarten rund 11 Tonnen wiegt. Am Sonnabend erfreute er die 13-jährige Aurica Dörffer aus Dallgow: Sie hatte auf einem der mächtigen Steinwälle einen handgroßen Seeigel gefunden. Er stammt aus der Kreidezeit, ist also etwa 68 Millionen Jahre alt. „Er zeigt alle morphologischen Formen jener Zeit" stellte der Experte bei der Bewertung fest und bezeichnete den Fund als äußerst selten. Die 13-Jährige durfte ihn als Geschenk mit nach Hause nehmen. Georg Jopke Weitere Informationen unter Tel. (033205) 45563

Georg Jopke

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