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Potsdam-Mittelmark: Ein bisschen Adlon in Teltow

Rüdiger Patzschke, bekannt für traditionell-klassische Architektur, plant ein Geschäftszentrum

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Teltow - Sie bauen Hotels in Bombay, China und an der südafrikanischen Gardenroute. Das neue Adlon am Pariser Platz entstand auf ihrem Reißbrett. Ihre Entwürfe für Wohn- und Geschäftshäuser wurden in u.a. in Berlin, München, Frankfurt verwirklicht, Villenviertel im Grunewald und am Griebnitzsee tragen ihre Handschrift. Das Architekturbüro der Brüder Jürgen und Rüdiger Patzschke zählt zu den renommiertesten der Zunft. Die Übernahme traditioneller Werte und deren Übersetzung in die Gegenwart prägt die – mitunter kritisch bewertetet – Philosophie des Hauses.

Und nun Teltow! Für eine 18 000 Quadratmeter große Brache an der Lichterfelder Allee hat Rüdiger Patzschke die Idee eines Einkaufszentrums skizziert.

Der Titel auf dem Baustellenschild verheißt Modernes: „Einkaufszentrum!“ Schon schält sich eine – im besseren Fall – gläserne Fassade heraus, mit ein par Stahlstreben als einzige Zierde. Ein Shoppingcenter auf der grünen Wiese – man denkt an Wust und Dallgow, sieht Tankstellen, Baumärkte und Discounter im Universallook und schüttelt sich. Doch die Skizze auf der Reklametafel spricht eine andere Sprache. Keine erschlagende Einheitsfront, kein phantasieloser Kasten. Stattdessen eine durch zahlreiche Fenstergruppen fein gegliederte Fassade und acht unterschiedlich gestaltete Gebäude, die sich einander reihen – mal etwas vorgerückt, mal etwas zurück versetzt, farblich nuanciert.

Der Name Patzschke steht für eine klassisch-traditionelle Bauweise. Die Bauten der Zwillinge und ihrer Partner sollen belegen, dass gegenwärtige Architektur technisch einwandfrei und dabei zugleich sinnlich sein kann. „Es geht uns um die Würdigung von Baukultur und Baugeschichte“, betont Rüdiger Patzschke. Zu Sicherheit lieber klassisch als missglückt modern? Bei allem Plädoyer für klassisch-traditionelle Bauweise lasse ihre Architektur im Detail erkennen, „dass wir im 21. Jahrhundert leben“. Fenster, Dächer, Putz – all das sei anders zu bewerten als vor 100 Jahren.

Teltow sei ein Ort, wo man den Rückgriff auf bewährte Traditionen nicht scheuen müsse. Häufig empfindet man die Stadt als Durchgangsstraße, der Ruhlsdorfer Platz ist mehr Verkehrsknoten als vorzeigbare städtebauliche Visitenkarte. Doch hat der Ort seine Geschichte und Tradition und künftig eine zentrale Funktion für die Region. Von daher ist die Stadt ein geeignetes Reißbrett für die Berliner Architekten, deren Entwürfe stets den historischen als auch den augenblicklichen Kontext eines Standortes respektieren wollen. „Wir wollen Teltow ein Gesicht geben, an das man sich erinnert, wenn man den Ort wieder verlässt“, beschreibt Rüdiger Patzschke das Unterfangen.

Nahezu grotesk, dass man im Rathaus bislang gar nichts von den anspruchsvollen Ideen um das Eingangsbild der Stadt wusste. Auf das Baustellenschild angesprochen, zuckte Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD) jüngst im Stadtparlament mit den Schultern: „Keine Ahnung.“ Inzwischen haben Schmidt, Teltows Wirtschaftsförderin Anne Böttcher, Architekt Patzschke und Dieter Sommerfeldt von der BB Bauträger GmbH, Initiator des Projekts und Eigentümer der Flächen, enge Abstimmung vereinbart. Dies sei die Basis, um das Vorhaben baurechtlich und wirtschaftlich zum Erfolg zu führen, so Böttcher gegenüber den PNN. Noch in diesem Jahr will der Investor die Unterlagen für den Bauantrag einreichen. Baubeginn ist ab 2009 geplant.

Neben drei Supermärkten und Einzelhandelsläden sollen ein Ärztehaus, eine Seniorenresidenz sowie zwei Restaurants entstehen. Städtebaulich dürfte dem Vorhaben nichts entgegenstehen: In dem allerersten Bebauungsplan, den Teltows Stadtpolitiker nach der Wende beschlossen, definierten sie das Areal als Handelsfäche. Die städtebaulichen Vorgaben nennt Architekt Patzschke „wunderbar“: Die Geschäftszeile ist direkt an der Straßenfront platziert, die Parkplätze dahinter. Auch der Bauherr „hat Sinn für Stadtgestaltung“. Patzschkes Lob kommt nicht von ungefähr: Schließlich arbeiten die BB Bauträger-Gesellschaft und das Architekturbüro schon seit Jahren zusammen, in denen mehrere Einkaufszentren gebaut wurden. „Es ist immer alles glatt gegangen.“ Dieser Ruf scheint auch dem Teltower Vorhaben voraus zu eilen: Für das komplette Erdgeschoss der Geschäftszeile haben Mieter bereits ihr Interesse bekundet. Peter Könnicke

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