Potsdam-Mittelmark: Ein Bahnhofstheater Regisseur Siegfried Patzer will in Wilhelmshorst eine Bühne etablieren - und hofft auf Unterstützung
Michendorf - Ein kleines Theater mit rund 60 Plätzen, Vorstellungen von Freitag bis Sonntag, Inszenierungen mit Laien und erfahrenen Darstellern und Regisseuren – alles ohne Zuschüsse: Siegfried Patzers Pläne für ein Schauspielhaus in Michendorf sind weit gediehen, doch noch immer ist der langjährige Regisseur des Berliner „Theater am Kreuzberg“ auf der Suche nach einem Spielort. Einer der Favoriten – der Bahnhof Wilhelmshorst – steht zum Verkauf.
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Michendorf - Ein kleines Theater mit rund 60 Plätzen, Vorstellungen von Freitag bis Sonntag, Inszenierungen mit Laien und erfahrenen Darstellern und Regisseuren – alles ohne Zuschüsse: Siegfried Patzers Pläne für ein Schauspielhaus in Michendorf sind weit gediehen, doch noch immer ist der langjährige Regisseur des Berliner „Theater am Kreuzberg“ auf der Suche nach einem Spielort. Einer der Favoriten – der Bahnhof Wilhelmshorst – steht zum Verkauf. Das Bieterverfahren läuft und Patzer wäre bereit, ein Gebot abzugeben. Doch ihm fehlt Rückendeckung aus der Gemeinde.
Schlappe 250 000 Euro würde er aus eigener Tasche investieren, um seine Vision wahr werden zu lassen. „Im Moment weiß ich nicht, ob das gewünscht wird.“ Unterstützung wurde vom Rathaus zwar zugesichert, doch mehr als die Besichtigung verschiedener Standorte sei nicht geschehen. So wurde die alte Turnhalle in Michendorf vorgeschlagen, zu aufwändig wäre die Sanierung.
Die Entwürfe für das Teltomat-Gelände in Michendorf hatten Patzer begeistert: zentrale Lage mit Wohnungen, Gewerbe, Marktplatz. Doch wann die Pläne umgesetzt werden, ist ungewiss. „Ich hatte nach Telefonaten mit der Papenburg AG auch nicht das Gefühl, dass man an einem Theater interessiert ist“, bedauert er. Wilhelmshorsts Ortsbürgermeister Gerd Sommerlatte hatte ein Grundstück hinter seinem Gemeindezentrum angeboten, doch einen Neubau könnte Patzer allein nicht bezahlen. Das Bahnhofsgebäude in Wilhelmshorst sei die nächstliegende Lösung. „Dafür müssten wir eine Strategie entwickeln“, sagt der Regisseur in Richtung Gemeinde. Er könne nicht ermessen, welche Genehmigungen man braucht, ob sich Fördermittel einwerben ließen. Und schließlich der Wert der Immobilie: „Ich habe keine Ahnung, was ich bieten muss.“ Weiteres Problem: Die Bahn verkauft nur mit dem umliegenden 3000 Quadratmeter großen Grundstück. „Das brauche ich nicht“.
Auf politischer Ebene wird derweil diskutiert, ob die Gemeinde den Bahnhof kaufen sollte, um ihn dann zu verpachten – im Idealfall an Patzer. Nachdem Bürgermeisterin Cornelia Jung (parteilos) im Hauptausschuss bereits wegen der Kosten abgewinkt hatte, spricht sich der Wilhelmshorster Ortsbeirat nach wie dafür aus, dass Michendorf mitbietet. Auf der Sitzung am Dienstagabend wurde dem nochmal Nachdruck verliehen. Im September will man im der Gemeinderat offiziell beantragen, dass die Verwaltung mit der Bahn verhandelt.
In der jüngsten Michendorfer Ortsbeiratssitzung orientiert man sich an den Bestrebungen aus dem Nachbarort: Wenn die Gemeinde den Wilhelmshorster Bahnhof kauft, dann auch den in Michendorf, hieß es da. Zukunftsmusik, denn die Immobilie wurde bislang nicht ausgeschrieben. Das Rathaus warnt derweil: Man müsse die Folgekosten bedenken.
Dem widerspricht Siegfried Patzer mit Verweis auf sein Konzept: Wie in Berlin solle auch sein Theater in Wilhelmshorst autark wirtschaften. „Bei der Nachfrage wird es sich selbst tragen.“ Patzer spricht sogar von Überschüssen. Unwahrscheinlich ist es nicht: Von den sechs Vorstellungen, die die „Kleine Bühne Wilhelmshorst“ zuletzt mit ihrer Inszenierung „Der Tag, an dem der Papst gekidnappt wurde“ im Michendorfer „Apfelbaum“ gegeben hatte, waren fast alle ausverkauft – bei über 80 Plätzen.
„Nun stehe ich wieder da und warte ab“, sagt der Regisseur und hofft, dass sich die Gemeindevertretung möglichst bald positioniert – bevor der Zug abgefahren ist.
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