Potsdam-Mittelmark: Ein bewegender Streit
In Stahnsdorf entbrennt der Wahlkampf zwischen den Volksparteien – bislang geht es nur um ein Plakat
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Stahnsdorf - Das angeschlagene Knie mache es ihm zwar schwer, aber er schaffe es jeden Tag aufs neue: „Peter Ernst bewegt sich“ – das können sich alle Stahnsdorfer denken. Spätestens, seit es auf den winzigen Wahlplakaten des 75-Jährigen steht. Darauf informiert das SPD-Urgestein in seiner Wahl-Heimat über seinen Drang zur körperlichen und vielleicht politischen Bewegung.
Gerhard Enser, Spitzenkandidat der CDU im Kreistag und Ex-Bürgermeister Stahnsdorfs, sind Peter Ernsts Wahlplakate ein Dorn im Auge, denn: Sie sind seinen Originalen, welche seit Wochen an den Stahnsdorfer Laternen baumeln, zum Verwechseln ähnlich – bis auf den Slogan: „Enser bewegt – Wieder Nr. 1“, lautet es in luftiger Höhe vom CDU-Kandidaten im kleinkarierten Sakko. „Ernst bewegt sich – Diesmal Nr. 8“, heißt es an ausgesuchten Laternen, immer unter dem Ex-Bürgermeister und immer mit einem breit lächelnden Peter Ernst.
Für Gerhard Enser ist das „Diebstahl geistigen Eigentums und ein Armutszeugnis“, erklärte er den PNN. Er fordert von Peter Ernst, die „Plagiate“ zu entfernen. Juristische Mittel schloss Enser nicht aus – darüber habe abschließend der CDU-Ortsverband zu entscheiden.
„Alles Käse“, meint Peter Ernst. In einem ersten Telefonat mit Enser weigerte er sich, seine Plakate ab- oder umzuhängen. „Enser bewegt“, tagelang habe er sich über den „Slogan ohne jede Aussage“ geärgert, bis er begriff: „Das ist gar keine eigene Leistung.“ Und deshalb wissen nun alle: „Ernst bewegt sich.“
Angst habe er nicht um seine Plakate. Sollte sich Ensers Plagiatvorwurf juristisch erhärten, werden sie eben überklebt, getreu dem Motto: „Enser hats verboten – das macht den ganzen Quatsch noch quätscher“.
„Wir werden noch entscheiden, ob wir juristisch gegen die Plagiate vorgehen“, sagte Enser. Schließlich sei die Dimension des geistigen Diebstahls noch viel größer: Immer wieder habe er auf dem Weg durch den Landkreis – bewegt durch einen roten, wahlwerbebeklebter BMW – auch jede Menge „Bewegung“ auf anderen SPD-Wahlplakaten gefunden: die einen „bewegen“ Teltow und andere gar den Landkreis. Dabei wisse doch jeder, meint Enser selbstbewusst, wer der Motor in der Region sei – „Enser und die CDU“. Letztendlich kann er dem Streit auch etwas abgewinnen: Während die CDU Sachthemen abarbeite, sei die Konkurrenz damit beschäftigt, seinen Wahlkampf zu kopieren. Tobias Reichelt
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