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Potsdam-Mittelmark: Ein Garten für weitergereiste Steine

Ein beinahe mystischer Zauber am Seddiner See

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Ein beinahe mystischer Zauber am Seddiner See Seddiner See - Der Garten für die weitgereisten Steine im Ortsteil Kähnsdorf bot am Samstagabend zu Beginn der blauen Stunde ein imposantes Bild. Denn im Findlingsgarten am Seddiner See waren Fackeln entlang des Rundweges aufgestellt worden, und auf der Wiese hatten die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr ein Lagerfeuer entzündet. Weithin sichtbar also, dass es sich trotz Nieselregens lohnen könnte, vorbei zu schauen auf der steinreichen Wiese. Im Schein der Fackeln entfalteten die Steinbrocken einen beinahe mystischen Zauber, der sich noch steigerte angesichts des Alters der Findlinge, das auf kleinen Schildern vermerkt wurde. Denn je nach Herkunftsgebiet liegen ihre Metamorphosenalter zwischen 1900 und 900 Millionen Jahren. Die Findlinge und unzähligen Feldsteine rollten mit dem Gletschereis aus Skandinavien und dem Ostseeraum ins Seddiner Land. Das ist ungefähr 15 000 Jahre her und auch der große Seddiner See entstand durch „Eisstauchungen“. Neben großen tonnenschweren Gesteinsblöcken aus Granit sind auch Marmorsteine und viele Feldsteine links und rechts des Weges zu besichtigen. Gleich vorn am Eingang ein typischer Lesesteinhaufen, wie er früher oft an Feldrainen zu finden war. Eine Erinnerung an die Mühsal und die Rückenschmerzen der Bauern, die in jedem Frühjahr aufs Neue die Steine von den Äckern auflesen mussten. Die Mitglieder des Vereins Findlingsgarten haben auf einer Freifläche von 25000 Quadratmetern einen Lehrpfad angelegt, der die gesamte Geologie des Untergrundes dieser nordischen Region versammelt. Auch Besonderheiten wie Gletscherschliff und Windschliff an Steinen sind dokumentiert, und ein bisschen fühlt man sich zurück versetzt in eine Landschaft nach der Eiszeit. Als der Nieselregen aufhörte, zog eine Formation schreiender Wildgänse am nachtblauen Himmel entlang und wenige Minuten später trafen die ersten Kinder mit Laternen am Lagerfeuer ein. Die hatten sie zuvor in der Kähnsdorfer Kulturscheune gebastelt und umringten nun aufgeregt das lodernde Feuer, denn die Erwachsenen hatten ihnen versprochen, dass sie jetzt Stockbrot backen dürfen. Schon einige Minuten später zog ein verlockender Duft über die Wiesen und auch die Eltern mochten nicht lange zusehen und hielten selbst Stöcke mit Teig ins Feuer. Akkordeonmusik und der Duft von Glühwein ließen romantische Stimmung aufkommen. Einige Besucher waren so begeistert, dass sie sich für den Sonntagabend zum Lagerfeuer im eigenen Garten verabredeten. Das knisternde Feuer, das knusprige Gebäck und der sternenübersäte Himmel gefielen auch den Kindern so gut, dass den meisten der Abschied vom Findlingsgarten schwer fiel. Evelin Janke freute sich gemeinsam mit ihrer Enkelin Luisa aber schon auf den zweiten Teil der Museumsnacht. „Wir wollen noch zur Posthalterei nach Beelitz“, erklärten sie, „denn dort will der Postmeister mit seiner Laterne durchs Stadtmuseum wandern und dabei Gruselgeschichten erzählen“. Kirsten Graulich

Kirsten Graulich

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