Potsdam-Mittelmark: Ein Denkmal der Gastlichkeit gesetzt
Werder ehrte zum 100. Todestag den Begründer der Bismarckhöhe, Gustav Altenkirch
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Werder - „Sein Schaffen war ohne Zweifel von nicht geringer Bedeutung für seine Vaterstadt Werder (Havel). Sein Tod hat deshalb aufrichtige Trauer erweckt.“ So zitierte gestern Bürgermeister Werner Große eine Werderaner Tageszeitung vom 17. Februar 1906. Drei Tage zuvor, am 14. Februar 1906, war Gustav Altenkirch einem Krebsleiden erlegen. Neben dem Bürgermeister legten auch Dieter Mantz, Vorsitzender des Fördervereins Bismarckhöhe, und die Vorsitzende der Werderaner Stadtverordnetensitzung, Annette Gottschalk, Gedenkgebinde am Grab anlässlich des 100. Todestages nieder.
„Als Gründer der Ausflugsgaststätte Bismarckhöhe wirkte Gustav Altenkirch nicht nur für sich und seine Familie, sondern er erwarb auch Verdienste bei der Entwicklung seiner Heimatstadt“, betonte Große. „Es ist deshalb unsere Pflicht, ihm für sein Lebenswerk zu danken.“ Ende des 19. Jahrhunderts kamen bereits viele Touristen nach Werder. Das alljährliche Blütenfest hatte sich seit 1879 etabliert. Die vielen tüchtigen Obstzüchter trugen der Entwicklung Rechnung und bewirteten die Gäste. Auf den Anhöhen entlang der Havel entstanden Höhengaststätten. Auch der Obstzüchter Gustav Altenkirch gehörte zu denen, die diesen wirtschaftlichen Trend erkannten. Er legte 1890 mit einem einfachen Schankzelt auf seiner Plantage am Galgenberg den Grundstein für das spätere, weithin größte Vergnügungsetablissement Werders. 1894 wurde daraus die Gaststätte „Galgenberg“, in der Christian Morgenstern den „Bund der Galgenbrüder“ gründete.
Gustav Altenkirch erhielt 1896 die Schankgenehmigung für seine Gaststätte, nunmehr in „Bismarckhöhe“ umbenannt. Rasch entwickelte sich das von ihm vorbildlich geführte Restaurant zu einem Magnet für Einheimische und besonders für Gäste aus Berlin. Stets waren Bauarbeiter mit Anbauten beschäftigt. Er ließ ein kleines Hotel bauen und einen dreistöckigen Aussichtsturm aufsetzen. 1905 wurde der Große Saal als Ballsaal ausgebaut und am 14. Dezember eröffnet. Von der Anlegestelle an der Föhse hatten bald die Ausflügler einen kurzen Weg bis zur Bismarckhöhe. Altenkirch selbst hatte nur noch wenig Freude daran, aber sein Sohn Gustav Altenkirch führte die Höhengaststätte im Sinne des Vaters bis zum 2. Weltkrieg weiter, denn sein Vater hatte ihn mit aller Strenge darauf vorbereitet.
Dieter Mantz, Vorsitzender des 2003 gegründeten Freundeskreises für die Rekonstruktion der in der Nachkriegszeit durch vielerlei Nutzungen baulich herunter gekommenen Höhengaststätte, erinnerte gestern auch an die Schwierigkeiten, die Gustav Altenkirch zu überwinden hatte. „Es war ja nicht so, dass sofort Jubel, Trubel Heiterkeit dort oben herrschte. Es gab viele Skeptiker, die mit dem Kopf über die ,irren Pläne’ geschüttelt haben. Doch er verfolgte sein Ziel mit einem unbeirrbaren Unternehmergeist“, sagte Mantz. „Er setzte hier in Werder ein Denkmal der Gastlichkeit mit dem berühmten und im Umfeld weit und breit schönsten Ballsaal. Unser Ziel ist es, diesen in Zusammenarbeit mit der Stadt so schnell wie möglich wieder mit Leben zu erfüllen.“
Zum diesjährigen Baumblütenfest wird im 1. Geschoss des Turms ein Altenkirch-Zimmer eröffnet. Es wird drei Abteilungen haben: Die Verbindung der Stadt Werder zur Bismarckhöhe, die Geschichte der Altenkirchs und das Wirken des Freundeskreises. Große betonte die Hoffnung, 2007 den Baumblütenball in im Saal der Bismarckhöhe feiern zu können. Die Stadt habe 2005 gut gewirtschaftet. „Deshalb werden wir noch einmal rund eine Million Euro nachschieben, damit unser Kampfziel Wirklichkeit werden kann.“ Wofgang Post
Wofgang Post
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