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Potsdam-Mittelmark: Ein Becken für die Obstschlempe
Neues Lager bei Glindow für Abfälle aus der Pektinfabrik geplant. Bauausschussmitglieder sind skeptisch
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Werder (Havel) - Auf der Glindower Platte soll künftig mehr Bioabfall gelagert werden. Die Biowork GmbH in Schmergow plant, neben ihrem bestehenden Lager für Gärreststoffe an der Langen Straße zwischen den Ortsteilen Glindow und Plötzin ein zweites Becken für Obstschlempe zu errichten. Obstschlempe ist ein flüssiger Reststoff, der bei der Pektingewinnung aus Citrusfrüchten im Kemnitzer Pektinwerk der Firma Herbstreith & Fox anfällt.
Das Lager soll einen Durchmesser von 34 Metern und eine Höhe von acht Metern haben. Es wäre damit größer als das bestehende Lager für Gärreststoffe, das mit 28 Metern Durchmesser bereits gut auf Sattelitenbildern im Internet zu erkennen ist. Hier lagert die Firma Reste aus einer Biogasanlage in Berlin-Ruhleben.
„Bisher müssen wir die Obstschlempe vom Pektinwerk in den Havelauen mit dem Traktor entweder über Werder und Glindow oder über Kemnitz und Derwitz auf die Felder der Glindower Platte fahren“, so Wilfried Müller, Geschäftsführer der Biowork. Zwischen 6000 und 7000 Kubikmeter Schlempe, die als Stickstoffdünger in den Böden diene, würden so derzeit pro Jahr durch die Orte gefahren. Abnehmer für den flüssigen Dünger sind unter anderem Havelobst, der Obsthof Zorn und der Spargelhof Hertel.
Statt jede Fuhre Obstschlempe per Traktor durch das Stadtgebiet zu fahren, könnte der Dünger per Lastwagen zum geplanten, zentralen Sammelbecken über die Autobahn zur Abfahrt Groß Kreutz und weiter über die Bundesstraße 1 angefahren werden, ohne durch Werders Ortsteile zu müssen. Dadurch würden die Anwohner entlastet. Auch die Firma würde sparen, da die Anfahrt per Lastwagen weniger Zeit kostet als per Traktor.
Der 40-Tonner wäre Müller zufolge einmal täglich unterwegs. Vom Lager werde die Schlempe dann mit einem vor Ort stationierten Traktor auf die Felder gefahren. Ein weiterer Grund für das neue Lager: Durch eine neue Düngeverordnung werden die Zeiten, in denen die Obstschlempe auf die Felder gebracht werden darf, künftig vor allem auf das Frühjahr beschränkt. Ohne das Sammelbecken könnte deshalb künftig nicht so viel Schlempe auf die Felder wie bisher.
Einen positiven Vorbescheid für das bestehende und das geplante Becken erhielt Investor Müller bereits 2011 von der Stadt Werder. Daraufhin konnte er die erste Anlage für Gärreststoffe errichten. Auch wenn sich Müller zufolge die Obstschlempe nur unwesentlich von den anderen gelagerten Gärresten unterscheidet, muss ihr Lager nach dem Bundesimissionsschutzgesetz vom Landesumweltamt genehmigt werden, was länger dauert. Zusätzlich müssten für den Transport der Obstschlempe zum geplanten Becken 400 Meter Straße ausgebaut werden, was die Biowork GmbH auf eigene Kosten tun würde. Wenn das Okay zum Straßenbau bald kommt, kann Müller zufolge im Herbst damit begonnen werden.
Mitglieder des Werderaner Bauausschusses stehen dem Unternehmen jedoch eher skeptisch gegenüber und vertagten unlängst eine Entscheidung zum Straßenausbau. „Die schweren Traktoren haben bisher schon einige Schäden an den Straßen angerichtet“, so der Glindower Hermann Bobka (CDU). Außerdem sei der Standort der Anlage verkehrt, sie gehöre eher in ein Gewerbegebiet. Peter Heinrich (CDU) möchte erst einmal wissen, wie viele Fahrzeuge zukünftig die Becken genau anfahren werden.
Laut Wilfried Müller werde es künftig keine zusätzlichen Fahrten geben, da nur der Antransport von Traktoren auf Lastwagen umgestellt werde. Außerdem seien die Straßen für Fahrzeuge bis zu einem Gewicht von 55 Tonnen zugelassen, sodass sie halten müssten. In ortsnahe Gewerbegebiete würden die Anlagen nicht passen.
Zwar würden Platten auf den Behältern einen Großteil des Geruchs der Gärreste und der Obstschlempe auffangen, eine gewisse Belastung sei jedoch vorhanden, räumte er ein. Sorgen örtlicher Bauern, Reste der Obstschlempe könnten ins Grundwasser gelangen, beschwichtigt Müller. Die Behälter seien wie Biogasanlagen speziell abgedichtet. Auch von den Äckern würde die Schlempe nicht in den Boden sickern, da sie zu Zeiten ausgebracht werde, in denen die Pflanzen den Stickstoff aufnehmen könnten.
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