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Jubilare. Karlheinz Hesener wurde gestern 102 Jahre alt, seine Frau am Sonntag 100.

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Potsdam-Mittelmark: Ein Ehepaar, 202 Lebensjahre

Hildegard und Karlheinz Hesener sind die ältesten Stahnsdorfer. Er wurde gestern 102, sie ist 100 Jahre alt

Von Enrico Bellin

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Stahnsdorf - Hildegard und Karlheinz Hesener kommen aus dem Feiern nicht mehr raus. Am Sonntag wurde die Stahnsdorferin 100 Jahre alt. „Heute hat Kalle nachgezogen“, sagte Hildegard am gestrigen Montag. Da feierte ihr Mann seinen 102. Geburtstag.

Die Eheleute, die bereits seit 75 Jahren verheiratet sind, sind gleichzeitig die ältesten Stahnsdorfer. Seit zweieinhalb Jahren leben die beiden im betreuten Wohnen „Sonneneck“ an der Potsdamer Allee, vorher haben sie in Potsdam gewohnt. Noch mit 97 Jahren schmiss Hildegard Hesener den Haushalt ohne Hilfe, bis ihr Mann eines Tages stürzte. Da entschieden die beiden, in das damals neue Stahnsdorfer Wohnprojekt zu ziehen.

Kennengelernt haben sich der gebürtige Rheinländer und die Stahnsdorferin durch Hildegards Bruder. Der arbeitete bei Siemens in Berlin, wohin auch der Elektriker und Ingenieur für Fernmeldetechnik Karlheinz versetzt wurde. „Mein Bruder hat dann eine Feier organisiert, um die Zugezogenen besser zu integrieren.“ Da hat Hildegard ihren Karlheinz gesehen, durch ein Spiel mussten sie sich küssen. „An dem Tag habe ich schon gemerkt, dass das der Richtige ist.“ Seither sind die beiden zusammen, bekamen zwei Söhne und haben inzwischen drei Enkelkinder.

Viel haben sie erlebt. Sohn Manfred kam in der Bombennacht auf Potsdam am 13. April 1945 zur Welt. Das private Krankenhaus wurde zertrümmert, Hildegard fand mit ihm und dem älteren Sohn Helmuth Zuflucht im Keller des Neuen Rathauses. Vater Karlheinz war da in einer Danziger Forschungsanstalt stationiert. In den Wirren der Nacht wurde das Baby vertauscht, doch da Kinder damals nach der Geburt Namensbändchen erhielten, bekam Hildegard ihren Manfred zurück. Doch in die Wohnung in der Teltower Vorstadt konnte sie nicht zurück, da die Lange Brücke zerstört war. „Eine kleine, dünne Frau hat mich dann bei sich aufgenommen, bis es eine Pontonbrücke gab“, erinnert sich die gelernte Verkäuferin Hildegard.

Seither hielt die Familie zusammen. Die Kinder waren am Tag des Mauerbaus in Westberlin, „aber wegen der Harmonie in der Familie sind wir schnell wieder in den Osten gegangen“, sagt der 73-jährige Helmuth. Auch das Glück in der Ehe scheint sich vererbt zu haben, sowohl Helmuth als auch Manfred steuern mit ihren Frauen auf die Goldene Hochzeit zu.

Hildegard Hesener beteuerte am Montag, dass sie nie einen anderen Mann hätte haben wollen. Zu ihrem Jubiläum trug sie einen Gips am Handgelenk: Beim Finale der Fußballweltmeisterschaft wollte sie in der Halbzeit ganz schnell ins Bad, um rechtzeitig zum Anstoß wieder vor dem Fernseher zu sein. Dabei fiel sie, stützte sich mit der Hand ab und brach sich das Gelenk. „Im Wartesaal des Krankenhauses habe ich dann aber das Tor für Deutschland noch gesehen“, sagt die 100-Jährige. In wenigen Tagen soll der Gips ab.

Gemeinsam mit ihrem Mann, der sich nicht mehr gut artikulieren, den Gesprächen aber noch folgen kann, hatte sie gestern einen Wunsch: „Das wir im kommenden Jahr wieder alle in dieser Runde beisammensitzen.“ Wenn es dazu kommt, wird wohl auch Landrat Wolfgang Blasig (SPD) wieder dabei sein. „Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, zu jedem 100. Geburtstag im Kreis zu gehen“, so Blasig. Doch dann realisierte er, dass das im Landkreis rund 65 Feiern im Jahr wären. Nun beschränkt er sich auf besondere Fälle, wie die des zusammen 202 Jahre alten Paares. Enrico Bellin

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